Die Initialrede hielt Joschka Fischer: Die Energiewende sei die wichtigste und richtige Entscheidung gewesen, die die Regierung seit langem getroffen habe. Aber er bescheinigte der Bundesregierung große Defizite bei der Umsetzung – eine grundsätzlich andere Herangehensweise sei notwendig. Und: Die Sparsamkeit sei heute nicht mehr ein Ausdruck von Mangel, sondern von Intelligenz. Zur energetischen Sanierung höre man seitens der Regierung immer nur Lippenbekenntnisse – aber dabei bliebe es und das sei zu wenig.
Prof. Gerd Hauser vom Institut für Bauphysik Fraunhofer blies bei seinen Ausführungen ins gleiche Horn: „Die Koordination der Energiewende ist nicht erkennbar.“ Der Gebäudebestand hat eine zentrale Bedeutung – schließlich werden für die Raumwärme rund 40 % der Endenergie verbraucht. Die Bundesregierung hätte zwar die richtigen Weichenstellungen getroffen. Die Ziele seien nur mit den aktuellen Maßnahmen nicht zu erreichen. Als Beispiel nannte er das Gerangel um die Abschreibungsmöglichkeiten von energetischen Sanierungsmaßnahmen. Hier passiere gar nichts und der Bundestag und -rat streiten jetzt schon in der 5. Vermittlungsrunde. Diese „hochkritische Situation“ sei für ihn nicht verständlich.
Päckchenlösungen oder nicht?
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion ging es zunächst weiter mit politischen Schuldzuweisungen: Die Bundestagsabgeordnete Petra Müller (FDP, Mitglied im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) und der Bauminister in NRW, Michael Groschek zankten sich auf der Bühne, wer denn den Missstand bei der steuerlichen Abschreibung für energetische Sanierung zu verantworten habe und Ulrich Tschorn wiederholte die Vorredner Fischer und Prof. Hauser mit seinen Worten: „Wir brauchen einen verlässlichen Fahrplan und kein Hickhack.“ Er vermisse den Weg, der aufgezeigt werde. Nachdem Petra Müller von einer „Päckchenlösung“ sprach, die jetzt praktiziert werde, da man mit dem Bundesrat keine ganzheitliche Lösung hinbekommen würde, nahm Joschka Fischer dieses Bild zum Anlass einer deutlichen Kritik: „Das Schwarzer-Peter-Spiel ist zum Gähnen. Wie wollen wir die Energiewende mit diesen Päckchenlösungen hinbekommen? Ich habe Zweifel.“ Wenn das aber nicht gelänge, dann würde auch das internationale Ansehen Deutschlands extrem leiden.
Klaus Gayko als Initiator des Branchenforums stellte heraus, dass man dem Verbraucher noch viel mehr Orientierung geben müsse und dass die Zielgruppenansprache optimiert werden müsse. Die Antworten wären vorhanden, aber der Verbraucher ist allzu häufig noch verunsichert.
Zum Schluss der Veranstaltung vermittelte noch Zukunftsforscher Christian Hehenberger seine perspektivische Sicht für die nächsten Jahre und skizzierte folgendes Szenario: Energie werde zum Luxusgut und im Gebäudebestand werde es eine starke Polarisierung geben: Objekte, die eine schlechte Wärmedämmung haben, werden extrem an Wert verlieren. Objekte, die auch eine Photovoltaikanlage integriert haben, werden deutlich im Wert steigen. Und ein Trend werde sich mit Sicherheit abzeichnen: die 50 Plus Generation werde 2020 über 60 % des Geldvermögens in Deutschland besitzen und dieses Geld auch ausgeben. Deshalb gab er den Beteiligten einen Rat: „Seien sie stolz und jammern sie sich nicht krank. Wer an die Zukunft denkt, wird auch eine haben.“
Daniel Mund
Mehr Fotos von der Veranstaltung in der Bildergalerie unter www.facebook.de/glaswelt.