Die gute Resonanz auf diese Idee im Markt sowie auf der Nürnberger Leitmesse fensterbau/Frontale waren für die H-NET-Initiatoren der Anlass, interessierten Fachbetrieben aus der Holzfensterbranche einen Workshop zum Thema Einzelteilfertigung anzubieten.
Schon 2 Monate nach der Messe fand am 29. Juni 2010 in der Holzfachschule Bad Wildungen der erste H-NET-Workshop statt. Ziel der Veranstalter war es, mit Fensterbauern, die die Einzelteilfertigung als Zukunftschance für das Holzfenster bereits erkannt haben und sich auf die neuen Anforderungen der EnEV 2012 ausrichten wollen, in einem sehr direkten Gedankenaustausch die vielfältigen Chancen der Einzelteilfertigung zu diskutieren.
Dabei konnten alle Teilnehmer des Workshops auf die bereits vom H-NET in den letzten beiden Jahren gesammelten und systematisierten technischen Lösungsansätze sowie Erfahrungswerte aus Theorie und Praxis zurückgreifen. Auf diese Weise konnten sich die Teilnehmer schon jetzt ein viel anschaulicheres Bild von dem machen, wie ihr Betrieb die Anforderungen der Zukunft meistern könnte.
Als Einstieg in die Diskussion hatte das H-NET eine Präsentation über die Fensterproduktion bei der Fa. Scherrer aus Niederhelfenschwil (Schweiz) gewählt. Der Betrieb hatte sich erst letztes Jahr für die Einzelteilfertigung entschieden und dementsprechend seine Fertigungseinrichtungen modernisiert und ein flexibles Automatisierungskonzept mit garantiert kurzen Durchlaufzeiten eingerichtet. Für Primo Vorburger, der Projektleiter der Umstellung beim Fensterspezialisten Scherrer, benannte dabei die Vorteile der Holzfenster-Einzelteilfertigung:
- Rationelle und platzsparende Beschichtung, sowie rationeller Zwischenschliff
- Arbeitsgänge, wie nachträgliche Außenprofilierung entfallen
- Einsatz rationeller Verbindungselemente; dadurch ausserdem keine Beachtung von Zapfenteilung für Profilierung erforderlich
- Komplettbeschichtung der Einzelteile, auch stirnseitig
- Rationelle Beschlagmontage
Gemeinsam mit den Maschinen-, Werkzeug- und Oberflächenspezialisten sowie dem Befestigungsspezialisten SFS intec habe Scherrer mit der „Idee Einzelteil-Fertigung“ einen Weg gefunden, eine neue Fenstergeneration qualitativ höherwertig und gleichzeitig rationeller und wirtschaftlicher herzustellen. Zudem erlaubt die Fertigung die Herstellung von individuellen Bauelementen nach Kundenwunsch.
Anschließend stellten sich alle Teilnehmer von Fachbetrieben wie auch die Vertreter der H-NET-Mitglieder Homag, Oertli, Remmers, Siegenia-Aubi und SFS intec stellten sich und ihre Firmen kurz vor. Dabei erläuterten sie ihre Vorstellungen, Ideen und Wünsche in Bezug auf die Einzelteilfertigung, wodurch sich schnell eine sehr konstruktive und fruchtbare Diskussionsrunde entwickelte.So konnten dank der Anwesenheit der Fachleute selbst extreme Detailfragen wie z.B. zur Konfiguration des Spezialwerkzeugs für das Fräsen im Rahmen der Lose-Stab-Fertigung oder zu den optionalen Tauch-, Flut oder Spritzverfahren bei einer Einzelteilbeschichtung von den Spezialisten der Firmen Oertli bzw. Remmers schnell und präzise beantwortet werden.
Der intensive Know-how-Austausch wurde nur unterbrochen durch die zwei großen Praxisteile des Workshops, wodurch die vom H-NET aufgebaute Kompetenz in der Einzelteilfertigung anschaulich und sogar handgreiflich wurde:
- Zunächst konnte Dittmar Seibert, Leiter der Holzfachschule Bad Wildungen, die Leistungsfähigkeit seines Ausbildungszentrums unter Beweis stellen, indem er den Workshop-Teilnehmern auf einem Homag-BAZ der neuesten Generation eine vollautomatische Einzelteilbearbeitung vorführte.
- Im zweiten praktischen Teil des Workshops führte Roland Schöler von der Fa. Siegenia-Aubi die Beschlagsmontage mit dem TITAN iP am losen Stab vor. Die 8 lose auf dem Montagetisch liegenden, sechsseitig beschichteten Kantel zweier Fensterrahmen waren dann u.a. mit dem MC-Befestiger von SFSintec in wenigen Handgriffen schnell und dauerhaft sicher montiert.
Übrigens: Zur Klärung und konkreten Umsetzung des jeweils betriebs-spezifischen Optimierungspotentials für die Einzelteilfertigung – von der Planung, der Arbeitsvorbereitung und der Herstellung bis zum Einbau der fertigen Fenster, also über die komplette Wertschöpfungskette hinweg – haben sich einzelne Teilnehmer schon auf dem Workshop auf Termine für Besuche bei dritten Fachbetrieben oder auf gegenseitige Betriebsbesichtigungen geeinigt.