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-50º Celsius - kein Problem: Stahlbaupreise für Extremgebäude

Die indische Forschungsstation Bharati wurde in Deutschland konzipiert, gefertigt und vormontiert. Hinter dem Entwurf steht das Planungsbüro bof architekten aus Hamburg. Die raumschiffartige Architektur, die in Kooperation mit der IMS Ingenieurgesellschaft und Heinrich Lamparter Stahlbau entstand, hat die Jury des Europäischen Stahlbaupreises 2013 vor allem durch ihr „innovatives und nachhaltiges Design“ überzeugt sowie durch „die hervorragende Ausführungsqualität unter extremen Wetterbedingungen“ beeindruckt.

Gerade die Größe der Glasfronten für die Nord- und Südfassade der Station stelle eine Herausforderung dar. Denn die 90 m2 großen Glasflächen müssen viele Monate im Jahr den extremen antarktischen Klimabedingungen trotzen. Hierfür entwickelte die Christophe Lenderoth GmbH aus Bremen spezielle Aluminium-Glas-Konstruktionen in Pfosten- und Riegel-Bauweise auf Basis von Wicona-Profilen. Dabei kommen hochwärmedämmende Isoliergläser von Saint-Gobain Glass im 3-fach-Aufbau sowie elektrisch beheizte Rahmen zum Einsatz.

Auf Stahlstützen gebaut und windschnittig geformt trotzt die Station Schneeverwehungen und Stürmen mit Windgeschwindigkeiten von über 250 km/h. - IMS/bof architekten GbR - © IMS/bof architekten GbR
Auf Stahlstützen gebaut und windschnittig geformt trotzt die Station Schneeverwehungen und Stürmen mit Windgeschwindigkeiten von über 250 km/h. - IMS/bof architekten GbR
Bei der Planung für den Aufbau musste ein sehr enges Zeitfenster berücksichtigt werden: denn das Gebäude konnte nur in den antarktischen Sommermonaten von November bis März errichtet werden. So wurden die Transportmittel für das Baumaterial – Seecontainer – gleichzeitig als innere Hülle und Tragwerk genutzt. Die Polarstation besteht aus 134 Containern und vorgesetzten Fassadenelementen.

Leistungsträger Fassade
Die Fassade stellte Architekten und Ingenieure vor große Herausforderungen, denn das Gebäude musste sehr gut gedämmt, windschnittig, vor Schneeverwehungen und hohem Sonneneintrag geschützt sein. Ziel bei der Gebäudedämmung war es, in der Station eine Raumtemperatur von 23º Celsius zu erreichen. Hierfür fertigte die Christophe Lenderoth GmbH (Glasfassaden und Metallbau) aus Bremen eine Konstruktion in Pfosten-Riegel-Bauweise. Diese wurde mit insgesamt 207 m² hoch wärmedämmendem 3-fach-Isolierglas versehen.

Effizientes Gebaudekonzept: Die Polarstation besteht aus 134 Containern sowie einer vorgesetzten Außenfassade. - IMS/bof architekten GbR - © IMS/bof architekten GbR
Effizientes Gebaudekonzept: Die Polarstation besteht aus 134 Containern sowie einer vorgesetzten Außenfassade. - IMS/bof architekten GbR
Peter Fromhold, Objektberater bei Saint-Gobain Glass Deutschland: „Die Vorgaben an das Glas waren klar formuliert: Es musste beste Wärmedämmwerte aufweisen. Wir konnten ein Hochleistungsglas anbieten, das 0,5 W/m²K erreicht. Zusammen mit der 10 cm starken Mineralwolldämmung an den inneren Containerwänden werden in der Station 23º Celsius erreicht."

Da in der Antarktis bis zu 24 Stunden lang die Sonne scheint und sich das Gebäude aufheizen kann, bietet eine spezielle Glasbeschichtung zudem einen selektiven Sonnenschutz: Sie lässt mit einem Transmissionswert TL von 68 % ein Maximum an Licht ins Innere und schützt gleichzeitig vor UV-Strahlen, die durch das Ozonloch über der Antarktis besonders stark sind.

Der Gebäudeentwurf erhielt neben dem European Steel Design Award 2013 auch den Deutschen Stahlbaupreis 2013.

bof-architekten