Offene Stellen und Auftragsablehnung im Baugewerbe erreichen Höchststände. Die sinkenden Zahlen der Genehmigungen im deutschen Wohnbau kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Neubau nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau bewegt. Die Fertigstellungsraten entwickeln sich weiterhin positiv und immer noch stellt sich die Frage, wie viel die deutschen Verarbeiter überhaupt (noch) bauen können. Viele weitere Fragen, wie das Verhältnis zwischen Neubau und Sanierung oder die Produktabsätze in den einzelnen Segmenten, hängen von dieser Frage ab.
In einer Umfrage haben 71 % der Verarbeiter angegeben, dass sie im Jahr 2018 Aufträge aufgrund fehlender Kapazitäten abgelehnt haben. So haben beispielsweise 80,0 % der Dachdecker 2018 Aufträge aufgrund einer zu hohen Auslastung abgelehnt. Gleiches gilt auch für die Zimmerer sowie Schreiner und Tischler. Im Jahr 2017 waren es überwiegend Bestandsmaßnahmen und Sanierungsprojekte, die von den Verarbeitern abgelehnt wurden. Ursächlich war eine Verschiebung der Kapazitäten in den Neubau.
Zwar wurden auch im vergangenen Jahr deutlich mehr Bestandsmaßnahmen und Sanierungsprojekte abgelehnt als Neubaumaßnahmen, jedoch ist der Anteil abgelehnter Bestandsmaßnahmen und Sanierungsprojekte rückläufig. Viele Verarbeiter geben an, wieder mehr Sanierungen im Projektvorlauf zu haben. Mittelfristig werden Bestandsmaßnahmen damit wieder an Bedeutung gewinnen.
Angesichts dieser Ergebnisse stellt sich die Frage nach Kapazitätsausweitungen bei den Betrieben, dabei haben die Betriebe mit einem Mangel an qualifizierten Bewerbern im Bauhandwerk zu kämpfen: Mehr als 1/3 der Betriebe wollten die Kapazitäten im vergangenen Jahr ausweiten, haben jedoch keine qualifizierten Mitarbeiter am Arbeitsmarkt gefunden.
Dieses Ergebnis ist wenig überraschend. Die offenen Stellen im Baugewerbe sind seit 2013 deutlich gestiegen. Im 4. Quartal 2018 lag die Anzahl der offenen Stellen im Baugewerbe bei 134 000 (+37,4 % zum Vorjahresquartal).