Auf der Agenda des Symposiums „fenestra vision“ standen nicht nur technische Themen, es wurden auch aktuelle Zahlen aus der Bau- und Fensterbranche genannt sowie die mittelfristigen gesellschaftlichen Veränderungen. Diese werden auch die (Fenster-)Baubranche nachhaltig beeinflussen, so der Tenor der Veranstaltung. Eingeladen hatte Swisspacer, Hersteller des gleichnamigen Warme Kante Abstandhalters.
„Mit unserem Symposium suchen wir Menschen mit Visionen, um künftige Entwicklungen für mehr Energieeffizienz im Bauwesen zu diskutieren. Dazu bieten wir eine Plattform, um die Marktteilnehmer aus verschiedenen Bausegmenten zusammenzubringen“, so Veranstalter Andreas Geith, Geschäftsführer von Swisspacer. Ziel sei es, in der Branche eine interdisziplinäre Diskussion anzuregen. Geith: „Wir sind fest davon überzeugt, dass es eine intensivere Kommunikation zwischen allen Baubeteiligten braucht, um neue Lösungen für neue Komponenten im Fenster und in der Fassade zu finden sowie mögliche Steigerungen der Energieeffizienz bei Gebäuden auszuloten.“ Auch der Swisspacer als Warme Kante Abstandhalterlösung werde seinen Teil dazu beitragen.
• Die Treibhausgas-Emissionen sollen um 20 Prozent sinken (gegenüber dem Referenzjahr 1990).
• Der Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch soll auf mindestens 20 Prozent steigen.
• Der Primärenergieverbrauch soll durch eine Steigerung der Energieeffizienz um 20 Prozent gegenüber dem für 2020 prognostizierten Niveau gesenkt werden.
Alain Maugard, der Präsident der Qualibat (französische Zertifizierungsstelle für Bauprodukte), zeigte auf, dass alle Industrieländer zunehmend verstädtern und zum zentralen Lebensraum für das Gros der Bevölkerung werden. Immer mehr Menschen leben vorrangig in der Stadt. Was ist daran problematisch?
Wenn in absehbarer Zeit 75 Prozent der Erdbevölkerung in Städten lebt, wird dort entsprechend viel Energie verbraucht und es werden dort signifikante Emissionsprobleme aufgeworfen. Hierzu brauche es clevere Lösungen für Bestandsgebäude, denn der Neubau in einem Industrieland mache nur rund 1 Prozent aus. Demnach brauche es Ansätze, um Plusenergie-Standards für den Gebäudebestand zu entwickeln. Und hier komme das Fenster ins Spiel: es werde zwar keine Wand ersetzen, aber es erlaubt passive und aktive Maßnahmen zur Energiegewinnung.
Das Plusenergiehaus wird auch im Bestand kommen
In seinem Beitrag warf ift-Leiter Ulrich Sieberath die Frage auf, wo die Grenzen von energieeffizienten Gebäudehüllen liegen. Welche Perspektiven haben wir? Die Zukunft liegt nicht nur in der Einsparung. Es braucht zusätzlich Energiegewinnung. Sieberath. „Nur die Verluste zu minimieren greift zu kurz und bietet heute kaum mehr Potential. Dem Plusenergiehaus gehört die Zukunft, dazu braucht es entsprechende Fenster. In solchen Systemen hat allerdings ein Aluminiumabstandhalter nichts mehr zu suchen. Nur noch die Warme Kante macht Sinn.“
Bei einem neuen Gebäude muss bei der Planung dafür gesorgt werden, dass eine gute Luftqualität berücksichtigt wird. Dazu müssen auch die Anschlüsse der energieeffizienten Komponenten geplant und fachgerecht umgesetzt werden (Wärmebrückenfreiheit). Durch neue, größere Fenster (und den damit vergrößerten Energiegewinnen) lasse sich der Verbrauch der Heizungsanlage teils bis um die Hälfte reduzieren.
Interessant war der Beitrag von Marktforscher Martin Langen von BL Marktdaten Bonn. Was die Wohnbauentwicklung in Europa angehe, gebe es nur zwei große Märkte: Russland und die Türkei. Hier spiele künftig die Musik.
Zu den Entwicklungen in den mittleren Märkte sagt Lange: „Wir haben große Rückgänge in Frankreich, auch in Polen ist der Wohnbau schwierig. Nur in Deutschland gibt es einen Bauboom.“ Dennoch schaffe es die (Fenster-) Baubranche nicht, entsprechende Preissteigerung durchbringen.
Nach seinen Prognosen liegt in Deutschland 2013 der Absatz von Fenstern unter der Marktnachfrage, da wir aktuell zu wenig Handwerker hätten, um den Bedarf zu bedienen. Dies solle sich ab dem kommenden Jahr allerdings wieder ändern.
Matthias Rehberger
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