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Eine Fuge ist eine Fuge, oder?

Im aktuellen Heft der GLASWELT , das am 06.Mai erscheint, hat der stellv. Chefredakteur Daniel Mund folgende Fachleute befragt:

Wilfried Berger ist Schreiner und Bauschadenanalytiker und betreibt in Berg bei Ravensburg ein Büro, welches Dienstleistungen für Handwerker, Baugeschädigte und alle Art von Schadensanalysen anbietet. Auf seiner Homepage sind umfangreiche Informationen über die fachgerechte Montage hinterlegt.

Rüdiger Müller ist Institutsleiter des PfB (Prüfzentrum für Bauelemente). Er ist ehrenamtlicher Vertreter des Verbraucherrates im DIN. In dieser Eigenschaft arbeitet er in relevanten Normenausschüssen mit.

Die Fragen:

  1. Welche Bedeutung hat für Sie für die Bauanschlussfuge das Prinzip „Innen dichter als außen"? Ist das Prinzip immer zwingend anzuwenden?
  2. Sind PU-Schäume alleine in der Lage, eine Baukörper-Anschlussfuge gleichzeitig zu dämmen und abzudichten? Lassen sich damit Anschlüsse herstellen, die den allgemeinen anerkannten Regeln der Technik genügen?
  3. Wie beurteilen Sie Schadensfälle im Vergleich zu früher? Hat sich bei den Ursachen und den daraus resultierenden Wirkungen etwas geändert? Nehmen Tauwasserprobleme im Baukörperanschluss zu?
  4. Die Montage ist im Vergleich zu früher deutlich aufwendiger und komplizierter geworden. Ist dies gerechtfertigt oder könnte man mit weniger Aufwand das Gleiche erreichen?

Die Antworten:

  • Wilfried Berger zu Frage 1: Nein. Es wäre beispielsweise fatal, wenn wir in einem historischen Fachwerkhaus, Membranen mit Alueinlagen einbauen würden. Entscheidend ist, dass wir die Bauanschlussfuge der Bausubstanz anpassen müssen. Und dabei müssen wir uns zuvor die Frage stellen, was wir von der Außenhülle erwarten. Im Neubau gilt es aber zu verstehen, dass wir ganz andere Häuser mit anderen Ansprüchen bauen wie vor 50 Jahren. Daher ist diese Forderung hier zwingend. Das Gleiche gilt aber auch für den Altbau. Wir können doch nicht ein Fenster einbauen, das einen Wärmeleitwert von ca. 1,1 W/m²K hat und dann die Fuge mit 3,0 W/m²K ausbilden und „absaufen" lassen. Das hat zwischenzeitlich jeder gute Handwerker verstanden. Und die, die es nicht verstehen, haben in diesem Markt nichts zu suchen.
  • Rüdiger Müller zu Frage 1: Ich stehe dem Prinzip sehr skeptisch gegenüber. Insbesondere für Holzfenster und dem praxisfremden Vorschlag, die Leibungen auszuputzen, ergab sich aus Erkenntnissen diverser Gutachterfälle wegen dieser „Absperrung" eine Zunahme der Holzfeuchte bis zur Fasersättigung. Gerade im Renovierungsbereich wird neben der Wärmedämmung der Baufuge beidseitig versiegelt und meist raumseitig noch verleistet. Damit ist die Fuge innen und außen dicht. Wird dann noch auf das Verputzen der Leibung verzichtet (was sowieso vom Bauablauf nicht anders möglich ist), liegt eine optimale Baufuge vor.

 

 

Die weiteren kontroversen Antworten lesen Sie in der aktuellen GLASWELT.