_ Besonders in den vergangenen Jahren setzte sich der Trend zu immer größeren und damit schwereren Fenstern und Türen durch: Die moderne Architektur arbeitet mit großen Fenstern, Türen mit Lichteinsätzen und großflächigen Fassadenverglasungen. Und beim Fensterelement ist die Dreifachverglasung heute Standard. Steigende Anforderungen an den Wärme- und Schallschutz sowie die Einbruchsicherheit (RC 2 bzw. RC 3) und den Komfort tragen ihr Übriges dazu bei, dass die Bauelemente noch schwerer werden.
Allein beim Fensterelement sind Flügelgewichte von 150 bis 180 kg keine Seltenheit, sondern die Regel. Solch schwere Elemente in der Fertigung oder auf der Baustelle sicher zu rangieren, funktioniert praktisch nur mit entsprechenden Hilfen. Zu groß ist die Gefahr, dass sich die Beschäftigten verletzen oder „einen Bruch heben“. Zugleich sind große und schwere Elemente oft unhandlich und können beim Transport aus der Hand rutschen.
Der Gesetzgeber schreibt in der ‚Lastenhandhabungsverordnung‘ vor, dass Arbeitgeber angehalten sind, in ihren Unternehmen die Voraussetzungen für rückenschonendes Arbeiten zu schaffen. Arbeitgeber sollen laut Gesetzgeber grundsätzlich dafür sorgen, Lastenhandhabungen durch organisatorische oder technische Maßnahmen zu vermeiden. Ist dies nicht möglich, muss ein Arbeitgeber die Arbeit so gestalten, dass die Beschäftigten ihre Tätigkeiten möglichst sicher und mit möglichst geringer Gefährdung der Gesundheit erledigen können. Dazu hat er die Gesundheitsgefährdung anhand bestimmter Merkmale der Lastenhandhabung zu beurteilen. Natürlich muss der Unternehmer auch dafür Sorge tragen, dass die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel und Erleichterungen von den Beschäftigten genutzt werden.
Genau wie für den Arbeitgeber ist es ein gesellschaftliches Ziel, die Arbeitskraft der Beschäftigten möglichst lange zu erhalten – im Idealfall bis zum regulären Renteneintritt. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt dramatisch verändert. Nicht nur in der Glas- und Fensterbranche finden Unternehmen heute kaum noch Fachkräfte. In den kommenden Jahren wird sich dieser Umstand nicht verändern. Auch aus diesem Grund sind Unternehmen heute gefordert, Arbeitsplätze attraktiv und rückenschonend zu gestalten. Investitionen in professionelle Transport- und Montagehilfen lohnen da auf jeden Fall. Und reichen die eigenen Geräte nicht aus, gibt es eine große Anzahl an Verleihern, die entsprechende Montagehilfen im Angebot haben, wenn beispielsweise ein- oder zweimal im Jahr besonders große Elemente montiert werden müssen. —
GLASWELT – Herr Walter, Herr Luft, welche Geräte und Montagehilfen verwenden Sie in der Praxis?
Gerd Walter – So pauschal lässt sich die Frage gar nicht beantworten, denn durch unterschiedliche Anwendungen, bedingt durch verschiedene Gebäudesituationen, benötigen wir immer auch unterschiedliche Hilfsmittel. Zunächst haben wir uns aber für den täglichen Bedarf zum Kauf des „Liftmaster“ von Bohle, eine mechanische Transport- und Montagehilfe, sowie des Bauminilifts „Flipper“ entschieden.
Peter Luft – Bei uns in der Montage sind es unterschiedliche Geräte. Angefangen beim Ortskran am Bauvorhaben, dem Mietkran (als Dachdeckerkran bekannt), dem Teleskopstapler (allgemein als Manitu bekannt) bis hin zu Seilwinden am Gerüst und Sonderlösungen wie einem Gerüstladestempel vom Gerüstbauer. Auch haben wir bereits die Variante Fassadenaufzug eingesetzt – mit einer Arbeitsfläche (Aufzugsbreite 18 m und Tiefe 2 m bis 80 m Höhe), fest montiert an der Fassade. Immer häufiger werden auch Lastenaufzüge eingesetzt, die sich schnell und einfach an den Fassadenaufzügen montieren lassen.
GLASWELT – Welche Stärken und Schwächen haben diese beiden Geräte?
Walter – Die Stärken des Liftmaster sind klar die leichte Handhabung, ein geringer Wartungsaufwand, einfache Transportmöglichkeiten, eine gute Beweglichkeit und die sehr kompakte Bauweise. Die Tragkraft beträgt 180 kg. Schwächen sind ein hoher Anschaffungspreis und auch, dass sich Verglasungen und Rahmen nur in geringer Einbauhöhe montieren lassen. Beim „Flipper“ zählen ebenfalls die gute Handhabung und der geringe Wartungsaufwand, die einfache Transportmöglichkeit sowie die gute Beweglichkeit und kompakte Bauweise zu den Stärken. Schwächen sind auch hier der Anschaffungspreis und das maximale Zuggewicht von 150 kg.
Luft – Stärken oder Schwächen einzelner Geräte sind für uns eigentlich nicht das Thema. Wir sehen insgesamt eher die Schwierigkeit, dass der Einsatz von Hilfsmitteln immer kostenintensiver wird und der Auftraggeber oder Generalunternehmer diese Kosten in der Regel nicht übernehmen will. Zugleich wird die zuständige Berufsgenossenschaft immer unerbittlicher und fordert regelmäßig die Vorlage von Konzepten zur Montage und Logistik. Diese wiederum müssen in einem sehr frühen Stadium aufgesetzt werden, um alle Gewerke darauf einstellen zu können. Ein Problem ist aber häufig der Platzmangel auf Baustellen, der den Einsatz der Hilfsmittel erschwert. Von der Berufsgenossenschaft wird auch gefordert, dass von den Monteuren Lasten über 25 kg nur noch mit mechanischer Unterstützung bewegt werden dürfen. Egal, ob dies immer möglich ist oder nicht. Ich befürchte, dass wir mit einer zunehmend höheren Dichte der Kontrollen rechnen müssen und es auch zum Stilllegen von Baustellen kommen wird.
GLASWELT – Nutzen Sie auch noch andere Montagehilfen?
Walter – Wir haben den 1-Rad-Transportsauger von Schulten im Einsatz, ebenso Klemmtransportwagen. Kräne, Hebebühnen und Aufzüge oder auch Teleskopstapler mieten wir bei Bedarf dazu, hin und wieder auch einen Glasboy von TGT.
Luft – Nein, eigentlich nur die genannten.
GLASWELT – Werden die Montagehilfen täglich und nur bei besonders großen Elementen genutzt?
Walter – Die Klemmwagen werden natürlich täglich genutzt. Alle anderen Hilfsmittel kommen objekt- bzw. auftragsbezogen zum Einsatz.
Luft – Aus den genannten Kostengründen werden Montagehilfen immer nur bei Bedarf eingesetzt.
GLASWELT – Welche Empfehlungen können Sie Ihren Montagekollegen in Bezug auf die Montage großer Elemente geben?
Walter – Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter unbedingt zur Nutzung der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel. Die Arbeitsqualität und Arbeitsleistung steigen eindeutig und auch die Gesunderhaltung des Monteurs wird gefördert. Außerdem freut sich der Kunde über die professionelle Arbeitsweise und bewertet das beauftragte Unternehmen deutlich positiver.
Luft – Meine Empfehlung ist, dass Monteure frühzeitig vor der Ausführung an der Montagekonzeption und Logistikplanung beteiligt sein sollten und alle beteiligten Akteure wie auch der Generalunternehmer und Fensterbauer mit im Boot sind. Denn nur gemeinsam sind die steigenden Anforderungen am Bau zu erfüllen.
Die Fragen stellten Daniel Mund und Matthias Fischer.