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Hilfestellungen im Detail

_ Dass die Befestigung von Fenstern ein großes Thema ist, leugnet keiner, der die Montagethematik nur ansatzweise kennt. Da wird geschraubt und befestigt, was das Zeug hält. Die Elemente werden immer größer, die Steine immer weicher. Und genau um diese Punkte geht es in dem Leitfaden bei der Befestigungsthematik. Was muss die Schraube im Mauerwerk halten können? Hier kann die typische Beraterantwort nur lauten: „Das kommt drauf an.“

Im konkreten Fall bedeutet das, dass – wenn man klassisch ablastet – man die Tabellen aus dem Leitfaden zur Montage nutzen kann. Ablasten bedeutet letztendlich, dass man das Fenster klassisch verklotzt und nicht, wie leider auch immer wieder zu sehen, wie ein Tierfell im Mauerwerk aufspannt.

Natürlich fehlt es bei dem gezeigten Bild an mehr, als nur an der richtigen Befestigung. Beschränken wir uns für diesen Beitrag auf die Thematik Verschraubung. Hier wird das Problem deutlich: Unzulässig lange freie Schraubenlängen und keine Verklotzung. Wählt man diese Art der Befestigung, muss die Schraube alle Lasten aufnehmen. Gerade aber hinsichtlich der auftretenden Scherkräfte, sind die Verbindungsmittel nicht geprüft. Besser ist es also, das Fenster zu verklotzen, um dieses, für die Befestigung komplizierte Thema, auszuklammern.

Ermittlung der Kräfte/Lasten – Leistungsanforderung

Wer sich mit der DIN 18055 Fenster – Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische Beanspruchung – Anforderungen und Prüfung auseinander gesetzt hat, kennt die Vorgehensweise: Die Anforderungen, also der konkrete bauliche Bedarf, ergibt sich aus der Einbausituation, z. B. durch die regionale Lage, der Geländekategorie, der Gebäudegeometrie, der Gebäudehöhe. Die typischen Klassen in der CE-Kennzeichnung von Fenstern sind die Klassen B 1 bis E xxx, denen Prüfdrücke zugeordnet werden.

Was ist mit den Auflagerkräften?

Zugegeben, der neue Leitfaden zur Montage spart nicht an Formeln. Und genau das irritiert die Monteure und Handwerker. Dabei hilft der Blick in diese Tabellen, speziell die Tabelle 5.5 des Leitfadens. Hier kann die Auflagerkraft F je Befestigungspunkt bei der gegebenen Windlast B 3 und umlaufender Befestigung mit Abständen 700 mm ermittelt werden.

Für ein Beispielfenster mit 1600 mm x 2400 mm ergeben sich in Summe 12 Befestigungspunkte (je 2 untere und obere Befestigungspunkte sowie je 4 seitliche Befestigungen), die einzeln mit 0,38 kN abtragen müssen, d.h. jede Schraube muss ca. 38 kg tragen. Wenn nun die Windlast entsprechend geringer ist, z.B. nur die Klasse B 2 gefordert ist, gilt: 0,8/1,2 x 0,38 kN = 0,25 kN, was ca. 25 kg entspricht.

Auch die Erhöhung der Anzahl der Befestiger verringert in gleicher Weise die notwendigen, abzuleitenden Kräfte.

Hilfreich ist auch die zweite Tabelle 5.6 des neuen Leitfadens. Sie ermöglicht das Ablesen der Werte für die 2-seitige Befestigung.

Kein Kummer mit der Laschendimensionierung

Auch ein weiteres, immer häufiger auftretendes Problem der Dimensionierung wird durch den neuen Leitfaden gelöst: Eine Dimensionierung der Lasche ist in der Tabelle 5.7 einfach zu ermitteln. Die Auswahl biegesteifer Maueranker aus Stahl (S235) mit Rechteckquerschnitt und einer Breite von 50 mm kann so in Abhängigkeit der Kraft FV/H am Auflager und der Auskragung l abgelesen werden.

Zum Beispiel reicht bei einer Kraft von 1,2 kN, also ca. 120 kg, und einer Auskragung l von 100 mm eine 8 mm dicke Lasche, was einem Widerstandsmoment von 534 mm³ entspricht. Wird anstelle eines Flachstahls ein Profil vom gleichen Werkstoff eingesetzt, so muss dieses mindestens das angegebene Widerstandsmoment aufweisen.

„Leider bleiben aber weitere Fragestellungen hinsichtlich der Befestigung offen. Die Tabellen lösen zum Beispiel nicht die Zusatzlastthematik oder auch die Abgrenzung des Regelfalls vom Sonderfall. Gerade das haben wir seitens Tischler Schreiner Deutschland immer wieder kritisiert“, so Peter Ertelt, Vorsitzender des Bundesfachbeirats Fenster und Fassade. „Wir brauchen einfache Lösungen und Hilfestellungen. Da sitzen alle montierenden Betriebe, ob Handwerk oder Industrie, in einem Boot. Daran werden wir als Berufsorganisation arbeiten“, so der Vorsitzende weiter.

Als Fazit bleibt festzuhalten, die lösungsorientierten Tabellen sind ein richtiger Ansatz, der ausgebaut werden muss. Bei einem Fall scheint das nicht wirklich gelungen, denn die Tabelle 5.2 des Leitfadens ist missverständlich und grenzt einfach den Regelfall von den Sonderfällen nicht sauber ab. Die Tabelle lässt bei Sachverständigen und Montageverantwortlichen zu viel Interpretationsspielraum. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist unsichtbar für die Augen,“ sagt Antoine de Saint-Exupery. Das sollte im Fall der beschriebenen positiven Tabellenbeispiele im neuen Leitfaden zur Montage nicht so bleiben.—

Ralf Spiekers, Abteilungsleiter Technik, Normung und Arbeitssicherheit im Bundesverband Tischler Schreiner Deutschland

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