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Vitrum 2017 in Mailand

Wer investieren wollte, war vor Ort

_ Vom Umfang her waren in diesem Jahr die beiden Messehallen der Vitrum etwas weniger stark belegt als noch vor zwei Jahren. Hierbei setzte sich der Trend fort, dass viele Aussteller kleinere Stände hatten als früher und auch weniger Maschinen aufgebaut waren, sowie dass eine Reihe von weiteren Ausstellern nicht mehr mit einem eigenen Stand vertreten waren, sondern vermehrt auf Gemeinschaftsständen mit Partnerunternehmen ihre Maschinen und Produkte präsentierten.

So meinte Messebesucher Udo Hornung gegenüber der GLASWELT: „Man hätte die diesjährige Vitrum mit etwas Schieben auch bestimmt in einer einzigen Halle unterbekommen.“

Weiter waren eine ganze Reihe von großen Playern nicht mehr vertreten, so war beispielsweise aus dem deutschsprachigen Raum nur noch Hegla mit einem eigenen Stand vor Ort. Dadurch hatten die italienischen Aussteller die gesamte Aufmerksamkeit der Besucher auf ihrer Seite.

Damit bewegt sich die Vitrum weiter hin in Richtung einer italienischen Regionalmesse, deren Kern die Mitglieder der Vereinigung der italienischen Glasmaschinenhersteller (GIMAV) darstellen. Wobei der Verband gleichzeitig auch der Trägerverband und Gründer der Vitrum-Messe (www.vitrum-milano.com) ist.

Für die Trend-Scouts der Flachglasbranche sollte sich der diesjährige Messebesuch auf der Vitrum – trotz der Dominanz der italienischen Hersteller und der vergleichsweise geringen Aussteller- und Besucherzahlen – auch diesmal gelohnt haben.

4.0 im Fokus der Aussteller

Denn bei detaillierter Betrachtung war nicht die Zahl der Aussteller prägend, sondern die zahlreichen positiven Eindrücke zu den aktuellen Maschinenentwicklungen, insbesondere hinsichtlich der Vernetzung von Produktionsmaschinen im Rahmen von „Industrie 4.0“.

So schlugen sich die italienischen Steueranreize zur Modernisierung des Maschinenparks/-Angebots im Kontext der „Industria 4.0“ bei vielen Maschinenproduzenten nieder: Die Zahl der auf der Vitrum vorgestellten 4.0 tauglichen Anlagen war beachtlich.

Dazu hatten dann auch die Besucher aus der europäischen Flachglasbranche viele Fragen für die Maschinen- und Software-Anbieter im Gepäck. Hier ging es insbesondere um die Integration und Vernetzung sowie die praktische Nutzbarkeit der auf der Messe gezeigten digitalisierten Systeme und Anlagen.

Die Vitrum bot so eine Möglichkeit für das Fachpublikum, den gegenwärtigen Entwicklungsstand der 4.0-tauglichen Maschinentechnik einzuschätzen und kritisch zu hinterfragen.

Und genügend Zeit, die entsprechenden Details zu erläutern, gab es für die Aussteller und Anbieter genug aufgrund des überschaulichen Besucheraufkommens.

Dazu Udo Hornung, der Forel im deutschsprachigen Raum vertritt: „Wir hatten viel Zeit für unsere Kunden. Auch wenn die Messetage ruhig und sehr übersichtlich verliefen, die Besucher vor Ort waren sehr qualifiziert. Wer gekommen war, wollte auch Details wissen und war auf der Suche nach passender, neuer Maschinentechnik.“ Dies bestätigten auch eine Reihe weiterer Aussteller gegenüber der GLASWELT.

Und so zeigte sich Hornung zufrieden: „Wir haben insgesamt gute Abschlüsse gemacht, indem wir auf der Messe einige Forel-Linien verkaufen konnten. Der Anbieter belegte mit über 1000 m2 Standfläche fast ein Sechstel der Messefläche.

Diesen positiven Eindruck bestätigte auch Torsten Koch, Intermac-Gebietsverkaufsleiter in der DACH-Region: „Wir waren positiv überrascht, es waren mehr Kunden bei uns als erwartet und zwar Verarbeiter, die wirklich auch Maschinen gesucht haben. Wir waren mit den Messeabschlüssen sehr zufrieden.“ Am letzten Messetag gab es aufgrund der guten Ergebnisse für die Intermac-Mitarbeiter einen Sekt zum Abschluss.

Positiv hätten zudem die Besucher auf die neue doppelseitige Schleifmaschine von Intermac reagiert, die selbst Rundecken von 1 – 5 mm fräsen und polieren kann. Koch: „Das gab es bisher nicht und kam sehr gut an, nach so etwas hatten in letzter Zeit immer wieder Kunden gefragt und jetzt können wir das auch anbieten.“

Weiter stieß die Übernahme von Movetro auf Zuspruch, dieser Spezialist für die Beschickung von Bearbeitungsmaschinen sowie für Lagertechnik ist seit Kurzem Teil der Biesse-Gruppe, der Mutter von Intermac. Torsten Koch weiter: „Jetzt können wir vom Glaslager über Shuttle-Systeme bis zum kompletten Zuschnitt alles aus einer Hand liefern. Im Rahmen einer zunehmenden Automatisierung ist das für die Verarbeiter von großer Bedeutung.“

Messe-Highlight bei Neptun

Bei Neptun gab es ab dem ersten Tag genügend zu tun, aufgrund der sehr interessierten Kunden, die mit sehr konkreten Anfragen auf die Vitrum gekommen waren. Seine internationale Premiere feierte der Bravo, eine automatische Roboter-Lösung. Laut Anbieter könne mit der Version Bravo seam erstmals Glas von einem konfigurierbaren Roboter bearbeitet werden. Sonst kennt man in der Glasindustrie Roboter ja eher zum Abnehmen sowie zum Be- und Entladen. Die vorgestellten Bearbeitungsroboter markierten hier einen weiteren neuen Schritt nach vorne.

Als weiteres Plus werde beim Säumen mit dem Bravo kein Wasser zur Kühlung mehr benötigt/verwendet. Der Glasstaub wird mit einem starken Sauger abgesaugt, was wiederum dazu führt, dass die Anlage sehr wenig gereinigt werden muss.

Der Roboter selbst war auf der Messe nicht zu sehen, aber Besucher wurden mit einem Shuttle-Service zum nahegelegenen Neptun-Werk gebracht, um dort den Bravo in Aktion zu sehen. Das Feedback der Besucher war sehr positiv.

Positiv fällt das Messe-Fazit hinsichtlich der Ergebnisse auch beim Maschinenbauspezialisten Hegla aus. „Unsere Erwartungen an die Vitrum haben sich mehr als erfüllt. Der Besucherandrang an unserem Stand war erneut wieder höher als in den Vorjahren. Besonders erfreulich war die gestiegene Zahl an internationalen Gästen. Die Vitrum ist und bleibt für uns eine gute Gelegenheit, auch in den Jahren zwischen der glasstec die neuesten Branchentrends aufzunehmen, zu hinterfragen oder selbst zu setzen“, so die Auskunft von Hegla-Geschäftsführer Gerd Schreier.

Auch Anbieter Adelio Lattuada war mit den Ergebnissen der Vitrum 2017 zufrieden. Eine spannende neue Lösung präsentierte der Anbieter mit der Verknüpfung eines Kuka-Roboters und zwei Kantenbearbeitungsanlagen (mit 11 Scheiben), von denen eine mit der Open-Top-Waschmaschine Modell OT 2000/500/4S verbunden wurde. Aufgrund der strategischen Partnerschaft der Knittel Glasbearbeitungs GmbH mit Roboteranbieter Kuka kann nun auch Partner Lattuada maßgeschneiderte Integrationslösungen anbieten. Dies ermögliche folgende Chancen für die Kunden des italienischen Unternehmens: Erhöhung des Automatisierungsgrads, gesteigerte Flexibilität, verbesserte Produktivität sowie Produktionsoptimierung und Kostensenkung.

Die Maschinendaten werden immer wichtiger

Großes Interesse fand auch die Software PLM IOT i-Like Machines, die von Holonix, einem Spin-off der Mailänder Polytechnik-Hochschule, entwickelt und auf der Gehrungsmaschine TLR 13 AV C PC installiert wurde. Diese Software, die Lattuada an allen vier Messetagen vorführte, dient dazu, Maschinendaten zu sammeln, um den Einsatz der Anlage durch Hersteller und Anwender zu überwachen:

Auch in Mailand vertreten war die Firma OMV Vismara, die Bohr- und Fräsmaschinen für die Bearbeitung von Flachglas im Angebot hat: Hier war das Messe-Highlight eine neue senkrechte Bohr- und Fräsmaschine. Diese Anlage unterscheide sich völlig von den klassischen Maschinen.

Die Verti 4.0 (Bild rechte Seite ganz oben) ist eine von OMV patentierte Lösung, die schnelle Fräsarbeit ermöglicht, bei einem minimierten Platzbedarf für die Bearbeitung. So lassen sich auch große Formate, etwa 5000 × 1600 mm, auf einer etwas mehr als 6 m langen Maschine fräsen.

Die Maschine sei besonders für die Bearbeitung von Türen und Duschkabinen geeignet sowie von Brüstungen und runden Glasplatten (z. B. Spiegeln mit 4 mm Stärke). Die Verti 4.0 kann mit Schleifmaschinen oder Waschmaschinen kombiniert werden sowie mit automatischen Lade- und Entladeanwendungen.

Die Idee für diese Maschine wurde aus der Überlegung geboren, dass viele Verarbeiter auch innerhalb begrenzter Werkstatträumlichkeiten Bearbeitungsmaschinen wünschen, die in der Lage sind, große Abmessungen auf einem begrenzten Raum zu bearbeiten.

Das Fazit der Autoren

Trotz skeptischer Stimmen im Vorfeld der Messe zeigten sich viele Aussteller mit den Ergebnissen und der Qualität der Besucher zufrieden. Dies unterstrich auch Dino Zandonella Necca, Präsident von Vitrum: „Unsere Zufriedenheit spiegelt die unserer Aussteller und Besucher wider.“

Auch wenn die Vitrum seit Jahren hinsichtlich der Hallenflächen und Besucherzahlen im Abschwung ist, hat sie doch die richtigen Besucher nach Mailand locken können, wie es sich die, teils skeptischen, Aussteller gewünscht haben: die investitionswilligen Glasverarbeiter.—

Willi Kühnel, Matthias Rehberger

Neuheiten auf der Vitrum

OMV Vismara

zeigte die neue Verti 4.0 für die Glasbearbeitung von Türen und Duschkabinen, Brüstungen und runden Glasplatten (z. B. Spiegeln in der Vertikalen). Großes Plus der Anlage sei der minimierte Platzbedarf in der Werkstatt.

www.omvvismara.com

Forvet

zeigte die neue, 4.0-optimierte vollautomatische „Combiflex“ für die CNC-Kantenbearbeitung mit Topf- und Umfangscheiben. Zudem kann die Anlage Wasserstrahlschneiden, Bohren, Tiefsenken, Fräsen, Waschen sowie automatisch Beladen und Abstapeln.

www.forvet.it

Mappi

zeigte den neuen, sehr kompakten (ab 1050 × 2300 mm) Vorspannofen namens Fox. Durch die Kombination von spezieller Temperaturregelung, Isolierung und Multi-Zonen-Heizsystemen ist er zudem in der Lage, den Energieverbrauch zu minimieren.www.mappi.it

Adelio Lattuada

zeigte eine ganze Reihe von Kantenbearbeitungsanlagen (im Bild die vertikale OT 3300-800-4S SX) sowie ein neues Servicekonzept, das es ermöglicht, Maschinen präventiv zu warten, um Maschinenstillstände zu minimieren.www.adeliolattuada.com

Schiatti Angelo

zeigte u. a. die 10-Spindel-FPS 20 RS für die Kantenbearbeitung. Weiter war die vollautomatische, vertikale TVF 2000 Bohr-/Fräs-Anlage zu sehen für Glasstärken von 3 bis 19 mm, die auch säumen und Kanten bearbeiten kann sowie bohren bis maximal 85 mm Durchmesser.

www.schiattiangelosrl.com

Bavelloni

zeigte die neue Vertikalbohr- und Fräsmaschine VDM 1636 CN, erstmals bei Vitrum präsentiert, sowie das neue Arbeitszentrum NRG330 PJ mit mehreren patentierten Lösungen und die gerade Gehrungsmaschine VE500 V10.www.bavelloni.com

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