_ Das Thema „Lüftung“ gewinnt in der Fenstersanierung zunehmend an Bedeutung. Je dichter die Fenster werden und je besser die Gebäudehülle gedämmt ist, desto wichtiger wird eine ausreichende Belüftung. Sonst droht neben schlechter Luft im schlimmsten Fall auch Schimmel im Gebäude. Darf man aktuellen Studien Glauben schenken, kämpft ein großer Teil der deutschen Bevölkerung mit Schimmelbefall in der Wohnung. Der Systemgeber Rehau bietet als Lösung ein neues, vollständig ins Fenster integriertes Lüftungssystem an, das gerade in der Sanierung viele Vorteile und echte Abgrenzungsmerkmale ermögliche: Schließlich stellten die großen Wohnungsbaugesellschaften oft eine Vergleichrechnung auf zwischen teurer, nachträglicher Schimmelsanierung und vorbeugenden Lüftungsmaßnahmen.
Seit Anfang Mai ist Geneo Inovent auf dem Markt erhältlich. Die Preise haben die Fenstermacher Höhbauer mit ca. 1000 Euro für die Ein-Stranglösung und ca. 1200 Euro für die Zwei-Strangvariante festgelegt. „Damit sind wir dem Wettbewerb einen Schritt voraus.“ Mit diesen Worten begrüßte Firmenchef Hans-Günther Höhbauer die zahlreichen Kunden beim Präsentationstermin am Firmensitz im oberpfälzischen Luhe-Wildenau Mitte Juni.
Effizient lüften mit Wärmerückgewinnung
Die komplette Integration des Lüftungssystems direkt in den Fensterrahmen ist nur dank der hohen Stabilität des glasfaserverstärkten Fensterprofilsystems Geneo und dem Verzicht auf Stahlarmierungen im Profil möglich. Dadurch entstanden freie Kammern im Profil, die für eine Lüftungslösung genutzt werden konnten. Zwei Lüfterpaare sind jeweils seitlich in den Blendrahmen integriert. Hierdurch wird die Lüftungseinrichtung nahezu unsichtbar und beeinträchtigt weder die Optik noch die Größe der Fenster. Während jeweils ein Lüfter des Paares die verbrauchte Innenluft ansaugt und sie nach außen abführt, saugt der andere frische Außenluft an und befördert sie in den Wohnraum. Ein integrierter Wärmetauscher ermöglicht dabei eine Wärmerückgewinnung von bis zu 68 Prozent, wodurch der Energieverbrauch für die Beheizung des Wohnraums gesenkt werden kann. Ist eine geringere Lüftungsleistung für die Belüftung ausreichend, kann alternativ auch nur ein einzelnes Lüfterpaar eingesetzt werden. Dafür bietet Rehau die „Ein-Strang-Lösung“.
Die Höhe des Luftvolumenstroms kann manuell mittels vier Geräteleistungsstufen ausgewählt werden. Der maximale Luftaustausch von 30 m³/h und Fenster sorge für eine hohe Wohnqualität, so der Hersteller. Mittels einer rahmenintegrierten und intuitiven Bedienoberfläche kann der Nutzer die Lüftung individuell an seine Bedürfnisse anpassen, beispielsweise im Schlafzimmer.
Das System sei besonders für den Einsatz in der Sanierung interessant: Einfach altes Fenster raus und neues Fenster inklusive Lüftung und 220 V Zuleitung rein. Zusätzliche Stemm- oder Bohrarbeiten am Mauerwerk seien nicht nötig. Und eine Verbindung mit dem Stromnetz sei ohnehin oft schon wegen des automatischen Rollladenantriebs vorhanden bzw. nötig, so der Anbieter.
Umfangreiche Schulungen
Im Vorfeld der Markteinführung veranstaltete Rehau umfangreiche Schulungen zum neuen System. Neben einem Webinar gab es auch spezielle Grundlagenseminare für Händler, die sich nach eigenen Angaben deutschlandweit sehr großer Resonanz erfreuten. Dabei erwartete die Teilnehmer ein kompakter und praxisorientierter Lehrgang mit Wissen aus erster Hand – von den Grundlagen des Lüftens, über das neue Lüftungssystem bis hin zur korrekten Planung mit Hilfe des Rehau Planungstools und der Montage. Darüber hinaus biete der Systemanbieter auch kundenspezifische Schulungen für Fensterverarbeiter an.
Aber klar sei auch, dass „wir bewusst nicht in die Breite gehen wollen, sondern deutschlandweit bis Ende 2015 ein flächendeckendes Netz von Stützpunkthändlern etablieren“, betonte Jürgen Hoffmann, Leiter Marketing und Vertrieb Fenstersysteme Zentraleuropa von Rehau vor der Presse.
Hoffmann bestätigte auch, dass das neue Lüftungssystem schon heute auf großes Interesse stoße und man habe bereits erste Objekte gewonnen.
Eigenentwicklung mit Partnern
Mit dieser Lösung versucht Rehau die Lücke zu schließen zwischen dem bekannten Fensterfalzlüfter und zentralen Lüftungstechniken. Nach Ansicht des Herstellers befriedigen die Fensterfalzlüfter nicht die steigenden Anforderungen ans Energiesparen und die zentrale Lüftung sei für Sanierungsmaßnahmen im Altbau oft zu aufwendig. Zudem müsse ein optimales Lüftungssystem einfach zu installieren und zu bedienen sein.
Besonderen Wert legte man bei der Entwicklung auf eine einfache Montage und die Langzeitstabilität des Systems. „Wenn Fenster ein Leben lang halten, muss die Lüftungslösung entsprechend konzipiert werden“, sagt dazu Rehau-Projektleiter Ralf Bauer. In einer mehr als zweijährigen Projektphase entstand so eine eigenständige Lösung mit einem speziell für dieses System konzipierten Lüfter, der so am Markt nicht erhältlich ist.
Betrieben wird das System mit 12 V Gleichstrom und verursacht so rund 2 Cent Stromkosten pro Tag – abhängig vom Lüftungsverhalten. Alle Komponenten sind von der Falzseite her zugänglich und hinter Deckeln verborgen. Filtertausch, Reparaturen und Wartungsarbeiten können vom Innenraum her durchgeführt werden.
In der ersten Leistungsstufe verursacht der Lüfter Eigengeräusche von etwa 19 dB und ist im regulären Betrieb in der Wohnung kaum bis gar nicht wahrnehmbar. Erst in der vierten und letzten Stufe macht er sich mit 34 dB bemerkbar, sofern ihn nicht der Kühlschrank, der Computer oder die Aquariumpumpe akustisch überdecken.
Höhbauer von Anfang an in die Entwicklung eingebunden
Bei Höhbauer wird das neue System entsprechend der dortigen Nomenklatur den Namen „Soleo Air“ tragen. Technisch ist das System mit Geneo Inovent identisch.
Schon seit 14 Jahren beschäftige sich der oberpfälzische Hersteller mit Lüftungslösungen. Die Lüftung im Rollladenkasten, die 2008 einen Bundespreis erhielt, ist nach wie vor Teil des Verkaufsprogramms.
Als Rehau vor etwa drei Jahren mit der Idee eines fensterintegrierten Lüftungssystems auf ihn zugekommen sei, habe er sofort die Chancen erkannt, sagte Seniorchef Hans-Günther Höhbauer: „Bei uns wurden die ersten Prototypen gebaut. Und nun sind wir weltweit die ersten, die ein dezentrales Lüftungssystem in einen Fensterrahmen integriert haben.“ Johannes Dorner, Entwickler bei Höhbauer, ergänzte: „Damit wird das Fenster zum Lüftungssystem.“ Und: „Fenster einbauen können wir. Und das tun wir weiter, wenn wir Soleo Air einbauen.“
Die eingeladenen Höhbauer-Händlerkunden sahen das neue Lüftungssystem überwiegend positiv und bestätigten die angestrebten Marktchancen. „Bei der Millionen-Villa in München kann ich es mir schwer vorstellen, aber bei der Sanierung größerer Wohnobjekte hat es echte Vorteile“, bekannte ein eingeladener Architekt in der anschließenden Diskussion. Ein solches Objekt scheint Rehau bereits gewonnen zu haben: 800 zu renovierende Fenster. Davon sollen 600 mit Geneo Inovent bestückt werden.—