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Interview mit Michael Elstner und Steffen Schäfer von AGC Interpane

ISO-Scheiben bis ans Limit

Glaswelt – Seit Jahren steigt die Nachfrage nach großformatigen Fassadengläsern. Worauf gründet sich dieser Trend?

Michael Elstner – Aus unserer Sicht wird durch großformatige Gläser dem Wunsch nach mehr Tageslicht und visuellem Kontakt mit der Umwelt Rechnung getragen, d. h. um hellere und freundlichere Räume zu schaffen, was auch zunehmend bei Wohngebäuden zu beobachten ist. Denn die durchschnittliche Größe eines Fensters und somit des Glases nimmt seit Jahren zu.

Glaswelt – Als Glasanbieter haben Sie darauf reagiert und bieten auch Großformate an.

Elstner – Ja, unsere ipasol Sonnenschutzschichten und einige Wärmeschutzschichten bieten wir bis 3210 mm × 18 000 mm an. Zu beachten ist, dass sich die Größe je nach Veredelungsstufe verändert. Wird das Glas vorgespannt, bedruckt, als VSG oder ISO benötigt, verändert sich diese Abmessung nach unten. Man kann aber immer mit uns über Alternativen oder Lösungsmöglichkeiten sprechen. Wenn es etwas noch nicht gibt, heißt das noch lange nicht, dass es nicht geht!

Glaswelt – Erfüllen diese Gläser alle Funktionen, wie Standardgrößen unter 6000 mm?

Steffen Schäfer – Ja, im Grundsatz schon. Es gelten dann aber die Vorgaben in Bezug auf Mindestglasdicken, abhängig von der Glasart. Es ist weiter zu beachten, dass eine Verglasung – vor allem bei Zusatzanforderungen wie Absturzsicherung – immer eine Kombination aus Rahmen und Glas und der erforderlichen Befestigung ist. Somit sollte immer das ganze System im Fokus liegen.

Glaswelt – Wer ist dafür verantwortlich, dass das gewählte Fassaden- bzw. Profilsystem für die jeweilige Giga-Scheibe auch geeignet ist?

Elstner – Die Verantwortung liegt hier beim Fassadenplaner sowie beim Fassadenhersteller. Glasanbieter können hier sicher mit ihrer Erfahrung beim Design und bei der Konstruktion beratend zur Seite stehen. Neben dem Einbau sollte auch vor allem der Ausbau von solch großen Scheiben mitgeplant werden, Stichwort Reparatur. Für Bemessung und Einbau der Maxischeiben sind auch die Toleranzen relevant, hier kann es Unterschiede geben, die je nach Glasart und finaler Größe im Einzelfall abzustimmen sind.

Glaswelt – Welche Konsequenzen hat es für die Dicken, wenn die Gläser größer werden? Und wie steht es mit dem Randverbund?

Schäfer – Die Dicken bei wachsenden Formaten steigen an, denn es gilt auch die Vorgaben aus der Produktion zu beachten, um am Ende die erforderliche Qualität, z. B. an die Planität von vorgespannten Gläsern, sicherstellen zu können.

Beim Randverbund haben sich über Jahre verschiedene Systeme bewährt, die je nach Einbausituation sowie Fenster- und Fassadensystem Verwendung finden. Standard ist heute die „warme Kante“ aus Hohlprofilen wie Edelstahl, Kunststoff oder Kombinationen daraus. Aber auch Matrixsysteme und flexible Spacer können ihre Berechtigung haben. Häufig wird Silikon als Sekundärdichtstoff eingesetzt. PS oder PU können aber, je nach Anforderung, durchaus auch eingesetzt werden. Hier gilt es die passende Kombination für die jeweilige Anwendung zu finden.

Glaswelt – Reicht Float als Basisglas aus oder ist Sicherheitsglas notwendig?

Elstner – Das kann man pauschal nicht beantworten, da es zu viele Faktoren zu beachten gibt. In der Regel werden aber mehr Sicherheitsgläser eingesetzt als ESG und VSG aus Float oder TVG.

Glaswelt – Warum ist es sinnvoll, die Glaskanten der Basisgläser zu schleifen?

Schäfer – Schleifen ist wichtig, um eine gleichmäßige Lastabtragung des Eigengewichts sicherstellen zu können. Durch die Verwendung von maschinell geschliffenen Kanten reduziert sich die Wahrscheinlichkeit von ggf. vorhandenen Kantenbeschädigungen und auch der Versatz der Einzelscheiben reduziert sich beim Einsatz von VSG. Hier sollte man nie am falschen Ende sparen, da die Kantenbearbeitung die Risiken von Glasbruch stark minimieren kann.

Glaswelt – Welche Scheibenformate sind noch sinnvoll in Bezug auf Klimalasten?

Schäfer – Bei Klimalasten sind eher die kleinformatigen Scheiben kritisch. Bei großformatigen Isolierglaseinheiten, wie diese, die hier angesprochen werden, ist der Einfluss eher gering.

Glaswelt – Wie steht es mit der Klotzung?

Schäfer – Auch hier muss man den Einzelfall betrachten. Es ist bei den Klötzen besonders auf ihren Abstand zur Glasecke, die Klotzbreite, ihr Material und dessen Stabilität zu achten.

Glaswelt – Auch der Transport und die Montage sind eine Planungsaufgabe. Muss diese der Verarbeiter übernehmen?

Elstner – Wie gesagt, der Glashersteller kann hier unterstützen. Es ist mit den Versandabteilungen abzustimmen, welches Transportmittel geeignet ist und schließlich gewählt wird. Ist ein Überseetransport in Containern geplant oder ein Versand per Standard-Lkw oder Innenlader? Letztere erfordern auf der Baustelle z. B. Ebenheit der Anlieferfläche oder spezielle Standzeiten. Auch dies ist Teil der Planung.

Glaswelt – Bis zu welchen Größen lassen sich Giga-Scheiben wirtschaftlich fertigen? Und wo liegen die Grenzen des technisch Machbaren?

Elstner – Wirtschaftlich sinnvoll ist ein relativer Begriff. Ein Mittelweg ist sicher eine Abmessung von bis zu 3000 mm Breite und 9000 mm Länge.

Die finalen Grenzen lassen sich seriös eher schwer einschätzen, denn die Fertigung von sehr großen Scheiben (ESG, VSG, ISO) entwickelt sich stetig weiter. Beschichtetes Glas lässt sich heute bis 3210 x 18 000 mm herstellen und TVG, ESG und VSG sowie ISO bis zu Formaten von 3210 × 15 000 bzw. 18 000 mm. Doch wie heißt es so schön: Grenzen sind da, um sie zu überschreiten. —

Das Interview führte Matthias Rehberger.

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