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Im Interview mit Drutex-Geschäftsführer Bogdan Gierszewski

“Wir möchten ein Produktionsvolumen von 10 000 Fenstern erreichen – täglich“

Glaswelt – Sehr geehrter Herr Gierszewski, wie war die BAU 2017 für Drutex?

Bogdan Gierszewski – Die BAU haben wir als sehr positiv erlebt. Wir konnten viele unserer Partner auf unserem Messestand begrüßen, interessante Gespräche führen und neue Kontakte knüpfen. Das Interesse des Handels an unseren Produkten und unserem aktuellen Angebot ist unverändert groß. Deutschland hat für uns als Markt einen besonderen Stellenwert, deshalb ist es für uns wichtig, hier vertreten zu sein. Die Attraktivität der BAU ist durch die hohe Besucherzahl, aber nicht zuletzt durch die hohe Internationalität der Messe begründet. Messen bleiben für uns weiterhin ein wichtiges Umfeld. Die persönlichen Treffen machen es deutlich einfacher, die Kompetenzen und Potenziale des Unternehmens glaubwürdig darzustellen.

Glaswelt – Drutex steigt jetzt auch in den Aluminiumfenster-Markt ein. Welche Ambitionen verfolgen Sie hier? Wie sind Sie hier aufgestellt, welche Stückzahlen möchten Sie hier erreichen?

Gierszewski – Aluminium hat noch einen vergleichsweise geringen Anteil in unserem Produktportfolio, etwa vergleichbar mit Holzfenstern und -türen. Das Material ist jedoch ein idealer Werkstoff, der den hohen Anforderungen des Marktes gerecht wird und ebenfalls die ausgefallensten Kundenwünsche zulässt. Trotzdem ist und bleibt das wichtigste Segment der PVC-Bereich, der weiter rapide wächst. Da wir alle Produkte konstant weiterentwickeln und kontinuierlich in sie investieren, sehen wir ein enormes Potenzial sowohl in PVC als auch in Aluminium.

Glaswelt – 2015 haben Sie auch Holz-Alu-Fenster in das Portfolio integriert – wie kommen Sie mit dieser Sparte voran?

Gierszewski – Duoline, unser Holz-Aluminium-System ist relativ neu in unserem Portfolio. Deshalb ist es noch etwas zu früh, die Ergebnisse zu beurteilen. Wenn wir jedoch genau auf die Zahlen schauen, sind wir froh darüber, dass wir unsere Verkaufsziele erreicht haben, wenn es um dieses spezielle Produkt geht. Das System wurde aufgrund der wachsenden Erwartungen entwickelt, die Kunden gegenüber Holz- und Aluminiumlösungen haben. Es ist das Ergebnis innovativer Lösungen, mit einer ausgezeichneten Kombination aus der Stabilität des Aluminiums und der Ästhetik des Holzes. Duoline wurde sehr gut in allen europäischen Märkten angenommen, auch in Deutschland und Italien.

Glaswelt – Auf dem Messestand haben Sie eine über Eck gekoppelte Hebe-Schiebe-Tür gezeigt. Was war hier das Besondere daran und wie kam das Element bei den Besuchern an?

Gierszewski – Die über Eck gekoppelte Lösung zeichnet sich durch eine hohe Funktionalität und einen hohen Nutzungskomfort aus, die die Gestaltungsmöglichkeiten des Bauherrn steigern. Das System sorgt für eine größere Verglasungsfläche und somit auch für gesteigerten Tageslichteinfall in den Wohnraum. Die speziellen Beschläge und zwei zusätzliche, unabhängig voneinander arbeitende Führungen ermöglichen das Schieben der großen Flügelrahmen ohne großen Kraftaufwand. Das System verwendet zudem in Rahmen und Flügel ein intelligentes Dichtungssystem, welches die Energieeffizienz und Schalldämmung verbessert. Diese Art von Dichtung kommt bei den weltgrößten Autoherstellern zum Einsatz.

Der wichtigste Punkt ist jedoch, dass das neue System zu einhundert Prozent eine Innovation unserer eigenen Forschungs- & Entwicklungsabteilung ist. Das Profil stammt dabei ausschließlich aus nicht-recyceltem, hochwertigem Rohmaterial der Güteklasse A. Beim Fachpublikum ist das System bisher auf reges Interesse gestoßen. Nicht nur auf der BAU, sondern auch auf der BUDMA, der größten polnischen Baumesse, haben sich viele Besucher für das System interessiert.

Glaswelt – Elemente von Drutex können jetzt auch über das Smartphone, Tablet oder den PC bedient werden. Nimmt sich Drutex jetzt auch dem Smart Home Markt an? Agieren Sie damit in einem Premium-Segment, das Sie bisher eher weniger im Fokus hatten?

Gierszewski – In den Smart Home-Bereich sind wir Mitte letzten Jahres eingestiegen. Intelligente Steuerungssysteme zur Hausautomatisierung werden in den kommenden Jahren immer wichtiger werden. Wir sind von dem großen Potenzial von Smart Home überzeugt. Beim Konsumenten ist ein steigendes Interesse deutlich erkennbar, allgemein besteht auch eine höhere Bereitschaft, was die Verwendung von modernen Technologien im täglichen Leben angeht. Grundsätzlich sollen unsere Produkte durch hohe Qualität und ihr modernes Erscheinungsbild im Einklang mit attraktiven Energieeffizienzwerten überzeugen. Das ist unser eigentlicher Fokus. Der Nutzen für den Konsumenten soll im Vordergrund stehen. Ob nun das Fenster an sich oder intelligente Lösungen, die integriert werden, die Innovationen sollen dem Verbraucher dienlich sein und ihm z. B. dabei helfen, das Haus sicherer oder die Benutzung noch komfortabler zu machen.

Wir haben stets Produkte auf hohem Qualitätsniveau angeboten. Wir setzen auf eine ganzheitliche Fertigung und legen damit neue Maßstäbe an. Wie oben erwähnt, kommt bei uns ausschließlich Rohmaterial der Güteklasse A zum Einsatz. Dies ist ebenfalls ein Faktor, der uns von vielen Fensterherstellern unterscheidet und der zur hervorragenden Qualität der Produkte, die unsere Kunden erwarten, beiträgt.

Mit den neuen Technologien setzen wir unsere Strategie konsequent fort, um Anforderungen des Marktes im Automatisierungssegment rasch in leistungsfähige Produkte umzusetzen.

Glaswelt – Mit welchen Unternehmen kooperieren Sie im Smart Home Thema?

Gierszewski – Wir arbeiten hier zusammen mit Somfy. Für unsere Fenster, Türen und Rollläden verwenden wir deren TaHoma-System. Die Firmen Maco und Winkhaus sind weitere Kooperationspartner von uns.

Glaswelt – Sie haben zum Jahreswechsel einiges geändert: Neue Strategie, neues Logo, neue Werbekampagne. Was war der Anlass?

Gierszewski – Bereits seit einigen Jahren beschäftigen wir uns mit diversen Strategien, um unsere Kommunikation zu vereinheitlichen und zu optimieren. Durch unser Wachstum haben wir uns zu einem der führenden Fensterhersteller in Europa entwickelt, während wir aber mit unseren Produkten schon weltweit Kunden überzeugen können. Aufgrund unserer globalen Expansion war es für uns erforderlich, unseren Markenauftritt einer Überarbeitung zu unterziehen. Unser 30-jähriges Jubiläum war für uns ein angemessener Zeitpunkt, unseren überarbeiteten Auftritt zu präsentieren. Während uns das alte Logo über 20 Jahre gute Dienste geleistet hat, repräsentiert unser neues besser unsere Modernität und unsere innovative Unternehmenskultur. Aktuell arbeiten wir daran, unser neues Corporate Design in alle 4000 Drutex-Verkaufspunkte weltweit zu integrieren.

Glaswelt – Was ist Ihre neue Strategie?

Gierszewski – Der Strategiewechsel hat zum Ziel, die Werte und Kompetenzen der Marke weltweit optimal wiederzugeben. Wir möchten mit unseren Produkten moderne und innovative Lösungen auf höchstem Qualitätsniveau anbieten, die unsere Kunden weltweit zufrieden stellen. Unsere internen Qualitätsziele sind hoch gesteckt, die Zufriedenheit unserer Kunden wird immer oberste Priorität haben. Aus diesem Grund investieren wir seit geraumer Zeit in den Bereich Produktionsautomatisierung und setzen bei der Fertigung fortschrittliche Robotertechnologie ein, um unsere internen Prozesse weiter zu optimieren. Wir suchen beständig nach neuen Lösungen, die Qualität unserer gesamten Produktionskette kontinuierlich zu verbessern.

Als einer von wenigen Herstellern in der Branche haben wir auch die Möglichkeit, unsere Produkte von Anfang bis Ende zu fertigen, d. h. von der ersten Idee über den ersten Entwurf und Prototyp bis hin zum endgültigen Produkt geschieht alles bei uns im Haus.

Glaswelt – Bislang war Drutex bekannt dafür, dass man ein einfaches Produkt schnell und günstig – sogar innerhalb von nur 7 Tagen – kaufen könne. Gilt das jetzt so nicht mehr?

Gierszewski – Unser Lieferversprechen für Europa gilt weiterhin. Wir sind so aufgestellt, dass wir innerhalb von 7 Tagen liefern können, wenn alle Bedingungen im Bestellprozess erfüllt und notwendige Informationen angegeben wurden. Wir setzen in unserem täglichen Arbeiten auf Unabhängigkeit, Flexibilität und Effizienz. Die Zahl unserer Mitarbeiter ist seit 2014 um mehr als 60 Prozent auf aktuell 2800 kontinuierlich gewachsen. Dieser Schritt war aufgrund der Auftragslage und, um unser Versprechen aufrecht halten zu können, unbedingt nötig. In der Branche bieten wir mit unserem Fuhrpark von über 250 Fahrzeugen kurze Fristen für die Abwicklung inklusive der Lieferung an. Das ist neben unserer Produktqualität und Zuverlässigkeit unser größter Vorteil.

Gerade aufgrund unserer Qualität sind wir in der Lage, neue Kunden weltweit von unseren Produkten zu überzeugen. Wir haben die volle Kontrolle über den Produktionsprozess, da wir unsere Fenster vollständig selbst herstellen. Das ist untypisch für die meisten Produzenten der Branche. Die Qualität wird durch viele Zertifikate der führenden Institute bezeugt. Wir verfügen über Forschungslabore, die u. a. regelmäßig vom ift Rosenheim geprüft werden und welche die höchste Qualität der hergestellten Fenster und Türen sowie die Überwachung und Kontrolle auf jeder Produktionsstufe gewährleisten. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Qualität all unserer Produkte.

Glaswelt – Können Sie uns den Unternehmens-Claim „Engineered for you“ näher erläutern?

Gierszewski – Unser Claim ist zwar neu, er drückt aber genau das aus, was auch in der Vergangenheit stets unser Bestreben war und auch für immer sein wird, nämlich unseren Kunden innovative und maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Die Produkte von Drutex werden genau an die Vorgaben, Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden angepasst. Jedes Produkt ist einzigartig. Unsere Kompetenzen waren immer einer der Kernpunkte unserer Kommunikation. Mit unserem neuen Leitspruch sollen sie aber noch stärker in den Fokus rücken. Neben dem hohen Grad der Individualisierbarkeit unterstreicht unser Claim auch die globalen Ambitionen unseres Unternehmens – der Claim wird zukünftig in allen Märkten einheitlich verwendet.

Glaswelt – Arbeiten Sie künftig auch mit Ihren Markenbotschafter Philipp Lahm, Jakub Baszczykowski und Andrea Pirlo zusammen?

Gierszewski – Über unsere Kampagne von 2017 möchten wir noch nicht zu viele Details bekanntgeben. Man darf auf diese gespannt sein.

Glaswelt – Wie kommen Sie gerade mit Ihren Plänen in den einzelnen Märkten voran? Wie sind die Umsätze in Deutschland, Frankreich und Italien und welche Veränderungen sind zu verzeichnen?

Gierszewski – Wir können so viel sagen, dass wir in all diesen Märkten dynamisch wachsen, gerade auch in Deutschland. Der Umsatzverlauf von 2015/2016 ist noch positiver als im Jahr 2014/2015. Das Wachstum ist weiterhin zweistellig und höher als zuvor.

Glaswelt – 2015 konnten Sie bereits einen Rekordumsatz von umgerechnet 145 Mio. Euro verzeichnen. Das Wachstum betrug 19 %. Verraten Sie uns Ihren Gesamtumsatz 2016 und die Gewinnmarge?

Gierszewski – Unser Umsatzwachstum liegt momentan bei über 20 Prozent. Wenn es um detaillierte Informationen über den Gesamtumsatz und die Gewinnmarge geht, ist es derzeit noch zu früh. Wir werden unseren Jahresabschluss in Kürze veröffentlichen.

Glaswelt – Wie hoch ist Ihr Exportanteil? Welche Länder haben da welchen Stellenwert?

Gierszewski – Der Exportanteil beträgt bei uns derzeit über 72 Prozent. Unsere drei Hauptmärkte sind Deutschland, Polen und Italien. Mittlerweile vertreiben wir unsere Produkte u. a. auch in den USA, in Mexiko, in Australien und in den Nahen Osten.

Glaswelt – Mit welchen Umsatzplänen sind Sie in das neue Jahr gegangen?

Gierszewski – In zwei bis drei Jahren möchten wir einen Umsatz von 1 Milliarde PLN (Anm. der Red.: umgerechnet 250 Mio. Euro) erwirtschaften. Dies ist ein anvisiertes Ziel von uns. Normalerweise formulieren wir keine Umsatz- oder Verkaufsziele in dieser Art. Es gibt auch nur eine Bedingung in diesem Jahr – das Jahr muss besser sein als das vorige. Dies ist eine goldene Regel, die wir seit Jahren anwenden und sie scheint zu funktionieren.

Glaswelt – Wie viel Händlerkunden haben Sie in Deutschland? Was sind hier Ihre weiteren Pläne?

Gierszewski – Aktuell haben wir etwas mehr als 1600 Partner in Deutschland. Diese Zahl wächst ständig und wir bauen unser Vertriebsnetz in der ganzen Welt kontinuierlich aus. Der deutsche Markt bleibt für uns immer noch der Wichtigste.

Glaswelt – Sind Sie der größte Fensterhersteller Europas oder wollen Sie das einmal werden?

Gierszewski – Mit unserer Produktion sind wir einer der führenden Hersteller in Europa. Unser Ziel ist Wachstum.

Glaswelt – Sie haben die zweite Bauphase Ihres Produktionszentrums abgeschlossen. Wie hoch ist momentan die Auslastung Ihrer Produktion?

Gierszewski – Die Beendigung der Bauphase bedeutet für uns einen deutlichen Anstieg der Produktionsfläche auf über 95 000 m2 und ein damit verbundenes Produktionspotenzial von bis zu 7000 Fenster pro Tag. Dadurch eröffnen sich für uns weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Durch die aktuelle Auftragslage schöpfen wir unser Produktionspotenzial aus. In Kürze wird der Bau einer weiteren Produktionshalle aufgenommen, da es uns an unseren aktuellen Produktionsstätten mittlerweile an Platz mangelt. Die Marktnachfrage ist derart hoch, dass wir uns sehr schnell weiterentwickeln müssen, damit wir in der Lage sind, schnell und flexibel zu reagieren.

Glaswelt – In welchen Bereichen wollen Sie sich noch verstärken?

Gierszewski – Neben Investitionen in unser aktuelles Produktportfolio sowie in neue Produktlösungen, investieren wir in die Fertigungsverfahren. Beispielsweise statten wir unsere Produktionsstätten weiter mit der modernsten Technologie aus. Seit dem vergangenen Jahr verwenden wir z. B. bei der Verarbeitung von Fenster- und Türprofilen Robotertechnologie, um die Präzision bei den Arbeitsvorgängen zu verbessern und eine global gleichbleibende Qualität zu gewährleisten. Durch weitere Investitionen möchten wir ein Produktionsvolumen von 10 000 Fenstern täglich erreichen.

Glaswelt – Nach wie vor produzieren Sie einen Großteil Ihrer Vorfabrikate wie das Glas und die Profile selbst. Beim Beschlag vertrauen Sie auf die Kompetenz Ihrer Zulieferer. Sind Sie hier zufrieden mit den Partnerschaften?

Gierszewski – Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist hervorragend. Wir arbeiten mit erfahrenen und professionellen Firmen, um die Qualität unserer Produkte zu gewährleisten. Was die Beschläge unserer Fenster angeht, sind wir sehr von den Produkten unserer Partner Maco und Winkhaus überzeugt. Um garantieren zu können, dass unsere Fenster einwandfrei funktionieren und dicht sind, verwenden wir die zuverlässigsten Beschläge am Markt, um eine hohe Funktionalität und Sicherheit zu garantieren.

Glaswelt – Wie beurteilen Sie allgemein die kurz- und mittelfristigen Perspektiven im deutschen Fenstermarkt – der Import ausländischer Produkte hat ja deutlich zugenommen. Geht das noch weiter – oder haben wir damit den Zenit erreicht?

Gierszewski – Der Import ausländischer Produkte wird sicher weiter zunehmen. Der deutsche Markt hat ein enormes Potenzial. Sämtliche ausländischen Produzenten, darunter auch die polnischen Hersteller, haben nur einen geringen Marktanteil in Deutschland. Dies ist ein sehr anspruchsvoller Markt mit sehr guten Aussichten. Wir sehen ihn als sehr vielversprechend für unser weiteres Umsatzwachstum an.

Glaswelt – Herr Gierszewski, vielen Dank für das Gespräch.—

Das Interview führte Chefredakteur Daniel Mund.

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