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GLASWELT vor Ort: VFF Fachtagung Statistik

Fundierte Zahlenspiele und Prognosen für den Fenstermarkt

_ Holger Lipp von der Weru GmbH und zugleich Obmann des Verbandes, sprach von einer sehr guten Entwicklung in der deutschen Wirtschaft, die sich aktuell sogar besser als vielfach prognostiziert darstellt. Das Bauhauptgewerbe befindet sich auf einer wahren Rekordjagd und die Branche hat Kapazitätsprobleme.

Die Fenster-Situation in Deutschland habe sich 2016 folgendermaßen dargestellt: Insgesamt seien rund 610 Mio. Fenster verbaut – davon immer noch 17 Mio. Fenster mit Einfachverglasung und 44 Mio. Kastenfenster. 205 Mio. Fenster sind mit unbeschichtetem Isolierglas ausgestattet, 289 Mio. Fenster verfügen über Zweischeiben-Wärmedämmglas und 55 Mio. Fenster über Dreischeibenglas.

Doch keine Neubau-Krise in Sicht?

Nach dem Top-Jahr 2016 sank in diesem Jahr die Zahl der Baugenehmigungen in den ersten sieben Monaten um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit anderen Worten: Damit hat der seit 2009 anhaltende Aufschwung einen leichten Dämpfer erhalten. Dafür gibt es Gründe: Viele Baugenehmigungen wurden „vorsorglich“ bereits 2015 beantragt, um noch die alte Energiesparverordnung (EnEV) nutzen zu können, die im letzten Jahr verschärft wurde.

Ob die genehmigten Gebäude aber tatsächlich alle gebaut werden, ist unklar. Das Statistische Bundesamt meldet im Bauhauptgewerbe für Juni ein Umsatzplus von 3,4 Prozent – die Zahl der Beschäftigten wuchs um 2,8 Prozent. Nach Angaben des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie sollen in diesem Jahr insgesamt rund 320 000 Wohnungen fertiggestellt werden.

Renaissance des Hochhauses

Trotz dieser erfreulichen Zahlen hinkt Deutschland im Wohnungsbau der Bevölkerungsentwicklung hinterher, denn unser Land verändert sich. Nach wie vor ist Deutschland ein Zuwanderungsland. Hinzu kommen mehr und mehr 1-Personen-Haushalte. Auf Sicht wird laut Prognosen der tatsächliche Bedarf an Gebäuden größer sein als die Zahl der Anträge, Genehmigungen und letztlich Fertigstellungen. Die meisten Institute gehen daher auch für die kommenden Jahre von einer zunehmenden Zahl an Baugenehmigungen aus. Einzig das ifo-Institut beurteilt die Lage anders und prognostiziert einen Rückgang.

Trend: Micro-Appartment

Bereits seit 2012 nimmt der Bau von Mehrfamilienhäusern stetig zu – von 118 400 auf aktuell 198 400. Vor allem in sogenannten „In-Städten“, wie beispielsweise München, Köln oder Frankfurt, entstehen dabei auch viele lukrative Luxuswohnungen – finanziert häufig durch ausländische Investoren. Daneben muss es bezahlbaren Wohnraum für Normalverdiener geben. Ein Trend könnten deshalb sogenannte Micro-Appartements werden, die sich – obwohl klein in der Grundfläche – durch flexible Wände immer wieder umgestalten lassen.

In der Fenster-Branche gibt es das Problem, nur schwer Mitarbeiter zu finden. Der Kampf um die besten Köpfe ist hier in vollem Gange. Um Mitarbeiter langfristig zu binden, sind neben attraktiven Gehältern auch attraktive Arbeitsbedingungen nötig. Nicht unbedingt werden sich diese Mehrkosten mit den Produkte und Leistungen verrechnen lassen.

Weiteres Wachstum prognostiziert

Aber zum Glück wird der Bedarf an Türen und Fenstern steigen, wie Dr. Christian Kaiser von der Heinze GmbH prognostiziert. Gelangen in diesem Jahr rund 14,2 Mio. Fenster in den Markt, werden es 2018 rund 14,7 Mio. Elemente sein, was einer Steigerung um 3,3 Prozent entspricht. Das Gros der Fenster geht in die Sanierung – etwa 8,3 Mio. Stück. Rund 6,4 Mio. Fenster sind für den Neubau bestimmt. Ein leichtes Wachstum von 3,2 Prozent erwartet man für 2018 auch im Türenmarkt.

Gerade beim energetischen Bauen sehen die Referenten enormes Potenzial für die Branche. Bei Bauherren und Renovierern muss allerdings entsprechend Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden, damit die attraktiven Förderprogramme auch im großen Stil in Anspruch genommen werden.—

Matthias Fischer

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