_ In den letzten Jahren hat der Einsatz von Design-Gläsern bei der Innenraumgestaltung deutlich zugenommen. Um diese Nachfrage zu decken und um darüber hinaus auch beleuchtete Gläser anbieten zu können, war für Geschäftsführer Markus Hennes der Anstoß, in eine Laser-Bearbeitungsanlage von Cerion zu investieren.
Die GLASWELT wollte von dem Geschäftsführer weitere Hintergründe zur Investition erfahren und welche Produkte durch Laserbearbeitung heute im Betrieb umgesetzt werden können.
Im Gespräch mit Markus Hennes
Glaswelt – Welche Ziele verfolgen Sie als Glasveredler und -bearbeiter?
Markus Hennes – Ich wollte schon immer alle Glasbearbeitungen selbst umsetzen können. Meine Bearbeitungs-Möglichkeiten habe ich nun mit der neuen Laseranlage von Cerion ausgebaut. Die Lasergravur ist ein digitaler Prozess, bei dem die Maschine punktgenau ein Muster oder Bildmotiv per Laserstrahl auf das Glas überträgt. Egal ob es sich dabei um ein Foto mit hoher Auflösung handelt oder eine Vektorgrafik mit feinen Details und Linien, der Laser graviert alles automatisch und ohne aufwendige Zwischenschritte.
Glaswelt – Welche Materialien können Sie mit dem Laser bearbeiten?
Hennes – Unser Oberflächenlaser kann alle Glassorten bearbeiten: Float, VSG, TVG, ESG, Spiegel, ebenso matte Glasflächen und lackierte Gläser.
Ein besonderer Vorteil ist, dass wir auf unserer Laseranlage auch ESG bearbeiten können. Cerion hat hierfür offiziell eine Zulassung vom DiBt. Das heißt, auch das fertige ESG ist nach der Laserbearbeitung noch ein zugelassenes Bauprodukt mit einer garantierten Festigkeit.
Glaswelt – Wie bearbeitet der Laser das Glas?
Hennes – Unsere Anlage arbeitet mit einem CO2-Laser, der das Glas auf der Oberfläche mattiert. Bearbeiten wir die Rückseite eines Spiegels oder die Schichtseite eines Lacobel-Glases, wird die Beschichtung sowie etwas vom Glas abgetragen. Weiter können wir mattierte Gläser, am Besten auf der matten Seite, mit dem Laser bearbeiten, um schöne Dekore zu erzeugen.
Glaswelt – Welche Vorteile bringt Ihre neue Anlage gegenüber herkömmlichen Veredlungen?
Hennes – Im Gegensatz zu Techniken wie Sandstrahlen, Ätzen oder Drucken ist die Laserbearbeitung ein sehr sauberer Prozess. Man benötigt kein Strahlgut, keine Tinte oder Säure mehr, auch fallen keine teuren Folien zum Kaschieren der Glasoberfläche an und es fallen Entsorgungskosten für Bearbeitungsmaterialien weg. Und nicht zuletzt entlasten wir unsere Mitarbeiter, denn es fällt kein Staub oder Lärm an, wie beim Sandstrahlen.
Glaswelt – Kann der Laser also das Sandstrahlen von Glas ersetzen?
Hennes – Sagen wir teilweise: Durch Lasergravur lässt sich Glas in ähnlicher Weise mattieren und entschichten wie mit einer Sandstrahlmaschine. Aber der Laser kann noch mehr. So können auch Fotomotive mit Graustufen und feinsten Details wiedergegeben werden. Besonders die Produkte, die keine großflächige Mattierung erfordern, lassen sich mit dem Laser wirtschaftlich fertigen.
Glaswelt – Wo liegen die Unterschiede zwischen Sandstrahlen und Laserbearbeitung?
Hennes – Mit einer Sandstrahlanlage kann man wirtschaftlich keine filigranen und komplexen Motive herstellen. Auch Graustufen lassen sich nicht erzeugen. Das sind wiederum die Stärken der Laserbearbeitung. Beides lässt sich jedoch kombinieren: Wird eine ganzflächige Mattierung mit Dekor gewünscht, kann man das Glas in der Fläche zunächst per Sandstrahl mattieren, dann trägt man auf der mattierten Seite mittels Laser ein Dekor auf. Weiter lassen sich die aufgeklebten Kaschierfolien für die Sandstrahlung mittels Laser auf dem Glas zuschneiden. Dann muss man nur noch die entsprechenden Folienstücke manuell entfernen. Auch so ergänzen sich Laser- und Sandstrahlung.
Glaswelt – Welche Glasformate können Sie bearbeiten?
Hennes – Mit unserer Cerion c-vertica 180 bearbeiten wir Spiegel, Glastüren, Duschkabinen, Tischplatten etc. Wir können mit der Anlage Scheiben von 180 × 300 mm bis zum Format 1720 × 2700 mm veredeln.
Glaswelt – Wie hoch ist der Aufwand für den Bediener?
Hennes – Unsere Laseranlage kann weitgehend selbsttätig arbeiten. Der Bediener muss quasi nur die Laserbearbeitung starten und kann sich dann wieder anderen Tätigkeiten widmen. Der Laserprozess läuft bis zum Ende alleine durch. Aktuell stellen wir das Glas händisch auf, doch unsere Anlage lässt sich mit einer automatisierten Glaszufuhr ausstatten, sodass bis zu 30 Glasscheiben über Nacht oder an Wochenenden ohne Personal abgearbeitet werden können.
Glaswelt – Wie steht es mit der Wirtschaftlichkeit Ihrer Investition?
Hennes – Die Laser-Anlage fertigt oft wirtschaftlicher als Druck- oder Sandstrahlanlagen und ermöglicht uns zusätzlich ganz neue Design-Angebote. So können wir durch Lasergravur auch feinste Linien und Graustufen für gestochen scharfe Fotos erzeugen. Zudem ist gelasertes Glas ein langlebiges Produkt, das Witterungseinflüssen und UV-Licht widersteht. Es gibt kein Ausbleichen und kein Ablösen von der Glasoberfläche.
Glaswelt – War die Installation aufwendig?
Hennes – Nein, das Aufstellen und die Inbetriebnahme der Laseranlage ging innerhalb von einem Tag über die Bühne. Im Anschluss wurden wir noch von den Cerion-Mitarbeitern in der Bedienung geschult. Uns wurde gezeigt, wie wir mit nur wenigen Klicks ein Motiv auf das Glas bekommen.—
Das Interview führte Matthias Rehberger.