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Kunststoff-Fensterexperten tagten beim Branchenprimus

Höher – breiter – schwerer

_ Zum ersten Mal veranstaltete das ift Rosenheim ein solches Treffen außerhalb des eigenen Instituts bei einem Hersteller. Vielleicht auch ein Grund, weshalb die Veranstaltung schon weit im Voraus ausgebucht war. Wie die GLASWELT auf der Veranstaltung erfuhr, erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass eine ähnliche Veranstaltung das nächste Mal bei einem anderen Produzenten stattfinden könnte. Wo, möchte das ift noch nicht sagen, plane aber nach diesem Termin eine Folgeveranstaltung „in der Mitte Deutschlands“.

Anfangs von einigen Fensterbauern etwas skeptisch beäugt, vermittelte der Veranstaltungsort Sendenhorst im Laufe der Tagung Vorteile, die ein Prüfinstitut einfach nicht bieten kann. Das waren einerseits Verarbeitungsmaschinen und Spezialisten eines Systemgebers, die in dieser konzentrierten Form oft nicht zur Verfügung stehen; zumal nicht für Verarbeiter anderer Systeme.

Außerdem bot die Betriebsbesichtigung tiefe Einblicke in die Herstellung der Sendenhorster Fensterprofile. Verständlich: Nur bei diesem einen Programmpunkt waren Wettbewerber nicht zugelassen.

Sehen, wie man es richtig macht

Kurz und knackig fasste Ingo Leuschner vom ift gleich zu Anfang den ersten Tag zusammen: „Sie werden gleich bei mir extrem kaputte Dinge sehen. Bei meinen Kollegen Georg Weng (Veka) und Robert Kolacny (ift) sehen Sie dann, wie man’s richtig macht.“ Das scheint auch eine der Hauptfragen an der technischen Hotline des ift zu sein. Über 70 Prozent der Anrufe beschäftigten sich mit der Montage, sagt Leuschner, dicht gefolgt von Wärmeschutz, Funktionsstörungen und Einbruchhemmung. Seine Beobachtungen an der Baustelle bestätigten diese Statistik – ebenso die Gespräche der Teilnehmer während der Veranstaltung und in den Pausen: „Richtig, anprangern ist das eine, aber wir brauchen auch Lösungsvorschläge,“ hieß es aber auch im Teilnehmerkreis.

Georg Weng erklärte, wie ein Profilhersteller wie Veka seine Qualität steuere, um beste Voraussetzungen für die spätere Montage zu liefern. „Gebrauchstauglichkeit“ und „Funktionalität über viele Jahre“ seien wichtige Kriterien für ihn. Immer wichtiger würde auch die Wartung der eingesetzten Fenster und Türen. Außerdem liefere der Systemgeber eben nicht nur ein Qualitätsprodukt, sondern stehe auch mit seinem Know-how zur Verfügung. „Relevant sind heute 100 verschiedene Normen. Da muss der Systemgeber unterstützen“, betonte er. „Noch mehr als früher müssen wir heute begleitende Dienstleistungen liefern.“ Nicht umsonst habe der Sendenhorster Hersteller in ein teures Systemtechnikum investiert, zum Beispiel mit einer Vierkopf-Schweißmaschine. Nur so könne man alle Verarbeitungsvarianten der Kunden nachstellen und optimal beraten.

Toleranzen im Profil und Glas

Um strukturelle Unterschiede zu vergleichen, warf Robert Kolacny zunächst einen Blick ins Innere der Profile. Im Querschnitt gut zu sehen: Das produzierte Kunststoffprofil ist nicht immer ein absolut exaktes Abbild der ursprünglichen Zeichnung. Zusätzlich erschwerten Dickentoleranzen beim Glas den Einbau von Glasleisten. Sein Fazit: Auf die gesamte Kette käme es an, vom Halbzeug bis zum fertigen Fenster. „Im Zweifel nachbohren – bei uns im ift oder direkt ins Profil, um nachzuschauen“, war sein Rat.

Stefan Friedrich, Renolit SE, brachte Farbe in den ersten Tag, auch wenn sein Vortrag titelte: „Bericht aus der Grauzone“. Dabei räumte er mit manchen Vorurteilen auf. Zum Beispiel, dass sich dunkle Farben im Sonnenlicht stärker aufheizen, als helle. Das sei früher so gewesen, müsse aber heute „durch die Verwendung neuer Pigmente nicht mehr sein.“ Um sich rechtzeitig auf neue Farben einzustellen, leiste sich Renolit eine eigene Trendberatung. Und was sagt die, möchte die GLASWELT wissen?

„Nach Shades of Grey könnte es in den nächsten Jahren vermutlich in Richtung Shades of Brown gehen, schmunzelte Friedrich: „Auf jeden Fall wird es bei einem Kontrast zu Weiß bleiben.“

Oberflächenschäden korrigieren

Charlotte Goretzka, Leiterin Technologie und Innovation bei Veka, überraschte mit ihrem viel beachteten Vortrag „Kratzer, Riefen und Verfärbungen – Strategien zur Beurteilung von Oberflächenschäden“. Alltägliche Fragestellungen der Reinigung und nachträglichen Schadensbeseitigung aus der täglichen Praxis unzähliger Fensterbaubetriebe pointierte die Expertin gekonnt und in anschaulicher Form. Außerdem berichtete sie von einem neuen Reinigungsmittel, mit dem es möglich sein soll, Gelb-Verfärbungen an schlecht gereinigten Fenstern nachträglich zu beseitigen. Wie die Verfärbungen zustande kämen, sei unter Fachleuten nicht letztlich geklärt.

Es spreche aber einiges dafür, dass Schmutz oder scharfe Reinigungsmittel mit Hilfe von Regenwasser in die Oberfläche diffundierten und dort für eine fotochemische Degradation sorgten. Das neue Reinigungsmittel von Veka befinde sich derzeit noch im Entwicklungsstadium, solle aber bald in den Handel kommen.

Christian Kehrer und Wolfgang Jehl, beide vom ift, fassten am zweiten Tag ihre Erfahrungen zusammen. Die Sicherheitsproblematik großer und schwerer Flügel hatte Kehrer bereits anschaulich über Beschlagstests an beiden Tagen in seinen Workshops demonstriert. „Früher wog eine durchschnittliche Balkontür 50 kg. Heute wiegt diese das Doppelte!“, sagte Kehrer. Sein Appell an die Fensterbauer gerichtet: „Lesen Sie die Anwendungsdiagramme sowie TBDK-Richtlinien und beachten Sie die Erkenntnisse daraus!“ Die richtige Planung erspare manchen nachträglichen Ärger. Ein Aufruf, dem sich „Mr. Montage“, Wolfgang Jehl mit Nachdruck anschloss. Barrierefreie Bodenschwellen seien in erster Linie eine Planungsaufgabe. Hier gab er wichtige Praxistipps. Ein anderes Thema, was in seinem Vortrag und den Praxisvorführungen für Zustimmung sorgte, war die Luftdichtheit von Rollladenkästen und mehr noch, die richtige und sichere Befestigung von Fenstern im Rollkastenbereich. Er ging dabei der Frage nach, wie sich die Lasten aus dem Flügel vernünftig ins Mauerwerk ableiten lassen. Zustimmung bei den Teilnehmern: „Das ist das erste Mal, dass sich jemand so deutlich und klar mit dem Thema beschäftigt!“

Als Alternative zu den gängigen C-Konsolen oder dem Teilen der Rollkästen lieferte Veka mit einem sehr stabilen Montageprofil aus Metall eine mögliche Lösung in einer der praktischen Vorführungen.—

Rainer Hardtke

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