Glaswelt – Herr Streck, wie bewerten Sie die bisherige Geschäftsentwicklung für 2018?
Marco Streck – Das Jahr 2018 zeigt sich bislang recht wechselhaft. Nach einem starken ersten Quartal haben wir im zweiten Vierteljahr einen Auftragsrückgang verzeichnet. Das hat uns allerdings nicht überrascht, da die Märkte durch die weltpolitische Lage verunsichert sind. Ich denke hier vorrangig an Faktoren wie etwa die schleppende Brexit-Debatte mit nach wie vor unklarer Perspektive, die vielen regionalen Krisenherde in Osteuropa, Vorderasien oder Südamerika sowie natürlich den Handelskonflikt mit den USA. Das dritte Quartal werten wir derzeit aus und der weitere Jahresverlauf dürfte spannend bleiben. Insgesamt überaus positiv entwickelt sich unser Projektgeschäft.
Glaswelt – Wie reagieren Sie auf diese wechselhafte und unklare Allgemeinsituation?
Streck – Wir besinnen uns auf unsere Stärken. Sowohl material- als auch verfahrenstechnisch ist SLS sehr gut aufgestellt. Daraus ergibt sich für den Kunden ein attraktives Gesamtpaket, das von der Entwicklung über den Werkzeug- und Formenbau und die Extrusion von Voll- oder Hohlprofilen bis hin zur Baugruppen-Fertigung reicht. Da wir zudem alle Leistungsbereiche unter einem Dach haben, profitieren unsere Kunden von vielen Pluspunkten hinsichtlich Qualität, Kosten und Zeitaufwand. Dazu kommt, dass wir von der ersten Stunde an Projekte und Neuentwicklungen als aktiver Partner und Ideengeber begleiten können. Hierbei spielt eine unserer Kernkompetenzen – die Herstellung kundenspezifisch maßgeschneiderter Extrusionswerkzeuge – eine ganz zentrale Rolle.
Glaswelt – Welche Trends und Tendenzen des Marktes prägen derzeit Ihr Tagesgeschäft?
Streck – Abgesehen von den immer häufiger geäußerten Wünschen nach kleineren Stückzahlen und vorkonfigurierten Profillösungen, gibt es seitens der Kunden zur Zeit eine starke Fokussierung auf die Themen Ressourcenschonung, Abfallminimierung, Materialaufbereitung und Wiederverwertung. Immer mehr Kunden schreiben sich – und uns – daher eine umweltschonende Fertigung und Recycling-Kriterien ins Pflichtenheft. Infolgedessen extrudieren wir immer mehr Profile mit einem hohen Werkstoffanteil aus Recyclingmaterial. Oft führen wir neues Granulat nur noch sehr gezielt zu und manche Produkte werden sogar vollständig aus recyceltem Kunststoff gefertigt. Dabei sind allerdings einige wichtige Faktoren zu beachten.
Glaswelt – Woran denken Sie hierbei konkret?
Streck – Beispielsweise ist trendbedingt ein Preisanstieg für Recyclingmaterialien und Regranulate zu beobachten. Darauf haben wir freilich keinen Einfluss. Der Einsatz von Recyclaten ist aber schon jetzt nicht mehr in allen Fällen wirtschaftlicher.
Glaswelt – Welche technologischen Aufgabenstellungen stehen für Ihr Unternehmen derzeit im Mittelpunkt?
Streck – Unsere starke Wettbewerbsposition im Bereich der extrudierten Kunststoffprofile für den Fenster- und Türenbau wollen wir behaupten und ausbauen. Dazu sind sowohl weitere Investitionen in die Werkzeugtechnik erforderlich als auch technische Anpassungen und Erweiterungen unserer Maschinenparks in der Extrusion und Anarbeitung. Beides ist derzeit in der Realisierungsphase.
Glaswelt – Was bedeutet das?
Streck – Der Einsatz neuester Werkzeugtechnologie bedingt intensive Modernisierungen im Bereich der Werkzeugwartung und Werkzeugpflege. Weitere Optimierungsmaßnahmen stehen in der Produktion an. Hier werden wir durch neues Equipment und innovative Technik auf veränderte Marktsituationen reagieren. Dabei geht es in letzter Konsequenz immer wieder darum, die Umsetzung weiterer Kundenwünsche zu ermöglichen und stets Schritt zu halten mit dem technologischen Fortschritt. In die gleiche Richtung wirkt der weiter voranschreitende Ausbau unserer Kapazitäten in der Anarbeitung und Konfiguration.
Ohne allzu viel preiszugeben kann ich sagen, dass wir unter anderem neue Extrusionsanlagen für höhere Ausstoßgeschwindigkeiten in Betrieb nehmen werden – inklusive längerer Kühlstrecken und Kalibriertische sowie mit Abzügen und Guillotinen. Ebenfalls auf unserer Agenda stehen die Entwicklung und Fertigung eigener Maschinenkomponenten sowie die Forcierung gemeinsamer Kundenprojekte mit dem Ziel der Entwicklung neuer Produkte; hierbei agieren wir vorrangig auf dem Gebiet der Werkzeugtechnik.
Glaswelt – Und was tut sich bei SLS auf dem Gebiet der Werkstoffe? Finden neue Kunststoffe den Weg ins Portfolio?
Streck – In diesem Bereich sind wir derzeit ebenfalls sehr aktiv. Aktuell laufen zum Beispiel vielversprechende Projekte mit Faserverbund-Werkstoffen und neuen Bio-Compounds. Aber dazu möchte ich hier und heute nicht mehr verraten.
Glaswelt – Vielen Dank, Herr Streck für Ihre Auskünfte!—
Was steckt hinter SLS
„Männer aus der Praxis – Handeln für die Praxis“ – mit diesem Motto vor Augen wurde die Firma 1985 durch Hans Schmidt, Thomas Leibrock und Manfred Streck gegründet und nach deren Initialen in SLS benannt.
Seit 2015 liegt die Geschäftsführung in den Händen von Gründer Thomas Leibrock sowie den Gründersöhnen Jürgen Schmidt und Marco Streck. Bereits seit 2012 ist der Sohn von Thomas Leibrock, Jan-Steven Leibrock, mit an Bord.
Mittlerweile werden in Dahn auf dem 27 574 m² großen Firmengelände auf 30 Extrusionsanlagen im Schichtbetrieb jährlich rund 7000 Tonnen Material für die Profilproduktion verarbeitet.
113 Mitarbeiter arbeiten bei SLS für den Fenster- und Fassadenbau, Metallbau und viele andere Bereichen außerhalb der Bauelementebranche.