_ Benannt nach einem der Entdecker des genetischen Codes, zählt das Francis Crick Institut in London zu einem der größten europäischen Zentren für biomedizinische Forschung. 2016 wurden die 1500 Mitarbeiter und die Labore in einem neuen Gebäude nahe dem Kingscross Bahnhof untergebracht.
Das neue Forschungsgebäude zeichnet sich durch einen großzügigen Einsatz von Glas aus. Über Terrakotta-Verkleidungen und zwei riesige, gewölbte Dächer ist es architektonisch mit benachbarten historischen Gebäuden wie den Bahnhöfen Kingscross und St. Pancras verbunden, von dem aus der Eurostar nach Frankreich startet.
Der hohe Glasanteil des neuen Gebäudes dient vor allem dazu, das Bauwerk besser in die Umgebung einzufügen und die Innen- und Außenbereiche zu verbinden.
Transparenz als Motto
Herzstück des Gebäudes ist ein 40 m hohes Atrium, das die vier großen Laborbereiche verbindet und als zentraler Treffpunkt dient. Eine große zentrale Treppe erschließt die vier Etagen. Mehrere Brücken innerhalb des Atriums verbinden die Gebäudeflügel und sorgen so für ausreichend Raum für die formelle und informelle Zusammenarbeit zwischen den Forschern. Auch die Labore sind offen und transparent gestaltet.
Der untere Teil des Gebäudes beherbergt öffentliche Räume und Aufenthaltsräume im Erdgeschoss sowie weitere hochspezialisierte Forschungsabteilungen in zwei unteren Stockwerken. Unter dem gewölbten Dach mit integrierten PV-Elementen befindet sich die Gebäudetechnik.
Glasschwerter tragen die Lasten ab
Die 2750 m² großen Atriumfassaden im Westen und Osten sowie das Atriumdach wurden von Fassadenbauer Gartner gefertigt. Scheldebouw, wie Gartner ein Unternehmen der Permasteelisa-Gruppe, lieferte die Pfosten-Riegel-Fassaden und die Fassaden mit Terrakotta-Verkleidungen der 20 000 m² großen Gebäudehülle.
Die Atriumfassaden bestehen aus 5080 mm langen geschosshohen Elementen mit einer doppelten Isolierverglasung und einer Systembreite von 750 mm.
Die vertikalen und statisch tragenden Glasfinnen aus VSG (3 × 10 mm ESG mit Sentry-Plus-Interlayer) sind 4530 mm lang und 470 mm tief.
Die Glasfinnen tragen alle Wind-, Sog- und Drucklasten ab. Beidseitig angebrachte Edelstahlschuhe verbinden die Glaselemente mit der primären Tragstruktur, ein über 6 m horizontal spannendes Rundrohr mit einem Durchmesser von 273 mm.
Die primären horizontalen Tragrohre werden wiederum von vertikalen Stahlstützen (Durchmesser 406 mm) getragen, die über die volle Fassadenhöhe reichen.
Schimmernde Dichroic-Folien in der Glasfassade
Alle Fassaden wurden explosionshemmend ausgeführt. Die Isoliergläser der Westfassade sind mit ipasol ultraselect 62/29-Beschichtung (von Interpane) versehen und mit Argon gefüllt, Innen- und Außenscheibe bestehen aus VSG in Weißglas.
Die Isolierverglasungen der Ostfassade haben eine Low-E-Beschichtung und Argon im SZR. Auf der Ostseite des Atriums lässt sich ein textiler Sonnenschutz etagenweise auf- und abfahren. Im Unterschied zur Westfassade sind die Glasfinnen der Hauptfassade gen Osten an der Außenseite der Glaswand angeordnet und beinhalten eingebettete Dichroic-Folien.
Das Francis Crick Institut ist damit eines der ersten Anwendungsobjekte für diese Kunststoff-Folien in der Fassade, die je nach Lichteinfall und Blickwinkel farblich unterschiedlich schimmern. Wie ein Chamäleon wechselt die Eingangsfassade des Instituts so ständig ihr Aussehen. In der Dämmerung wirkt die Fassade häufig goldfarben.
Ein Glasdach über 130 m
Das 1800 m² große Atriumdach erstreckt sich über 130 m. Dieses voll verglaste Dachsystem wird von einer Pfosten-Riegel-Konstruktion mit einer Dachneigung von 5° gebildet.
Die 3100 × 750 mm großen 3-fach-Isoliergläser der Dachverglasung sind zu Carrierframes verarbeitet und über Aluminiumträgerprofile mit EPDM-Gummidichtungsprofilen 4-seitig linienförmig auf der Sekundärstahlstruktur gelagert und fixiert.
Sämtliche Fugen zwischen den Glaseinheiten sind mit Silikon versiegelt und bilden so die erste Dichtungsebene.—
Projektbeteiligte
Bauherr: The Francis Crick Institute, London
Architekt: HOW, London
Fassadenberater: Emmer Pfenninger Partner AG EPPAG, Münchenstein
Fassadenbau: Josef Gartner GmbH und Scheldebouw
Projektmanagement:Arup, London