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Im Gespräch mit Thomas Bois, Saint-Gobain Deutsche Glas

“In der Glasbranche muss man sehr bescheiden sein“

Glaswelt – Herr Bois, zu Beginn einige allgemeine Fragen zur Branche: Nach Zahlen des BV Glas mussten die Flachglasveredler 2013 ein Minus von 1,5 Prozent hinnehmen. Wie schätzen Sie die diesjährige Entwicklung am Glasmarkt ein?

Thomas Bois – Wir spüren seit einigen Monaten, dass es besser wird. Ich sehe ein Volumenwachstum für 2014, welches gleichermaßen abhängig ist von der Region sowie von den einzelnen Produkten, die der jeweilige Verarbeiter/Veredler anbietet.

Aktuell sind die Preise für mein Gefühl noch nicht stabil genug, um eine finale Aussage für dieses Jahr treffen zu können.

Glaswelt – Wie sehen Sie die Chancen für Glasverarbeiter und Veredler im Segment Fassade sowie im Interieur?

Bois – Im Interieur durchaus positiv. Hier geht es immer wieder um neue Ideen und Innovationen und es gibt einen künstlerischen Designanspruch. Der Anspruch der Kunden ist teils deutlich höher als in der Fassade, gerade in Bezug auf Farbe, Druck etc. Das Marketing spielt hierbei eine wichtige Rolle, hier können die Betriebe punkten. Letztendlich hängt es am Vertrieb und am Marketing, solche Interieurglas-Produkte umzusetzen.

Die Schlüsselfaktoren in der Fassade sind Vertriebsspezialisten die fit sind, gleichzeitig muss man eine große Palette an Produkten bereitstellen können. Wer das leistet kann auch hier wachsen.

Glaswelt  – Und wie entwickelt sich der Isolierglasmarkt?

Bois –  Das Volumen in Deutschland ist interessant. Jedoch sind die Preise im Vergleich zu Osteuropa nicht viel höher. Der Grund: Es gibt nach wie vor zu viele ISO-Kapazitäten am deutschen Markt. Das braucht noch einige Jahre, um sich beim Standard-Isolierglas zu regulieren und um wieder in interessante Preisregionen zu kommen.

Glaswelt – Sehen Sie dabei durch Isolierglas-Importe aus Osteuropa eine Gefahr?

Bois –  Nein, das ISO aus diesen Ländern fürchten wir nicht. Es sind die Fensterimporte aus dem Osten, die uns Sorgen bereiten, denn durch diese Billigprodukte wird ein Preisdruck durch den Endkunden erzeugt, unter dem dann wieder die hiesigen Isolierglashersteller zu leiden haben.

Glaswelt – Seit knapp einem Jahr führen Sie die Betriebe der SGDG. Wie hat sich seitdem das Unternehmen entwickelt und welche Veränderungen haben Sie in dieser Zeit eingeleitet?

Bois – Wir wollen eine verstärkte Kooperation der Betriebe in den verschiedenen Ländern der Region Mitteleuropa erzielen. Thematisch stehen im Fokus die Bereiche Sicherheit, Technik, Einkauf und Personal (Human Resources).

Wir haben Ende 2013 die ersten Weichenstellungen eingeleitet, erste Resultate spüren wir bereits, aber es braucht Zeit, bis man signifikante Ergebnisse sieht. Generell muss man in der Glasbranche sehr bescheiden sein.

Glaswelt –  Sagen Sie noch etwas mehr dazu, wie sich die SGDG weiterentwickeln und in welchem Segmenten sie wachsen soll?

Bois – In der Gebäudehülle sehe ich Potenziale für Fassadengläser, sowohl für SG-Fassaden als auch für Pfosten Riegel. Aber die Fassade ist eine Lotterie! Es ist ein verrückter Markt. Einmal läuft es sehr gut, ein anderes Mal überhaupt nicht. Doch wenn man eine gute Chance sieht, sollte man sie unbedingt ergreifen. Generell sehe ich sehr große Potenziale in zwei Marktsegmenten. Es gibt noch Chancen in den regionalen Märkten, in denen wir bis dato nicht sehr aktiv waren. Und im Designbereich - dort können wir unseren Kunden einen Mehrwert in Form von Innovationen, neuen Designs und Beratungs- und Marketingservice bieten. Das ist eine gute Basis für uns, aber auch für unsere Kunden wie z. B. Trennwandhersteller oder Türproduzenten, in diesem Markt zu wachsen.

Glaswelt – Wir haben eben über die B-to-B Kunden gesprochen. Welche Rolle spielen für Sie bei der Produktvermarktung die Endkunden?

Bois – Um in den regionalen Märkten erfolgreich zu sein, braucht es die direkte Endkunden-Ansprache, das gilt insbesondere für Interieurprodukte. Wir wollen unseren Kunden und Partnern helfen wiederum deren Endkundengeschäft zu entwickeln und voranzubringen. So geben wir beispielsweise unseren „Glas nach Maß Partnern“ Unterstützung beim Marketing.

Glaswelt – Die SGDG-Betriebe erstrecken sich über mehrere Länder, was schätzen Sie an Ihren hiesigen Kollegen?

Bois – Meine deutsche Mannschaft ist sehr enthusiastisch, das macht mir richtig Freude. Die Deutschen sind immer sehr gut vorbereitet und sehr fleißig und wie gesagt darüber hinaus auch gut motiviert.

Glaswelt – Und wo haben die Deutschen ihre Schwächen?

Bois – Wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen, sind die Deutschen manchmal etwas zu langsam, da sie dazu neigen, erst alles genau wissen zu müssen, bevor sie losgehen. Dann kann schon einmal der Wettbewerb (aus dem Ausland) die Nase vorne haben.

Glaswelt – Stehen Sie mit der SGDG eigentlich nicht in Konkurrenz zu den ClimaPulsSecurit-Partnern?

Bois – Ja, wir sind Wettbewerber. Wir stehen in den selben Märkten. Aber anders geht das in dieser Konstellation auch nicht.

Glaswelt – Welche persönlichen Ziele stecken Sie sich für 2014?

Bois – Ich habe zwei Ziele. Das erste, wir wollen ein positives Ergebnis. Das zweite Ziel: meine Mannschaft zu motivieren. Und das geht am besten durch Projekte, die wir gemeinsam aufgebaut haben. Und diese Motivation ist wiederum der Schlüssel zu unserem Erfolg. Und daran müssen wir jeden Tag aufs Neue arbeiten.

Glaswelt – Und was wünschen Sie heute der Glasbranche?

Bois –  Erstens Wachstum und zweitens eine vernünftige Profitabilität, um weiter investieren zu können und damit unseren Mitarbeitern eine Zukunft geben zu können.—

Das Gespräch führte GLASWELT Redakteur Matthias Rehberger.

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