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Im Interview mit Wintergartenbauer Wolfgang Dietrich

Kunst im Wintergarten

Glaswelt – Herr Dietrich In welchem Umkreis beliefern Sie Ihre Kunden?

Wolfgang Dietrich – Unser Kundenkreis erstreckt sich bis rund 50 km um die Region Singen, wobei wir auch schon in Frankfurt, Berlin und auf Korsika gearbeitet haben. Wo Arbeit ist, da gehen wir hin.

Glaswelt – Die Schweiz ist von hieraus gut 15 Minuten entfernt und der Franken sehr stark. Macht sich das für Sie bemerkbar?

Dietrich – Nein. Wir sind schon immer in der Schweiz aktiv. Dort generieren sich Aufträge jedoch meist nur auf persönliche Empfehlungen. Wir haben zwar einen leichtes Wachstum über die Grenze hinaus zu verzeichnen, aber einen Wintergarten kauft man in der Regel nicht so einfach wie einen Konsumartikel, sondern das ist ein Prozess, der eine längere Zeit in Anspruch nehmen kann.

Glaswelt – Hat es entscheidende technische Entwicklungen im Bereich des Wintergartens in den letzten 10 Jahren gegeben?

Dietrich – Eine große Neuerung hat es nicht gegeben. Die Technik hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Hierzu zählen z.B. die Anforderungen der Wärmeschutzverordnungen und Bedienungsverbesserungen. Hebe-Schiebe-Türen, Faltwände oder Parallelabstell-Kipp-Schiebetüren gibt es doch schon seit Jahrzehnten.

Glaswelt – Wie hat sich das Thema „Energiesparen“ bis zum Wintergarten durchgeschlagen?

Dietrich – Der Wunsch des Kunden, Energie zu sparen, wurde durch die öffentlichen Diskussionen angestoßen. Die Kunden, welche den Wintergarten bereits im Rahmen eines Neubaus planen, integrieren den Wintergarten in die Niedrig­energiehäuser. Die Bauherren berechnen Energiekosten sehr genau und damit die Zugewinne, die ein Wintergarten bietet. Ein Großteil unserer Kunden entschließt sich erst zu einem späteren Zeitpunkt ihres Lebens im Rahmen einer energetischen Sanierung bzw. Modernisierung für den Anbau eines Wintergartens.

Glaswelt – Gibt es zwischen den Bauherren, die den Wintergarten mit einem Neubau bestellen und denen, die ihn evtl. erst nach Jahrzehnten realisieren Unterschiede in der Ausführung?

Dietrich – Die Kunden, die ein Haus nach der EnEV bauen, denken in erster Linie ans Energiesparen und erst in zweiter Linie an einen Wohlfühlraum. Der Kunde, der sich erst später für den Bau eines Wintergartens entscheidet, möchte in erster Linie einen Wohlfühlraum, der zusätzlich den Effekt der Energieeinsparung beinhaltet. Bei einem bestehenden Wohngebäude wird es schwieriger, dieses auf den Niedrig-Energie-Standard umzurüsten. Dagegen kann man bei Neubauten mit Be- und Entlüftungsanlagen den Energiegewinn eines Wintergartens sofort nutzen.

Glaswelt – Kommen bei Wintergärten an energiesparenden Gebäuden neue Tätigkeitsfelder auf Sie zu im Bereich der Lüftung oder Beschattung?

Dietrich – Natürlich. Die Be- und Entlüftung kommt verstärkt auf uns zu, wobei bei einem Neubau dies nicht unser Thema ist. Dort übernimmt der Planer das Lüftungskonzept. Mit der Beschattung des Wintergartens bringen wir uns in das Konzept des Planers ein. Wir liefern jedoch nicht die Steuerung eines Bus-Konzeptes. Wenn wir jedoch an ein bestehendes Gebäude einen Wintergarten anbauen, dieser autark funktioniert, liefern wir auch die Steuerung dazu.

Glaswelt – Wozu raten Sie Ihren Kunden bei der Verwendung von Isolierglas?

Dietrich – Beim Bau eines Niedrigenergiehauses schreiben die Planer die Gläser vor. Ich bin für das 1,0er oder 0,7er Glas, weil mir der winterliche Eintrag der Sonne wichtig ist. Ich bin eher der Wohlfühl-Wintergarten-Mensch, im Gegensatz zum reinen Energie-Menschen. Ich habe vermehrt mit Leuten zu tun, die den Wintergarten nachträglich bauen. Wir wohnen hier in einer nebelreichen Gegend und wenn dann die Sonne scheint, ergeben sich für mich Momente, in denen die Zeit im Wintergarten wunderbar ist.

Glaswelt – Wie sieht es beim Wintergarten mit Klebetechniken aus?

Dietrich – Die Klebstoffe haben Fortschritte gemacht – teilweise zu unserem Leidwesen, da man die Rahmen bei evtl. nachträglichen Änderungen nicht mehr lösen kann. Klebstoffe werden verwendet, wenn es an die Baugrenze geht oder bei Sonderzulassungen, bei welchen zur Stabilisierung des Wintergartens, um den Rahmen zu unterstützen, das Glas mit herangezogen wird. Zum Erhalt der Stabilität wird teilweise von außen versiegelt. Structural Glazing ist ebenfalls dem Einsatz von modernen Klebstoffen zu verdanken. Auch bei der Fassadentechnik kommen Klebestoffe zum Einsatz.

Glaswelt – Hat sich bei den Beschattungs­systemen in den letzten Jahren etwas Neues ­entwickelt?

Dietrich – Im Bereich des Sonnenschutzes wurde überwiegend das Design verändert. Bei den senkrechten Beschattungen wie Raffstore und Jalousien gibt es lediglich kleine Veränderungen. Die große Entwicklung in den letzen Jahren ist die des Sonnenschutzes im Luftzwischenraum der Gläser, über Folien die sich aufrollen oder über Jalousien. Dies ist ein kleiner Quantensprung in der Entwicklung.

Auch die automatische Steuerung wurde immer weiter optimiert. Früher kannte man lediglich den Sonne,- Wind- und Regenwächter. Heute gibt es Steuerungen in drei Himmelsrichtungen, bei denen die Jalousien je nach dem Stand der Sonne beschatten, die Innen- und Außentemperatur, den Wind, den Regen und die Tageszeit berücksichtigen. 90 Prozent aller Wintergartenanbieter sind Systemverarbeiter (Anmerkung der Redaktion: Dietrich ist Schüco-Verarbeiter). Das Wichtige dabei sind die Anschlüsse an die Baukörper. Das fängt mit dem Fußpunkt an und hört an der Wand und im oberen Bereich auf. Bei einer optimalen Be- und Entlüftung ist der Wintergarten eine Wohlfühloase.

Glaswelt – Mitte September haben Sie sich an einer Museumsnacht beteiligt. Bei Ihnen gab es Kunst zu bestaunen und Verköstigungen für die zahlreichen Gäste. Warum haben Sie Ihre Nacht für die Kunst investiert?

Dietrich – Meine Frau und ich sind kunstinteressiert und waren selbst schon Gäste der Museums­nacht. Es hat uns begeistert, dass sich Häuser für Künstler öffnen, in diesem Rahmen kamen wir mit verschiedenen Künstlern ins Gespräch. So entstand die Idee, dass in unserer Werkstatt Künstler ihre Arbeiten ausstellen. Vor nunmehr fünf Jahren öffneten wir unser Ausstellungsgelände und unsere Werkstatt erstmals der Kunst. Interessenten, die noch keinen Wintergarten besitzen, können so das Flair und das Ambiente kennen­lernen. Wir als Wintergarten-Manufaktur möchten unseren Kunden das gesamte Wohnambiente rund um den Wintergarten näher bringen und anbieten. —

Herr Dietrich, wir danken für das Gespräch.

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