Wie kann die Kombination Sonnen- und Blendschutz effektiv gesteuert werden? Welche Rolle kann/darf der (Gebäude-)Nutzer dabei spielen und wie wird er sinnvoll in die Steuerungsabläufe integriert?
Eigentlich ist es gut gemeint, wenn man von einem voll automatisierten Gebäude spricht, aber kann dieser Anspruch überhaupt erfüllt werden? Welche Rolle spielt die Nutzerakzeptanz? Wie reagiert ein Gebäude auf manuelle Eingriffe der Nutzer?
All diese Fragen stehen in einem starken Zusammenhang mit den Steuerungssystemen im Gebäude und der Vernetzung der Bereiche Wärme, Kälte, Lüftung (Klima) und Licht, und haben den entscheidenden Einfluss auf ein Raumklima, in dem sich die Nutzer wohlfühlen. Zudem soll eine hohe Energieeffizienz erreicht werden.
Planung und Beratung
Die effektive Steuerung eines Gebäudes setzt bereits bei der Planung die Einbindung aller vorhandener Komponenten voraus. Die Steuerung des Sonnen- und Blendschutzes muss also mit den Komponenten Fenster, Lüftung, Heizung und Klimaanlagen soweit vorhanden abgestimmt werden. Dazu gehören weiter die zu erwartenden Verhaltensweisen der Nutzer am Arbeitsplatz oder in den eigenen Wohnräumen.
Der Nutzer ist die am schlechtesten zu kalkulierende Komponente. In der Regel werden Nutzerprofile ermittelt, bei denen die Nutzung von Beleuchtung, der Bedarf an Wärme und Kälte, Frischluftzufuhr und der Wunsch nach Blendschutz anhand von Statistiken kalkuliert wird.
Dabei werden auch die möglichen Störfaktoren bei der Steuerung berücksichtigt. Und bereits hier sind wir schon wieder beim Gebäudenutzer. Kann eine fertig programmierte Steuerung und deren Parametrierung durch Passwörter geschützt werden, so gilt das nicht für das Individuum Mensch, weil hier sich die Ansprüche und Empfindungen des Einzelnen stark unterscheiden. Zudem unterscheidet sich auch das Tagesverhalten eines Menschen und stellt unterschiedliche Ansprüche an die genannten Bereiche. Großraumbüros haben etwa ein ganz anderes Anforderungsprofil als Einzelbüros.
Hat der Nutzer zudem die Möglichkeit in den Gebäudebetrieb manuell einzugreifen, wie zum Beispiel ein Fenster komplett zu öffnen oder den durch Sensoren automatisch geschlossenen Sonnenschutz wieder zu öffnen, stellt dies in vielen Fällen die Regelfähigkeit vieler Steuerungssysteme auf den Kopf. Der Erfolg eines Gebäudekonzepts ist also davon abhängig, wie aktiv der Nutzer in die Konzeption eingebunden wird.
Die Gebäudenutzung
Sehr oft werden direkt nach der Fertigstellung von Gebäuden die Parameter für die Steuerung von Personen festgelegt, die das Haus später nicht selbst nutzen. Hier greift man in der Regel auf Erfahrungswerte zurück und sichert die Einstellungsparameter gegen das Verstellen. Ein neues Gebäude muss sich aber erst einspielen, das heißt die Umgebungsvariablen Wetter, Raumtemperaturen usw. müssen ermittelt werden und die Nutzerbedürfnisse bestimmt werden. Voraussetzung ist auch hier die Einbindung der Nutzer in das Gebäudekonzept und die Funktionsweise der Steuerungssystematik.
Den Nutzer interessieren dabei keine Werte, sondern sein Wunsch nach Wärme oder Kälte, Helligkeit oder Verdunkelung.
Am Beispiel von Raffstoresanlagen, die sich durch schlecht positionierte Windwarnanlagen auf Dächern ständig auf und ab bewegen, nimmt der Nutzer eine akustische Störung war. Diese wird durch plötzliche Blendung oder Dunkelheit ergänzt und wirkt sehr störend und kann den Arbeitsprozess unterbrechen. Hier sollten Nutzer detailliert informiert werden, wie sie sich verhalten sollen, denn nur wenn der Nutzer die „Bevormundung“ durch die Steuerung akzeptiert, lassen sich geplante Energieeinsparpotenziale realisieren.
Planer und Berater sollten den Sonnen- und Blendschutz deshalb nach Möglichkeit immer in eine vorhandene Gebäudesteuerung integrieren und den Nutzer mit berücksichtigen.—