Durch dynamische Rollladen- und Sonnenschutzsysteme lassen sich beim Nutzwärmebedarf bis zu 44 Prozent Energie einsparen, so die aktuelle Studie des Ingenieurbüros Prof. Dr. Hauser (ibh). Mit der Studie liegen erstmals verlässliche Zahlen vor, die die kostenreduzierende Wirkung automatisch gesteuerter Beschattungssysteme nachweisen.
Rollladen- und Sonnenschutzprodukten wird seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Energiebilanz von Gebäuden eingeräumt. Im Winter reduzieren sie bei Nacht die Wärmeverluste, indem sie ein dämmendes Luftpolster zwischen Behang und Fenster einschließen. Während tagsüber durch die Fenster solare Energie ins Gebäudeinnere gelangt und so hilft, die Räume auf natürliche Weise zu erwärmen.
Im Sommer verringern Sonnenschutzsysteme als beschattende Elemente den Wärmeeintrag durch Fenster und Fassade und reduzieren den Einsatz von teuren und energieintensiven Klimageräten oder machen diese überflüssig.
Diesen Aussagen wird die Annahme zugrunde gelegt, dass sich der größtmögliche Einspareffekt nur dann erzielen lässt, wenn die Beschattungssysteme automatisch per Zeitschaltuhr und Sensorik gesteuert werden. Das bedeutet also unabhängig von der Anwesenheit der Nutzer eines Gebäudes und in Reaktion auf die jeweiligen Außen- bzw. Raumbedingungen. Zusammengefasst werden diese Funktionen im Begriff „dynamisch gesteuerter Wärmeschutz“.
Um für die Studie verlässliche Daten und seriöse Durchschnittswerte zu erhalten, floss eine Reihe von Parametern in das Simulationsmodell ein. Einbezogen wurden unter anderem verschiedene Fensterflächenanteile, Fassadenausrichtung, die Art der Verglasung sowie typische Rollladen- und Sonnenschutzbehänge aus unterschiedlichen Materialien. Der Bewertung legte man die Raumgeometrie eines Einraummodells mit den klimatischen Gegebenheiten am Standort Essen zugrunde. Die Simulationen wurden jeweils mit und ohne dynamisch gesteuerten Wärmeschutz durchgeführt, um die Ergebnisse vergleichen zu können.
Bessere Ergebnisse als erwartet
Automatische Rollladen- und Sonnenschutzsysteme erzielen laut ITRS-Studie gerade im Winter hinsichtlich der Reduzierung von Wärmeverlusten hervorragende Zahlen. Das galt vor allem, wenn von einem alten Fenster mit 2-fach-Isolierglas und einem Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 3 W/m2K ausgegangen wurde, wie es in einem Großteil des aktuellen Gebäudebestands zu finden ist.
Werden hier Rollläden verwendet, ergibt sich ein Energieeinsparpotenzial von 16 Prozent der eingesetzten Heizenergie im Gebäude. Bei von der EnEV 2009 geforderten Fenstern mit einem U-Wert von 1,3 W/m2K sind es 8 Prozent, die sich einsparen lassen. Bei älteren Fenstern und sehr guten Rollladen- und Sonnenschutzsystemen wurden bei der Untersuchung sogar maximale Einsparwerte von 44 Prozent ermittelt.
Auch beim sommerlichen Hitzeschutz tritt die kostensparende Wirkung automatisch gesteuerter Rollladen- und Sonnenschutzsysteme, die über die Mindestanforderungen der Norm DIN 4108-2 hinausgeht, deutlich zu Tage.
Wird etwa der Eckraum eines Wohngebäudes mit Westorientierung und einem Fensterflächenanteil von 70 Prozent mit einer optimierten Sonnenschutzvorrichtung ausgestattet, reduziert sich der Jahresnutzkältebedarf um bis zu 12 kWh/m2a. Bei einer durchschnittlichen Wohngebäudegröße von 120 m2 und dem angenommenen Preis einer Kilowattstunde von 0,28 Euro können Nutzer rund 400 Euro pro Jahr einsparen, so die Studie. Gerade gegenüber teuren, wenig nachhaltigen Technologien zur Raumkühlung weisen automatische Verschattungen klare Vorteile auf. Die gilt es in den Vordergrund zu stellen, um die steigende Zahl von Kühlgeräten in den Haushalten wieder zu verringern.
Laut des Klimabarometers der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online von 2010 sind bereits 21 Prozent der Deutschen im Besitz eines Kühlgeräts oder können sich vorstellen, eines zu erwerben. Dieser Trend steht im Widerspruch zu den Klimazielen der Bundesregierung.
Aufnahme in EnEV sinnvoll
Die aktuelle Studie zeigt, dass automatisch bewegten Rollladen- und Sonnenschutzsystemen ein ungewöhnlich hohes Energieeinsparpotenzial innewohnt. Ihre dynamische Anpassung an Wetterbedingungen bzw. wechselnde Tages- und Jahreszeiten trägt dazu bei, (insbesondere im Bestand) die Schwäche des Fensters als statisches Element und energetische Lücke in der Gebäudehülle auszugleichen, so der TRS. Der Verband will deshalb die Ergebnisse der Untersuchung als Argumentationsgrundlage verwenden, damit dynamisch gesteuerter Wärmeschutz auch bei der energetischen Bewertung von Gebäuden nach DIN V 18599 berücksichtigt wird. So würde gleichzeitig erreicht, dass der energiesparende Effekt automatischer Rollladen- und Sonnenschutzsysteme in die EnEV aufgenommen werde. Denn sie verweist auf die jeweilige aktuelle Fassung der DIN V 18599.
Wie die Studie nahelegt, würde die Aufnahme von dynamischem Wärmeschutz in die EnEV einen wichtigen Baustein bilden, um ambitionierte politische Klimaschutzziele zu verwirklichen – wie etwa die Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2020 gegenüber dem Wert von 1990.
Die Studie wurde vom Industrieverband Technische Textilien, Rollladen, Sonnenschutz e.V. (ITRS) in Auftrag gegeben (siehe Kastentext).
Tipp der Redaktion: Die neue Studie finden Sie zum kostenlosen Download auf https://www.glaswelt.de/, dort im Suchfeld rechts oben den Webcode 1109 eingeben.
Die Auftraggeber der Neuen Studie
Der Industrieverband Technische Textilien-Rollladen-Sonnenschutz e.V. (ITRS) vertritt Hersteller und Konfektionäre der angegliederten Branchen. Initiiert wurde die Studie von der ITRS-Fachgruppe Industrievereinigung Rollladen, Sonnenschutz und Automation (IVRSA) . Sie vertritt die Industrieunternehmen des Rollladen- und Sonnenschutzes in Deutschland.