Nicht selten, so startete der Artikel, kommt es vor, dass fremde Menschen durch den Glasbläserort Lauscha/Thüringen gehen und nach der Werkstätte eines "Augenmachers" fragen. Das waren meist solche, die durch eine Kriegsverletzung oder einen Betriebsunfall das Unglück hatten, ein Auge zu verlieren.
Weg in die Werkstätte eines Glasaugenmachers
Mit Recht, so hieß es weiter, hoffen die Augenverletzten, dass ihnen von Müller-Uri gutsitzende und naturgetreue Prothesen den eingetretenen Schaden im Gesicht weitmöglichst ausgleichen. Deshalb führt sie der Weg oft direkt in die Werkstätte eines Glasaugenmachers. Und dass dieser Weg meist nach dem Glasbläserort Lauscha führt, hat seinen guten Grund.
Dort seien die ersten künstlichen Menschenaugen aus Glas in Deutschland entstanden. Ein nachkomme der Gründerfamilie von Lauscha, Ludwig Müller-Uri, habe diese in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Bis dahin sei Frankreich das alleinige Herstellungsland für künstliche Menschaugen aus Glas gewesen.
Auf die Fertigung von Tier- und Puppenaugen spezialisiert
Der Glasbläserort Lauscha stand damals für die Fertigung von Tier- und Puppenaugen, die in der nahegelegenen Spielzeugstadt Sonneberg benötigt wurden. Dass sich deutsche Augenärzte also, um vom französischen Markt unabhängig zu werden, nach Thüringen wandten, um "Menschenaugen" zu bekommen, lag nahe.
Lange Jahre blieb es ein Geheimnis der Familie Müller-Uri, wie diese Augen hergestellt werden, schließlich sollte das Auge nicht nur möglichst natürlich aussehen, es musste auch beispielsweise der Tränenabsonderung standhalten. Allerdings räumte der Autor am Ende der Geschichte ein, dass sich "heute die Herstellung künstlicher Menschenaugen aus Glas über die ganze Erde verbreitet" habe.