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GLASWELT vor Ort

VFF Inside in der heimlichen Hauptstadt

Ein Highlight setzte gleich zu Beginn der Oberbürgermeisters mit seinem Grußwort: Jann Jakobs outete sich nicht nur als toller Markenbotschafter für den VFF, sondern auch als besorgter Kommunalpolitiker und macht auf eine Aufgabe des Verbandes aufmerksam: Es darf halt nicht sein, dass das Thema bezahlbares Wohnen und Klimaschutz seitens bestimmter politischer Kräfte gegenseitig aufgehoben wird. "Fordern Sie das ein, melden Sie sich zu Wort." Das könne ja nicht richtig sein, dass man für das eine Ziel das andere vernachlässige, so Jakobs.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs sprach das Grußwort seiner Stadt - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs sprach das Grußwort seiner Stadt - Daniel Mund / GLASWELT
Weiter spricht er über Probleme, die Potsdam erst seit einigen Jahren kenne: Es hätte sich viel Gewerbe und Industrie angesiedelt, jetzt würden eher die Fachkräfte fehlen. Mit einem Augenzwinkern weist er auf die große Bedeutung seiner Stadt hin, dass man sich zur heimlichen Hauptstadt gemausert hätte. Und: „Berlin ist bedeutend, Potsdam ist schön.“

Wir sind nicht auf Energiewende-Kurs

Thomas Drinkuth, Stv. Bereichsleiter, Leiter Kommunikation und Netzwerke der Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) setzte dann den nächsten Höhepunkt auf dem Kongress. Er erläuterte anschaulich, wie es mit der Energiewende in unserem Land steht. „Wir sind nicht auf Energiewende-Kurs.“ Zwar hätte die Bundesregierung einige Weichen gestellt, wie den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz, Energieeffizienzstrategie Gebäude, Klimaschutzplan 2050, Grünbuch - Weißbuch - Prozess. Und dabei werden auch die richtigen Themen adressiert, wie die Potenziale zu erschließen und Erneuerbare zu nutzen. Das sei aber auch noch viel zu wenig, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Der aktuellen Legislaturperiode bescheinigte er eine durchwachsene Bilanz: zwar sei die Bedeutung der Energieeffizienz gestärkt. Aber auf der anderen Seite sind auch die Steuerförderung und das GEG politisch gescheitert. Auch beim Ordnungsrecht sei die aktuelle Regierung nicht wirklich weitergekommen.

Auf eine gänzlich problematische Entwicklung wies er auch noch hin: Nach dem verheerenden Hochhausbrand in London würde die energetische Gebäudesanierung – besonders die der Fassade – wieder von der Politik in Frage gestellt. Beispielsweise hätte Bayerns Bauminister Joachim Herrmann diese „auf den Prüfstand“ stellen wollen.

Jörg Kachelmann glänzte mit einem hervorragenden Beitrag über den Wetterbericht im Speziellen. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Jörg Kachelmann glänzte mit einem hervorragenden Beitrag über den Wetterbericht im Speziellen. - Daniel Mund / GLASWELT
Dagegen machte VFF Präsident Timm auf der Podiumsdiskussion deutlich, dass die Energieeffizienz kaum mehr ein Grund für einen Fenstertausch sei. Es gebe andere wichtige Funktionen am Fenster, die für die Verbraucher viel wichtiger sein können. Dena-Mann Drinkuth sieht noch viel Luft nach oben – beispielsweise gebe es keine richtige Energieberatungs-Kampagne. Und es gebe kein „Apple der Energieeffizienz“, ein „Must Have“ in diesem Thema.

Aus dem Teilnehmerkreis kamen weiter Vorschläge, wie die Politik jetzt reagieren soll: aluplast-Geschäftsführer Patrik Seitz beispielsweise machte den Vorschlag einer Steuerermäßigung auf energieeffiziente Produkte. Gleichzeitig mahnte er, dass es seitens der Politik keine langen Prozesswege geben solle, die auch noch in der Öffentlichkeit zu lange ausdiskutiert werden. Das führe eben nur zum Gegenteil, dass die Bevölkerung ihre Sanierungsüberlegungen auf die „Lange Bank“ schiebe.

Schließlich brachte VFF-Präsident Timm auch noch die Möglichkeit einer Branchen-Selbstverpflichtung beispielweise für eine „Grundsicherheit für RC1“ ins Spiel. Aber: dabei gilt es zu bedenken, dass der Organisationsgrad der Fensterbauer dafür eigentlich zu gering ist.

Marketingpreis ohne Präsentation

Die glücklichen Sieger des VFF-Marketingpreises - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Die glücklichen Sieger des VFF-Marketingpreises - Daniel Mund / GLASWELT
Zwischendurch wurde auf dem Verbandsmeeting auch der Marketingpreis in drei Kategorien verliehen: Die beste Low Budget Aktion wurde dabei Fa. Teutemacher Glas mit einer Nikolaus-Aktion bescheinigt, die außergewöhnlichste Produktpräsentation gab es von den Sebnitzer Fensterbauern mit einem besonders gestalteten Katalog und als beste digitale Kundeninformation wurde die Dr. Hahn Anwendungsapp ausgewertet. Leider wurden den Kongress-Teilnehmern zwar die Preisträger benannt, aber keine Beispiele oder Bilder von ihren Aktionen, von dem Katalog oder der App gezeigt. So konnte man die Begeisterung der Jury für die einzelnen Sieger leider nicht nachempfinden. 

Ein Vor-Ort-Bericht von Chefredakteur Daniel Mund. Mehr über die Tagung – und was der Wetterfrosch Jörg Kachelmann den Teilnehmern vermittelt hat – lesen Sie in der nächsten Ausgabe der GLASWELT, die am 7. Juli erscheint.