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GLASWELT vor Ort

VFF Fachtagung “Automation“ — Wo waren die Fensterbauer?

Ja, wo waren denn die Fensterbauer? 38 Teilnehmer, davon 16 Referenten aus der Industrie, und kaum 10 Fensterbauer, das spricht eine deutliche Sprache. Die Fensterbauer vor Ort sahen jedoch viele neue Chancen für sich.

Die Nachfrage von Seiten der Verbraucher ist vorhanden. Hierzu stellte Marktforscher Jörg Flasdieck von der Heinze GmbH interessante Umfrageergebnisse vor, wie Endkunden die Gebäudeautomation sehen. Automation im Neubau genieße einen höheren Stellenwert als in der Sanierung, wo sie nur eine untergeordnete Rolle spiele.

Marktforscher Jörg Flasdieck: "Frauen stehen der Gebäudeautomation offener gegenüber, als Männer, das ist wichtig für das Verkaufsgespräch. Foto: Matthias Rehberger, www.glaswelt.de
Marktforscher Jörg Flasdieck: "Frauen stehen der Gebäudeautomation offener gegenüber, als Männer, das ist wichtig für das Verkaufsgespräch. Foto: Matthias Rehberger, www.glaswelt.de
Im Fokus der Endkunden: Heizen, Sicherheit und Sonnenschutz
Auf die Frage, ob sie sich ein „intelligentes Heim“ wünschen, in dem sich bestimmte Funktionen elektronisch und ferngesteuert (z.B. über eine App) regeln lassen können, wenn Geld keine Rolle spielt, antworteten 13 % der Bauherren mit Ja, das wäre mein Traum, und 32 % fänden das sinnvoll. 38 % sagten, es wäre nicht schlecht, muss aber nicht sein, und 15 % brauchen das nicht. Nur 2 % der Befragten besitzen diese Möglichkeiten schon. Also stufte knapp die Hälfte den Nutzen einer Hausautomation als sehr sinnvoll ein und würde entsprechend gerne den Komfort daraus in Anspruch nehmen.

Auf die Frage, welche Funktionen von unterwegs aus via Smartphone gesteuert werden sollen, landete auf Platz 1 die Heizungsanlage, dicht gefolgt von der Alarmanlage sowie der Steuerung der Rollläden. Hier spielen neben der Behaglichkeit, also auch die Sicherheitsaspekte und der Sonnenschutz bei den Verbrauchern eine wichtige Rolle.

Udo Diesmann von Hautau meinte, viele Fachbetrieb hätten noch Berührungsängste in Bezug auf automatisierten Produkte. Foto: Matthias Rehberger, www.glaswelt.de
Udo Diesmann von Hautau meinte, viele Fachbetrieb hätten noch Berührungsängste in Bezug auf automatisierten Produkte. Foto: Matthias Rehberger, www.glaswelt.de
So können Fensterbauer Vorurteile entkräften

Architekten und Bauherren hätten nach wie vor Angst vor Elektrosmog. Wenn Verarbeiter entsprechende Produkte anbieten wollen, sollten sie diese Punkte im Verkaufsgespräch und beim Angebot berücksichtigen und entkräften, so die Aussage von Marktforscher Flasdieck. Wichtige Argumente im Verkaufsgespräch seien unter anderem mehr Komfort und Energieeinsparung. Auch bedeute die Investition in Automation eine Wertsteigerung der Immobilie. Zudem könne sich der Bauherr als modern präsentieren.

Die Umfrage zeigte, dass bei Verbrauchern, Verarbeitern und bei Architekten noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss. Auch sei der Mehrwert einer Gebäudeautomation für den Endkäufer häufig nicht genügend transparent. Hier müsse der Verkäufer Klarheit schaffen.

Die Beratung muss besser werden
Insgesamt fehle es aber noch an Beratungskompetenz durch die Fensterbauer, so der Tenor vieler Vorträge. Im Gegensatz zu Sonnenschutzfachleuten hätten viele Fensterbauer noch nicht erkannt, dass es bereits gut funktionierende Systemlösungen gibt. Und das Interesse an automatisierten Bauteilen ist von Seiten der Verbraucher  vorhanden, sprich das Potenzial ist gegeben.

Es gab sie doch: Fensterbauer Norbert Albers (li.), Athleticos West, und Kollege Tobias Schnelting wollten sich über neue Automationslösungen informieren. Foto: Matthias Rehberger, www.glaswelt.de
Es gab sie doch: Fensterbauer Norbert Albers (li.), Athleticos West, und Kollege Tobias Schnelting wollten sich über neue Automationslösungen informieren. Foto: Matthias Rehberger, www.glaswelt.de
Weiter wurde diskutiert, wie das Zusammenspiel und die Steuerung von automatisierten Bauteilen (z.B. Fenster und Türen) optimiert werden kann. Aufgrund vieler verschiedener Systeme am Markt gäbe es heute öfter auch Schnittstellenprobleme. Hier seien einheitliche Standards - und damit die Hersteller - gefragt.

Abschließend stellt sich mir die Frage, warum viele Betriebe in der Fensterbranche die Automation nicht interessiert. Warum nützen sie die Chance nicht, potentiellen Käufern das Mehr an Komfort und Sicherheit anzubieten, das ein elektrisch gesteuertes Bauelemente bietet?

Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT


Die Statements der anwesenden Fensterbauer
Jan-Peter Albers, Aldra Fenster und Türen, Meldorf
Automation bietet vielfach Mehrwert für das Fenster und wird die Marktchancen im hochwertigen Wohnungsbau unterstützen. Das Thema haben viele Verarbeiter aber noch nicht auf dem Schirm. Es ist gut, dass der Verband diese Veranstaltung organisiert. In den nächsten 10 Jahren wird sich einiges tun und wir wollen mit dabei sein.


Norbert Albers , Athleticos West GmbH, Südlohn-Oeding
Die Automation ist das Geschäft von morgen. Gerade die Verschluss-Sensorik als Einbruchschutz bietet großes Potenzial. Wir setzen aktuell beim Öffnen und Schließen bereits Fingerprinttechnik und Verschluss-Sensorik ein sowie automatisch schließende Schlösser und automatisch gesteuerte Rollos und Raffstore.

Thomas Reinhard von Kneer Südfenster sieht große Automatisierungs-Potentiale bei Haustüren und im Bereich Beschattung. Foto: Matthias Rehberger, www.glaswelt.de
Thomas Reinhard von Kneer Südfenster sieht große Automatisierungs-Potentiale bei Haustüren und im Bereich Beschattung. Foto: Matthias Rehberger, www.glaswelt.de
Thomas Reinhard,
Kneer Südfenster, Westerheim
Wir sind hierher gekommen auf der Suche nach Innovationen für unsere Produkte, die wir als Zusatzprodukte oder Ergänzung einsetzen können. Da der Markt in Sachen Automation konservativ ist, sehen wir für uns gute Chancen. Wir denken die größten Potenziale liegen bei der Haustüre und im Bereich Beschattung.