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GLASWELT vor Ort

Mehr Wertschätzung für das Fenster

Einen fulminanten Einstieg in die Tagung lieferte Peter Schober, der die neue Montagenorm in Österreich sezierte: Jetzt werde dort zwischen dem Standard-Fenstereinbau und dem objektspezifischen Fenstereinbau unterschieden. Und nur beim objektspezifischen Bauanschluss ist der Leistungsumfang der einzelnen Gewerke und die Gewerkeschnittstellen zu planen und festzulegen. Aber: Der Planer ist nicht definiert, einer muss sich also als solcher deklarieren.

Grundsatz „Innen dichter als außen“ widerlegt

Eine wichtige Zäsur beschreibt eine andere Neuerung in der Ö-Norm: Diese fordert „nur“, dass der Fensteranschluss geeignet sein muss, eine schädliche Kondensatbildung infolge von Diffusion zu verhindern – und das feuchtetechnische Verhalten der angrenzenden Baustoffe ist für das Dampfdiffusionsverhalten ebenfalls maßgeblich. Schober zeigt auf, dass dann die Gefahr von schädlicher Kondensatbildung infolge von Diffusion im Anschluss gering ist. Und unter diesen Rahmenbedingungen seien rauminnenseitig, dampfdiffusionsdichtere Anschlüsse nicht erforderlich. Der Grundsatz „Innen dichter als außen“ gilt also nicht mehr überall, ist aber weiterhin zulässig. „Wir haben die Anforderungen rausgenommen, wo es heißt, wir müssen nicht mehr unbedingt innen dichter als außen montieren.“ 

Wertschätzung für das Fenster transportieren

Eine ganz andere Sicht auf die Montageprozesse lieferte Adrian Schlumpf, Geschäftsleitungsmitglied beim Fensterbauer Swisswindows. Und sein Credo dabei: Auf der Baustelle würde das hochwertige Fenster-Produkt nicht ausreichend wertgeschätzt. Der Bauanschluss würde allzu oft seinem Namen nicht gerecht werden und das Produkt, bei dem man noch in der Fertigung höchste Vorsicht auf die Oberflächenqualität gelegt habe, würde im Bau sich selbst überlassen und nicht ausreichend geschützt werden. 

Hohe Preise bedeuten nicht automatisch mehr Probleme

Ein krönender Abschluss des ersten Konferenztages lieferte dann die Podiumsdiskussion über das „Hochpreisland Schweiz – Visionen und Strategien der Fenster- und Fassadenbranche. Moderator Daniel Mund von der GLASWELT konnte drei bedeutende Fensterbauer der Schweiz und einen „Baumanager“ auf der Bühne begrüßen und diese nach Ihren Rezepten befragen, wie sie das wichtige Datum 15. Januar 2015 – der Tag an dem der Franken wieder sich selbst überlassen wurde und Schweizer Produkte schlagartig um 15 Prozent teurer wurden – überwunden haben. Eine erstaunliche Erkenntnis aus der Diskussion: Selbst diese Hürden wurden gemeistert, beim Fenstermacher Markus Wenger beispielsweise ist die Exportquote deutlich angestiegen als vor der Franzen-Zäsur. 

Flüssiges Verklotzen – was steckt dahinter?

Am zweiten Tag dann richteten die Referenten den Blick in die Zukunft: Beispielsweise Urs Uehlinger von der Bieler Fachhochschule und Verantwortlich für den F&E-Bereich. Er stellte eine alternative Methode zum Verklotzung von Fenstern vor. Das Ziel des Forschungsprojekts ist es, die herkömmlichen Klotzbrücken durch einen schnell härtenden 2K-Klebstoff zu ersetzen und dadurch die Lastabtragung zu verbessern und die statischen Eigenschaften verklebter Gläser zu nutzen. 

Beim BIM-Thema werden alle wach

Zu guter Letzt wurde es noch mal richtig lebhaft auf der Bühne: Prof. Rohner, Leiter des Fachbereichs Holz  an der Bieler Fachhochschule outete sich als glühender Verfechter der digitalen Vernetzung der Arbeitsprozesse in unser Branche und behauptete gleich zu Beginn seines Vortrags, dass mit BIM eine Fehlervermeidung bis zu 18 Prozent möglich sei. Dabei gehe es bei dem Building Information Modeling-Prinzip nicht um das Verraten von Konstruktionsdetails, sondern um die Präzisierung der Entwicklungsstufen und Informationsübermittlungen. 

Und Prof. Krödel FH Rosenheim setzte diesen Ausführungen in seinem Thema „Automation von Fenster und Fassade“ noch eines drauf: „Sie werden den Trend nicht aufhalten – es wird kommen, entweder mit Ihnen oder ohne Sie.“ Dabei präsentierte er die Grundlagen, worauf man achten muss und wie leicht es ist, das Fenster zu digitalisieren. Zu guter Letzt lieferte ein überzeugendes Argument, dass man sich diesem Thema einfach nicht verschließen dürfe „Stellen Sie sich einen Kunden vor, dem zwei Fenster-Angebote vorliegen mit vergleichbaren Preisniveaus.“ Zuschlagen werde er dort, wo er das Gefühl hat, hier noch etwas mehr „Zukunft“ eingekauft zu haben. Der Kunde wird künftig einfach lieber das Fenster kaufen, das mehr kann als den Blick nach außen zu gewähren. 

Ein Vor-Ort-Bericht von Daniel Mund, Chefredakteur der GLASWELT. Mehr über die Windays lesen Sie in unserer Maiausgabe.

www.windays.ch