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GLASWELT vor Ort

Internationale Glasverbände formieren sich in Murano

Zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion über aktuelle Branchenanforderungen waren eine Reihe von Repräsentanten der internationalen Glasverbände nach Murano gekommen und damit der Einladung des GIMAV gefolgt. Der Verband der italienischen Glasmaschinen-Hersteller und Träger der Vitrum-Messe wollte damit Impulse setzen, um die Zusammenarbeit der Verbände zu stärken.

Traditionelle und moderne Glaskunst wird in Murano gepflegt. - Matthias Rehberger / GLASWELT - © Matthias Rehberger / GLASWELT
Traditionelle und moderne Glaskunst wird in Murano gepflegt. - Matthias Rehberger / GLASWELT
Ziel des Treffens und der 18 teilnehmenden Verbände war es, die Kommunikation innerhalb der internationalen Glasbranche anzustoßen und ausbauen sowie dabei wichtige aktuelle und künftige Themen der Industrie offen zu diskutieren. Zu der zweitägigen Veranstaltung kamen neben den Vertretern der Glasindustrie  auch Vertreter der internationalen Fachpresse. Die GLASWELT war als Vertreter der deutschsprachigen Fachpresse vor Ort.

Sind unsere Normen zeitgemäß?

Diskutiert wurde in Murano unter anderem, ob und wie viele unserer aktuell gültigen Regelwerke und Normen für Flachglas überhaupt noch relevant sind? Prüfen wir heute nach die zeitgemäßen Probleme oder sind unsere Tests und Standards nicht bereits veraltet? Lassen sich die aktuellen Produkte, beispielsweise 3-fach-Isolierglas, überhaupt noch mit älteren Regelwerken fassen und prüfen?

Gerade ältere Normungen, die mit den aktuellen Glasentwicklungen nicht Schritt halten, bedrohten die Unternehmen und Glasverarbeiter in den entwickelten Ländern, so der Tenor in Murano. Dazu wurde die Frage gestellt: „Öffnen wir damit nicht die Türen für minderwertige oder unter-performende Glasprodukte aus weniger entwickelten Märkten?“ Unisono lautete die Antwort: "Ja, genau das ist häufig der Fall." Gegen solche Entwicklungen auf Normungsebene müsse man vorgehen.

Gute Impulse gab Dr. Bernd-Holger Zippe vom VDMA Glasforum. - Matthias Rehberger / GLASWELT - © Matthias Rehberger / GLASWELT
Gute Impulse gab Dr. Bernd-Holger Zippe vom VDMA Glasforum. - Matthias Rehberger / GLASWELT
Der VDMA bringt Impulse

Sehr erfrischend war der Beitrag von Dr. Bernd-Holger Zippe, der Vorsitzender des VDMA Forums Glastechnologie. In seiner Präsentation zeigte er auf, dass die unterschiedlichen Verbände vielfach an den selben Themen und auch ähnlichen Regulieren arbeiten.

„Warum machen wir das nicht zusammen und einheitlich?“, so  Zippe. Nicht nur auf europäischer Ebene sei es von Vorteil, die Kräfte zu bündeln. Ein gemeinsames Vorgehen könnte vor allem auch helfen, die Regelwerke und Vorschriften international auf einem hohen Sicherheits- und Qualitätsniveau zu vereinheitlichen. Gerade auch für die Verarbeiter und Produktanbieter, die auf den internationalen Märkten aktiv sind, lasse sich so die Arbeit erleichtern.

Glasnachwuchs legt in Australien um 24% zu!

Weiter stand die Glaser-Ausbildung im Fokus der Debatte. Spannend war zu hören, dass in Australien der Glasernachwuchs im letzten Jahr um 24% angestiegen ist.

Ein Glaskünstler in Murano bei der Arbeit. - Matthias Rehberger / GLASWELT - © Matthias Rehberger / GLASWELT
Ein Glaskünstler in Murano bei der Arbeit. - Matthias Rehberger / GLASWELT
Dahinter steht ein klares Konzept sowie ein Karriereplan für Glasfachleute, der eine Zeitspanne von mehr als 14 Jahren umfasst, inklusive des Meistertitels (Master Glaser). Das System ist so konzipiert, dass es für junge Menschen eine Basis bietet, sich eine dynamische Karriere in der Glasbranche aufzubauen.

Weiter beinhaltet das Programm jährliche Qualifizierungen und Weiterbildungen, die für die Facharbeiter verpflichtend sind und die selbst alle Master-Glaser absolvieren und nachweisen müssen.

Das weitreichende und vor allem wohl überlegtes Konzept positioniert den Glaserberuf als zukunftsträchtigen Beruf, der sich permanent weiterentwickelt und sich zudem an neu aufkommenden, innovativen Glasprodukten orientiert, z.B. schaltbare Gläser, und entsprechende Weiterbildungen für das tägliche Arbeiten berücksichtigt und vorhält.

Solche Kunstwerke werden auch heute noch in Murano gefertigt. - Matthias Rehberger / GLASWELT - © Matthias Rehberger / GLASWELT
Solche Kunstwerke werden auch heute noch in Murano gefertigt. - Matthias Rehberger / GLASWELT
Wohin geht die Reise?

Dino Zandonella Necca, Präsident der Vitrum-Messe, fasst die Ergebnisse des Auftakt-Treffens so zusammen: „Als Verbände und Akteure in der Glasindustrie vereint uns die Leidenschaft für Glas. Jetzt muss als nächster Schritt folgen, unsere jeweiligen Vorstellungen von Land zu Land zu definieren, um unsere Energien auf gemeinsame Ziele hin zu konzentrieren.“

Dazu ergänzte Laura Biason, die Direktorin des GIMAV und der Vitrum: „Dieses erste Treffen in Murano ist der Anfang einer Reise, die sich konstruktiv auf die Welt des Glases auswirken wird.“

Die ersten operativen Arbeitsgruppen wollen sich am 4. Oktober während der Vitrum 2017 in Mailand (03. - 06.10.2017) treffen und im Frühjahr 2018 ist eine weitere Tagung in Murano geplant. Die GLASWELT wird über alle wichtigen Entwicklungen berichten.

Matthias Rehberger