Vor dem Hintergrund der angespannten Wettbewerbssituation, zunehmender (Fenster-)Importe aus Osteuropa sowie einem wachsenden Fachkräftemangel sieht sich die hiesige Glasbranche mit großen Herausforderungen konfrontiert. Umso mehr stellt sich die Frage: Warum waren gegenüber Vertretern der Zulieferer diesmal die Glasverarbeiter in der Unterzahl, so dass diesmal die Lizenzgeber die Vertretung übernehmen mussten?
Wie Verarbeiter die aktuelle Lage am Glasmarkt in den Griff bekommen können und wie es mit der schwierigen Preisentwicklung beim Isolierglas weitergehe, waren Themen der Vorträge und boten viel Stoff zur Diskussion.
Dr. Christian Kaiser von der Heinze GmbH legte die neuesten Marktzahlen zum Bau- und Fenstermarkt dar. Dank dem günstigen Ölpreis und dem schwachen Euro seien so für 2016 gute Rahmenbedingungen zu erwarten. Dr. Kaisers Prognose für den Wohnungsneubau liegt in diesem Jahr bei +2 Prozent, in 2016 bei + 1,7 Prozent.
Nach Kaiser stammen 15 bis 20 % der Fenster aus dem Ausland. Damit treffen die Importfenster auch die heimischen ISO-Hersteller. Und das gleich in doppelter Hinsicht, der deutsche Markt für Isolierglas stehe dadurch unter zusätzlichem Druck, gleichzeitig käme Billig-ISO aus Tschechien zu uns.
Nicht sparen, sondern Innovationen werden den Glasverarbeiten die Zukunft sichern, so Professor Dr. Heiko Hessenkemper von der TU Bergakademie in Freiberg. „Der Schlüssel für den zukünftigen Erfolg liegt in Innovationen. Und von diesen gibt es in der Glasbranche bei Weitem nicht genug. Ganz im Gegenteil, die Branche sei nicht innovationsgetrieben, sie ist kostengetrieben und fokussiere sich zu sehr aufs Sparen.
Dabei gebe es heute für Glasverarbeiter so viele Möglichkeiten wie nie zuvor, am Markt zu partizipieren, da im und am Gebäude immer mehr Glas eingesetzt werde. „Nutzen Sie die Chance, werden Sie innovativ, schaffen Sie neue Produkte, und versorgen Sie damit auch die Fenster- und Fassadenbauer mit Mehrwert und Alleinstellung“, so sein Appell. „Unternehmen, die in der heutigen Situation nicht aktiv sind und entwickeln, werden es in Zukunft schwer haben: Die Innovativen werden die Nichtinnovativen schlucken“, so der Professor.
Besser Freund als Feind
"Isolierglas-Hersteller und Fensterbauer sollten eigentlich an einem Strang ziehen, da sie logischerweise gemeinsame Interessen verfolgen", so Prof. Christian Niemöller.
Beide haben die gleichen Kunden, für die man ein Bauvorhaben fertigstellen will. Zudem müssen beide mit gleichen Anforderungen und engen Terminen umgehen. Beide sind aber auch natürliche Feinde im Preiskampf, bei Vertragspflichten, in der Durchstellpflicht, bei Terminen etc. Und ISO-Hersteller wie auch Fensterbauer haben oft eine fehlende Konfliktbearbeitungs-Kompetenz und gehen fahrlässig mit Reklamationen um.
Niemöllers Fazit: „Setzen sie immer auf eine offene und ehrliche Diskussion; treffen Sie eindeutige Vereinbarungen und halten diese ein. Unter diesen Voraussetzungen können Glasverarbeiter und Fensterbauer eine starke Allianz bilden.“
Der nächste Glaskongress des Bundesverbands Flachglas und der Gütegemeinschaft Mehrscheiben-Isolierglas findet am 28. und 29. April 2016 in Grassau (Bayern) statt.
Matthias Rehberger
Der ungekürzte Beitrag erscheint in der Mai-Ausgabe der GLASWELT, die am 08. Mai 2015 herauskommt.
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