Interessante Einblicke in eine Renovierungsstudie gab Sandra Meißner, Marketingleiterin bei Inoutic auf dem Prowindo-Symposium Ende September in Bonn: Es ging um die Fragen: Welche Rolle spielt das Material Kunststoff bei der Renovierung von Fenstern und Türen und welche Art von Kunststofffenster werden vorrangig eingesetzt? Dazu wurde ermittelt, welchen Einfluss die aktuellen Vorgaben zur Energieeinsparung haben und was man als Branche daraus lernen könne.
Die Antworten gaben Renovierer von Fenster und Haustüren, die im Sommer diesen Jahres via Internet auf Ihre Maßnahmen hin befragt wurden. Hier die Ergebnisse der Befragungen:
- Welche Renoviermaßnahme haben Sie innerhalb der letzten 2 Jahre durchgeführt oder haben Sie für die nächsten 12 Monate konkret geplant?
Erfreuliches Ergebnis: Neben der Badrenovierung, dem Fußbodentausch und der Fassadenerneuerung liegt der Austausch von Fenstern und Außentüren bei den Antworten hier auf Platz 4 der Renovierungsmaßnahmen. Das sind immerhin über 20 Prozent der Befragten (Insgesamt 235 Personen). Eine weitere Erkenntnis: Wenn Fenster ausgetauscht werden, dann in 63 Prozent der Fälle immer auch zusammen mit Türen. Und: Die durchschnittliche Ausgabe für den Fensteraustausch wurde mit 10100 Euro ermittelt.
- Wer hat die Maßnahme ausgeführt bzw. wird sie ausführen?
Die Antworten auf diese Frage spiegeln das gewachsene Vertrauen an die Montage-Handwerker wider: Schließlich überließen über zwei Drittel der Befragten (68,8 %) den Fenstertausch den Fachhandwerkern. Dieser Anteil war 2008 noch deutlich geringer (62,5 %). Vielleicht wird aber auch zunehmend erkannt, dass die Qualität der Montage immer wichtiger und die Ausführung immer komplizierter ist.
- Für welches Rahmenmaterial haben Sie sich entschieden?
Das Ergebnis hier spiegelt nicht ganz die Materialverteilung wieder, wie sie der Verband Fenster und Fassade (VFF) darstellt. Schließlich haben sich bei dieser Studie fast 3/4 der Befragten für Kunststoff als Rahmenmaterial entschieden (VFF: 56,8 % Kunststoffanteil im Gesamtmarkt). Aber: die Holz und Holz-Alu-Anteile verhalten sich äquivalent zum Markt. Unterrepräsentiert waren mit 4 Prozent dagegen die Anteile der Metall-Fenster. Sandra Meißner wertete dieses Ergebnis als „logisch, denn schließlich würden Metallfenster eher seltener von privaten Renoviereren geordert“.
- Für welche Farbe haben Sie sich entschieden?
Ganz klar: Weiß dominiert hier mit über 70 Prozent. An zweiter Stelle folgt die Holzoptik und braune Fenster mit 19 Prozent. Andere Farben haben erst 9 Prozent der Endverbraucher für sich entdeckt.
- Haben Sie bei Ihrer Kaufentscheidung auf das RAL-Gütezeichen geachtet?
Das Qualitätszeichen war 58 Prozent der Befragten egal oder nicht bekannt. Meißner dazu: „Es ist zu hinterfragen, ob die Bedeutung von RAL-Gütezeichen für Fenster wirklich klar ist.“ In diesem Zusammenhang forderte Sie eine deutlich stärkere Aufklärungsarbeit seitens der RAL-Verbände.
- Haben Sie Fenster im Passivhaus-Standard gewählt und eingebaut?
Bei den Antworten erstaunt die hohe Anzahl an verbauten Passivhaus-Systemen (21 %). Dies sei gewiss in Frage zu stellen. Der Begriff „Passivhaus“ ist bekannt, aber die Definition nicht unbedingt, so Meißner. Viele glaubten wahrscheinlich, ein Passivhausfenster zu besitzen. Die Realität sieht aber ganz anders aus. Also: Auch in diesem Punkt gilt es, die Aufklärung noch zu intensivieren. Unklar bei den Endkunden ist auch, was es mit der EnEV auf sich hat: Ist der Energieausweis weitestgehend bekannt (94 %), so weiß über die Inhalte der EnEV 2009 hingegen nur ein Viertel der Befragten Bescheid. Verständlicherweise sind dann die Kenntnisse über europäische Vorgaben mit 9,5 Prozent noch mal deutlich geringer.
Das Fazit der Marketingexpertin bei Inoutic lautete: Der Werkstoff Kunststoff ist das vorrangig eingesetzte Material für Renovierungen im Fenster- und Türbereich und die Handwerker haben einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidungen der Endverbraucher. Der Kenntnisstand über das RAL-Gütezeichen sowie über bestehende und zukünftige Energieeinsparverordnungen und die Definition von „Passivhausstandard“ scheint diffus oder gar unzureichend zu sein – Aufklärungsarbeit und Kommunikationsmaßnahmen an die Zielgruppen Handwerker und Endverbraucher zur Klärung der Begrifflichkeiten und um „Halbwahrheiten“ zu vermeiden, sind gefordert! —
Daniel Mund
Die Renovierungsstudie
Die B+L hat im Sommer 2010 eine der umfangreichsten Renoviererbefragungen zum Wohnbau und eine Architektenbefragung zum Nichtwohnbau durchgeführt. In der Studie werden die Untersuchungsergebnisse präsentiert, Treiber und Sanierungstrends aufgezeigt sowie Produktaustauschzyklen dargestellt. Features der Studie: Sanierungspotenziale in Deutschland, Energetische Sanierung – Welchen Einfluss haben die Fördermittel?, B+L Produktaustauschzyklus – Wie treibt der Bau der Vergangenheit die Renovierung von heute? Die Renovierungsstudie kostet 820,– Euro und ist erhältlich unter http://www.marktdaten.de/Sanierungsstudie2010.cfm