Das Fasco-Fassadensystem ist eine intelligente Gebäudeaussteifung und als klimagerechtes Bauelement eine Systemlösung für Holz-Glas-Fassaden. Bei seiner Premiere auf der BAU Anfang des Jahres konnte man sich erstmals ein Bild von dem neuen Fassadensystem machen.
Fasco ist ein vom Verbindungsspezialisten Knapp auf Grundlage von Forschungsergebnissen der Holzforschung Austria (HFA) entwickeltes Tragesystem für lastabtragende Außenwandkonstruktionen aus Holz und Glas. „Der wesentliche Vorteil ist“, so Thomas Schreyer, Vertriebsleiter bei Knapp, „dass das Profil für Fixverglasungen und insbesondere zur Stabilität des Gebäudes beiträgt und Windlasten abtragen kann.“
Das Fassadensystem wurde in Anlehnung an die ETAG 002 mit unterschiedlichen Lastzyklen und Belastungsniveaus geprüft. Bereits zwei Bauten wurden damit errichtet: ein Laborgebäude auf dem Gelände der HFA und ein zweigeschossiges Büro- und Wohnhaus, die „Schattenbox im Wienerwald“. Diese wurde mit dem niederösterreichischen Holzbaupreis ausgezeichnet. Beim Gebäude der HFA wurde zudem der Wandverbinder Walco 40 von Knapp zur Vereinfachung der Montage verwendet. Bei beiden Objekten ist die Verglasung statisch tragend ausgeführt. Die im Rahmen des Forschungsprojekts HGV von der HFA entwickelte Koppelleiste aus Birkensperrholz wurde anschließend von Knapp als Fasco-Profil aus GFK zur Marktreife weiterentwickelt. Prüfungen des Serienproduktes belegen Tragfähigkeit, Dauerhaftigkeit und die Wind- und Schlagregendichtheit. Im Bereich Glas hat sich weiterführend in der Entwicklung die Firma Eckelt, ein Unternehmen von Saint-Gobain, sehr stark engagiert.
Im Gespräch mit dem Technikleiter
Glaswelt – Sie haben das Fasco-Fassadensystem Anfang 2011 auf den Markt gebracht, wie lange betrug die Entwicklungszeit?
Dr. Johann Scheibenreiter – In mehreren Forschungsprojekten wurde die Holz-Glasverklebung seit über sieben Jahren an der Holzforschung Austria erforscht und entwickelt. Wissenschaftlich abgestimmt wurden diese Ergebnisse mit dem ift Rosenheim sowie Prof. Kreuzinger von der TUM. Für uns als Entwicklungspartner war die anwenderfreundliche Umsetzung für die Praxis Voraussetzung. Es erfolgte die Entwicklung eines glasfaserverstärkten Kunststoffprofils, Fasco genannt. Mit dieser Neuheit wurde die Holzforschung Austria im Jahr 2010 zu umfangreichen Prüfungen nach ETAG 002 beauftragt. Ein abschließender Kriechversuch der Verklebung bei erhöhter Temperatur wird in einem Monat abgeschlossen sein.
Glaswelt – Was war bei der Entwicklung die größte Herausforderung?
Scheibenreiter – Basierend auf der neuentwickelten Koppelleiste aus Birkensperrholz war das Ziel, eine noch einfachere und dauerhaftere Lösung zu finden. Undichtigkeit der Wetterfuge oder Kondensatbildung im Bereich des Glasstoßes kann zu Schimmelpilzbildung auf einer Koppelleiste aus Holz führen. Aus den Anforderungen wurde nach Prüfung verschiedener möglicher Materialien ein glasfaserverstärktes Kunststoffprofil entwickelt, welches auf eine möglichst geringe Ansichtsbreite reduziert wurde. Heute ist es möglich, auf Holzriegel mit 60mm Breite einen statisch wirksamen Holz-Glasverbund zu realisieren.
Glaswelt – Geklebte Systeme stellen erhöhte Anforderungen an die Verarbeitung und Montage. Worauf muss man dabei besonders achten?
Scheibenreiter – Die Verklebung erfolgt nur durch güteüberwachte Betriebe. D.h. die Projektpartner müssen sich einer Fremdüberwachung durch die HFA, das ift Rosenheim oder durch ein gleichwertiges Institut unterziehen. Wir arbeiten aktuell mit dem Kleber Dow Corning 993, der nach dem „Knapp-Handbuch für den Einsatz von Holz-Glas-Verbundelementen“ zu verarbeiten ist.
Glaswelt – Bei den Fassadensystemen wird mit vorgefertigten Elementen gearbeitet, dies beschleunigt die Montage. Wie hoch ist die Zeitersparnis?
Scheibenreiter – Durch die Vorfertigung kann eine gleichbleibende Verklebungsqualität unabhängig von Jahreszeit, Witterungsbedingungen etc. garantiert werden. Da auf der Baustelle nur noch die großflächigen Glaselemente verschraubt werden müssen, lässt sich eine sehr kurze Montagezeit erreichen.
Glaswelt – Gibt es schon gebaute Projekte?
Scheibenreiter – Mit der Koppelleiste aus Birkensperrholz wurden ein Forschungsgebäude der Holzforschung Austria sowie ein Büro- und Wohnhaus, ausgezeichnet mit dem niederösterreichischen Holzbaupreis, realisiert. Seit der Präsentation des Fasco-Profils aus glasfaserverstärktem Kunststoff bei der BAU München 2011 gibt es erfreulich großes Interesse vonseiten der Bauherren und Architekten. Mehrere aktuelle Ausschreibungen erfolgten mit dem Fasco-Fassadensystem. Für diese Projekte steht eine Umsetzung unmittelbar bevor. —
Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.
Systemaufbau
Für die Fasco-Glaselemente lassen sich herkömmliche, gasgefüllte Isoliergläser mit tragendem Randverbund) verwenden. Ug-Werte bis 0,6 W/(m2K) sind möglich.