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Schallschutz mit 2-fach- und 3-fach-ISO

Den Lärm im Griff

Nach den energietechnisch entscheidenden U-Werten und g-Werten ist das Schalldämm-Maß Rw eine weitere wichtige Eigenschaft von Isolierglas-Produkten, der bei der Auftragsvergabe eine entscheidende Bedeutung zukommt. Was das Kapitel Schalldämmung für Hersteller sowie für Verarbeiter von Isolierglas so kompliziert macht, ist ein simpler Umstand: Seit der allgemeinen Anerkennung der Europäischen Norm EN 673 als Rechenmodell zur Ermittlung der U-Werte von Isoliergläsern, ist die Messung der Werte nahezu bedeutungslos.

Diese Berechnungen führen die Hersteller im Allgemeinen selbst durch und deklarieren diese Werte. Ähnliches gilt für die g-Werte und andere licht- und strahlungstechnische Werten. Die einschlägigen Formeln zur Berechnung sind in der EN 410 enthalten. Zur Ermittlung der Werte für die verschiedensten Glasaufbauten verfügen dazu Firmen-Gruppen wie z.B. Isolar ebenso wie die Hersteller der beschichteten Basisgläser über entsprechende EDV-Programme.

Vergleichbare Möglichkeiten zum Berechnen der Schalldämmung sind hingegen nicht in Sicht. Deshalb prägen Messungen der Schalldämmung durch Prüfinstitute, die Erfahrungen der Beteiligten sowie die Anwendung einiger „Regeln“ für die Schalldämmung weiterhin das Vorgehen. Das gilt auch für 3-fach-Isolierglas.

Eine typische Frage an die Isolar-Glas-Beratung lautet: „Welche Schalldämmung hat der Glasaufbau VSG8-18-4-18-4?“ Sollte es zufällig zu exakt diesem Aufbau ein Glas mit Prüfzeugnis geben, so wird dies zur Verfügung gestellt. Andernfalls ist für die Antwort die Anwendung diverser „Regeln“ gefragt, die sich als „Erfahrungswerte“ aus vorhandenen Prüfberichten zur Schalldämmung von Isoliergläsern gewinnen lassen.

Schalldämmung mit 2-fach-ISO

Die folgenden „Regeln“ zur Schalldämmung mit 2-fach-Isolierglas sind zu berücksichtigen, sie lassen sich in vier Schritte unterscheiden:

  • Glasaufbauten mit verschiedenen Glasdicken („asymmetrische Aufbauten“) verbessern die Schalldämmung. Es gilt: Je größer die Asymmetrie, desto besser die Schalldämmung.
  • Je größer der Scheibenabstand, desto besser wird die Schalldämmung. Diese Regel wird z.B. bei Kastenfenstern besonders deutlich.
  • Schalldämmung für höhere Ansprüche erfordert Aufbauten mit einem schalltechnisch „entkoppelten“ Laminat. Früher wurden dazu Gießharz-Scheiben verwendet, heute sind dies die sogenannten Akustik-VSG.
  • Höchste Anforderungen an die Schalldämmung erreichen Aufbauten mit zwei Scheiben aus Akustik-VSG.

Als weitere wichtige „Nebenregeln“ sind zu beachten, dass die Schalldämmung sich mit zunehmender Masse verbessert, und dass sich „normales“ VSG schalltechnisch fast identisch wie Floatgas verhält. Es gilt weiter, dass das thermische Vorspannen von Gläsern (ESG, ESG-H, TVG) keinen Einfluss auf das Schalldämm-Verhalten hat.

Das Schalldämm-Maß Rw für Isoliergläser mit Luftfüllung und Argonfüllung ist fast immer gleich, während Krypton als Füllgas den Rw-Wert nur geringfügig verbessert.

Schalldämmung mit 3-fach-ISO

Für die schalltechnische Beurteilung von 3-fach-Isolierglas ist dieser „Handwerkskasten“ um zwei Aspekte zu erweitern:

  • Es gilt drei Scheiben zu berücksichtigen.
  • 3-fach-Gläser besitzen durch den zweiten Scheibenzwischenraum die Möglichkeit asymmetrischer Scheibenabstände.

Aus vorliegenden Prüfberichten mit Messungen der Schalldämmung an 3-fach-Gläsern lassen sich ähnliche Regeln ableiten wie bereits genannt. So verbessert die Asymmetrie der Glasdicken der beiden äußeren Scheiben das bewertete Schalldämm-Maß Rw für ISO deutlich. Interessant ist hier ein Vergleich der Schalldämm-Maße von 2-fach- und 3-fach-Gläsern (Bild 1). Verglichen werden dort die „gängigen“ Aufbauten für 2-fach- und 3-fach-Glas, z.B. wie 6-15-4 und 6-12-4-12-4 oder 8-15-6 und 8-12-4-12-6.

Aus Bild 1 lässt sich sehr schnell ablesen:

  • Bei 3-fach-ISO nimmt die Schalldämmung mit der Asymmetrie der beiden äußeren Scheiben zu.
  • Bei den hier verglichenen 2-fach- und 3-fach-Einheiten ist das Schalldämm-Maß für das jeweilige 3-fach-Glas mindestens so hoch oder sogar höher wie für das entsprechende 2-fach-Isolierglas.

Eine ganz ähnliche Tendenz ergibt sich auch, wenn man einen solchen Vergleich mit vorliegenden Prüfberichten zur Schalldämmung von 2-fach- und 3-fach-Isolierglas anstellt, bei denen im Glasaufbau Scheiben aus Akustik-VSG verwendet werden. Eine Zusammenfassung für diesen Vergleich zeigt Bild 1.

Die bereits erwähnten „Nebenregeln“ gelten in gleicher Weise auch für 3-fach-Gläser.

Zur „Masse-Regel“ wird auf dieBilder 1 und 2 verwiesen. Für den Ersatz von Einzelscheiben aus Floatglas durch solche aus VSG, ESG usw. gilt, dass damit keine Veränderung der Masse verbunden ist. Aus demselben Grund haben auch „dünne“ Beschichtungen aller Art keinen Einfluss auf die Schalldämmung. Im Hinblick auf die Gasfüllung mit Argon und Krypton gibt es entsprechende Belege im Form von geeigneten Prüfberichten zum Vergleich.

Die Bedeutung der mittleren Scheibe

Sehr aufschlussreich ist ein vergleichender Blick auf die Messkurven zu Glasaufbauten, bei denen nur die Dicke der mittleren Scheibe verändert wird. Bild 2 zeigt beispielsweise den Vergleich der Messkurven für die Aufbauten 8-12-4-12-6 (Rw = 39,2 dB), 8-12-5-12-6 (Rw = 39,0 dB) und 8-12-6-12-6 (Rw = 38,6 dB). Alle drei Kurven haben einen Einbruch bei der Frequenz 2000 Hz (6 mm Glas). Auch bei 1250 Hz ist in allen drei Kurven ein Einbruch erkennbar (8 mm Glas). Zusätzliche Einbrüche durch die mittlere Scheibe (4, 5 oder 6 mm) sind in keiner Kurve erkennbar.

Dies legt den Schluss nahe, dass offenbar die Dicke der mittleren Scheibe einer 3-fach-Einheit keinen nachweisbaren Einfluss auf das schalltechnische Verhalten hat.

Zum gleichen Ergebnis kommt auch eine Untersuchung des ift Rosenheim1.

Kommen wir zurück auf die eingangs gestellte, beispielhafte Frage: „Welche Schalldämmung hat der Glasaufbau VSG 8-18-4-18-4?“

Den Ausgangspunkt für die Antwort bildet der zugehörige Prüfbericht mit Rw = 37 dB. Eine genauere Analyse der Messwerte zeigt, dass das Ergebnis „gut“ erreicht wurde.

Ein Austausch der 8 mm Float-Scheibe gegen ein 8 mm VSG bringt schalltechnisch keinen Gewinn, wohl aber die Erhöhung der beiden Scheibenabstände auf 18 mm. Für den Aufbau VSG 8-12-4-12-4 darf man sicher ein bewertetes Schalldämm-Maß Rw von 38 dB, eventuell auch von 39 dB erwarten. Im „Ernstfall“ darf man damit rechnen, dass eine Prüfung zu einem solchen Ergebnis führen würde.

Belastung der Scheiben beachten

Unvollständig wäre jede Abhandlung über die Schalldämmung mit 3-fach-Gläsern ohne einen klaren Hinweis auf die Belastungen aus dem sogenannten Isolierglaseffekt. Leider ist die Physik in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes äußerst gemein, denn – entsprechend ihrer geringeren Steifigkeit – muss die dünnere der beiden äußeren Scheiben in einem 3-fach-Schalldämmglas die deutlich höhere Last übernehmen.

Die Bilder 3 und 4 veranschaulichen das Ausmaß dieser Gemeinheit und zeigen die berechneten Spannungen, die man bei Annahme der Standardlasten aus den TRLV in den dünneren, äußeren Scheiben erwarten muss.

Die Grafiken zeigen auch, dass bei 3-fach-Schalldämmglas von großen Scheibenabständen abzuraten ist. Bei Kantenlängen bis zu 70 cm wird ein Vorspannen der dünneren, äußeren Scheibe empfohlen2. —

1 Vergleich der Schalldämmung von Zwei- und Dreifach-Isolierglas, ift infoline 032011

2 Leitfaden zur Verwendung von Dreifach-Wärmedämmglas; Bundesverband Flachglas e.V., Troisdorf; Ausgabe 2010

3 Prüfberichte zur Schalldämmung von Isoliergläsern, Messungen im Auftrag der Isolar-Glas-Beratung GmbH und des Bundesverbandes Flachglas

Der Autor

Dr. Klaus Huntebrinker leitet als Geschäftsführer die Isolar-Glas-Beratung GmbH in Kirchberg/Hunsrück.

https://www.isolar.de/

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