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Rahmenlichtmaß gleich Glaslichtmaß

Mehr Licht dank schlanker Rahmen

Jörg Pfäffinger sprach für die GLASWELT mit Toni Blättler, Eidg. Dipl. Schreinermeister und Projektleiter beim Fensterlieferant Baumgartner.

GLASWELT: Sehr geehrter Herr Blättler, was war das Besondere an diesem Auftrag?

Toni Blättler: Bereits das Ausmessen war speziell, denn das Viersternehotel war auch während dieser Arbeiten komplett in Betrieb. So mussten beispielsweise die Vorhänge wieder an die gleiche Stelle zurückgezogen werden, wie wir sie vorgefunden hatten. Andererseits konnten wir bei unserer Arbeit die Infrastruktur dieses traditionsreichen Hotels erleben.

GLASWELT: War die Schallschutz-Situation der Grund des Fenstertauschs?

Blättler: Hauptgrund für die Sanierung war die Forderung nach einer besseren Wärmedämmung. Dafür wurde unser geklebtes System “Saphir Integral” mit Dreifachverglasung verwendet. Der zweite Hauptgrund für die Sanierung war die wesentliche Verbesserung des Schalldämmwertes, denn direkt vor dem Haus befindet sich eine vielbefahrene Straße und es fahren mehrere Tramlinien. Die neuen Fenster werden eine merkliche Verbesserung um mehrere Dezibel ergeben – schließlich muss der Bauherr sich an die aktuellen Schallschutzvorschriften halten. Soweit ich weiß, unterstützt die Stadt Basel derartige Maßnahmen, vor allem in der Innenstadt.

GLASWELT: Und welche Fenster haben Sie eingebaut?

Blättler: Spannend war, dass die Fenster in jedem Stock eine andere Höhe aufweisen. Es beginnt im untersten Stock mit fast 2 m hohen Fenstern, sie nehmen sukzessive ab und sind im 4. Stock ca. nur noch 1,60 m im Licht. Ob der Architekt damit eine bestimmte Anschauung von außen verwirklichen wollte, weiß ich nicht. Das Gebäude ist ca. 100 Jahre alt, das merkte man an den Mauerstärken von unten ca. 70 cm und oben ca. 40 cm. Das sieht man auch sehr gut an den verschieden tiefen Laibungen innen. Die jetzt ausgebauten Kunststofffenster kamen in den 80er Jahren hinein. Im unteren Teil der alten Fenster waren 20 cm hohe Lüftungsöffnungen integriert. Sie werden, da sie die Fenster­maße verringerten und wahrscheinlich Lärmübertragungen ermöglichten, im Zuge der Sanierung eliminiert, zu Gunsten von mehr Licht.

GLASWELT: Wie viele verschiedene Fenstergrößen gibt es bei diesem Objekt?

Blättler: Ich bin auf 65 abweichende Positionen gekommen, was daran liegt, dass es auf der Innenhofseite eine andere Schalldämmbeanspruchung gibt und es daher bei gleichen Fenstertypen wegen der dort anderen Gläser eine weitere Position ergab. Wir haben insgesamt 103 Fenster eingebaut. Wir haben angestrebt, dass wir die Lichtmaße der Rahmen möglichst beibehalten haben und dann nur abweichend die Rahmenbreiten korrigiert haben, um ins Baumaß zu passen. Von den Lichtmaßen her handelt es sich um höchstens 10 bis 12 Grundtypen und alle anderen Abweichungen bestehen in den Holzbreiten der Rahmen, die sich an der Bausituation anpassen. Ich habe auch festgestellt, dass es bisher sehr unterschiedliche Anschlagsarten gab, teilweise sind fast keine Anschläge vorhanden. In diesen Fällen waren wir gezwungen, etwas mehr ins Licht zu fahren. Das ist in meinen Augen zwar nicht sehr elegant, aber wir können es nicht umgehen, weil wir bei der Produktion der Rahmen deren Minimalbreite berücksichtigen mussten.

GLASWELT: Ist die Ansichtsbreite der Rahmen, also das Maß, wo die neuen Fenster ins Licht gehen, jetzt geringer als bei den früheren Kunststofffenstern?

Blättler: Ja, bei unserem Saphir Integral ist das natürlich wesentlich geringer. Bei den früheren Fensterflügeln waren etwa 4 cm Holz an jeder Seite sichtbar. Das fällt jetzt komplett weg, weil heute Rahmenlichtmaß gleich Glaslichtmaß ist, das ist das Prinzip unseres neuen Fenstersystems. Diese 4 cm an beiden Seiten ergeben ca. 8 cm mehr Licht. Und an der Mittelpartie, bei der die zwei Flügel zusammenkommen, ergibt sich, dass wir auch dort etwa 25 bis 30 mm gewinnen können, weil auch diese Mittelpartie schlanker gehalten werden kann.

GLASWELT: Es wurden in Basel also zahlreiche Fenster mit Mittelpartie eingesetzt?

Blättler: Bei Sanierungen sind wir meistens aus Denkmalschutzgründen gehalten, die Formen der ursprünglichen Fenster zu übernehmen. Das sind oft genug zwei- oder dreiflügelige Kon­struktionen. Daher setzen wir bei Umbauten viel mehr Mittelpartien ein als bei Neubauten. Dies gilt auch für das Hotel Victoria.

GLASWELT: Gab es einbautechnisch schwierige Situationen?

Blättler: Usprünglich war geplant, die Fenster aus dem LKW vom Bahnhofsvorplatz heraus über die Aufzüge in größeren Stückzahlen zu verteilen. In der Realität sah es dann so aus, dass die Monteure keine Parkbewilligung vor dem Gebäude erhielten, sodass auf engen Straßen hinter dem Hotel auf kleine Lieferwagen umgeladen werden musste. Die kleinen Fahrzeuge konnten in den Hinterhof des Hotels einfahren und dort wurden die Fenster im Keller zwischengelagert. Im Hotel standen dann zwei große Lifte zur Verfügung, daher mussten die Monteure nur in den Fluren zu den Zimmern hintragen. Erschwerend bei diesem Umbau war vielleicht die Situation, dass das Objekt außen nicht eingerüstet war. Es gab nur eine Fußgängerschutzgalerie.

Das Hotel war während der Renovierung im Juli voll in Betrieb, jedoch ergab die Schweizer Ferienzeit eine etwas geringere Belegung. So war es möglich, immer ein Stockwerk der insgesamt fünf, für unsere Arbeiten freizuhalten. Die Bauzeit betrug für uns etwa einen Monat, es wurden pro Arbeitstag max. acht Fenster ausgetauscht: morgens wurden sie ausgebrochen und abends mussten die entsprechenden Zimmer wieder geschlossen sein. Es war nie ein Fenster über Nacht ohne Glas, ein Sommergewitter hätte zu großen Schaden anrichten können. Wir haben mit dem obersten Stockwerk begonnen und beendeten unsere Arbeiten im 1. Geschoss. Im EG, dem Restaurantbereich, wurden keine Fenster gewechselt. Mit dem Wetter hatten wir Glück, denn es waren wunderbare Wochen. —

https://www.baumgartnerfenster.ch/

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