Die Basis für eine optimierte Fertigung ist die ganzheitliche Betrachtung und intelligente Steuerung aller Maschinen- und Administrationsprozesse innerhalb des Betriebs. Immer noch wird bei vielen Firmen nur auf der Ebene einzelner Maschinen und isolierter Prozesse gedacht, obwohl ein integrierter Ansatz signifikante Verbesserungen bringen könnte. Einige Unternehmen planen ihre Fertigungen zwar schon weitgehend ganzheitlich, aber leider vielfach isoliert von der Administration und ohne Berücksichtigung der Versandanforderungen oder Beschaffung (Einkauf). Die hohen Taktraten durch die automatisierte Fertigung können dann schnell von schlecht organisierten Kommissionierungs- und Versandprozessen „aufgefressen“ werden.
Die Synthese der Parameter „hohe Produktivität“, „niedrige Fertigungskosten,“ und „Spitzenqualität“ setzt einen hohen Automationsgrad bei Vernetzung aller Unternehmensbereiche voraus.
Automation bedeutet richtig verstanden nicht mehr Maschinen, sondern vielmehr eine völlig andere Arbeitsweise – nicht selten werden sogar weniger Maschinen benötigt: So definiert sich ein hoch produktiver Isolierglashersteller heute nicht mehr über die Masse seiner Fertigungslinien, sondern über die Intelligenz ihrer Nutzung. Dazu zählen Auslastung, Durchsatz, Flexibilität und punktgenaue Bedienung des Versands.
Zur rechten Zeit am rechten Ort
Beispiel einer optimierten Isolierglasfertigung: Voraussetzung dazu ist ein effizienter Zuschnitt, im besten Fall mit voll automatischer Sortierung, integriertem Restplatten-Management und Echtzeit-Kommunikation zwischen Zuschnitt und Fertigung. Weltweit gibt es nur wenige Maschinenhersteller und Softwarefirmen, die Erfahrung mit der Umsetzung solcher System besitzen
Aber auch in Betrieben, in denen die Scheiben noch weitgehend händisch bewegt werden gilt, dass die Prozesse von der Glasbestellung bis zur Lkw-Verladung der fertigen Einheit ganzheitlich betrachtet werden müssen!
Dabei sollte man der Übergabe vom Zuschnitt zur Fertigung besondere Aufmerksamkeit schenken. Hier lässt sich viel Geld sparen oder verlieren, denn Effizienz und hoher Durchsatz bei der ISO-Fertigung setzt die intelligente Bereitstellung der Gläser vor der Waschmaschine voraus – pünktlich, in korrekter Reihenfolge und Ausrichtung. Vor allem bei zunehmendem Anteil von 3-fach-ISO stellt das höchste Anforderungen an die Fertigungsorganisation.
An dieser Stelle sollte die Messlatte für den Softwareanbieter sehr hoch gelegt werden, denn er ist es, der diese Integration realisieren muss, egal, wer die Maschinen gebaut und aufgestellt hat: Versteht er Ihre Prozesse? Stellt er die richtigen Fragen? Hat er Erfahrung mit der Umsetzung intelligenter Fertigungsumgebungen? Kann er mit Verbesserungsvorschlägen aufwarten und ist er mit den Maschinenanbietern vernetzt? Gerade in heterogenen Maschinenumgebungen spricht vieles für einen unabhängigen Softwareanbieter, der mit allen Maschinenanbietern konstruktiv kooperiert.
Intelligente Fensterfertigung: Fertig zur Hochzeit?
Auch in der Fensterfertigung benötigen die Verarbeiter zur intelligenten Automation integrierte Softwaretools, die die Fertigungsprozesse exakt steuern. Wie bei der Glasveredlung geht es auch hier immer wieder um die korrekte Bereitstellung von Material und Halbzeugen.
Dies geschieht zunehmend über intelligente Puffersysteme in verschiedenen Produktionsbereichen, die mit den Maschinen interagieren und dafür sorgen, dass das benötigte Material immer zur rechten Zeit am rechten Ort zur Verfügung steht. Dabei müsse es vor der Bearbeitung logistisch korrekt „geparkt“ werden können.
Dazu ein Beispiel aus der Fertigungslogistik von Anwendern der Fertigungssoftware Cantor CIM: Auf einer Rahmenlinie wird an einem bestimmten Punkt der Barcode jedes Rahmens gescannt und von der Förderanlage an das Cantor-System übergeben.
Die Software ermittelt in Kommunikation mit dem Flügel- und Glaspuffer, ob Flügel und Scheiben zu diesem Rahmen bereits zur Verfügung stehen. Ist das der Fall, wird der Rahmen zur Hochzeit weitergefördert.
Fehlen Flügel oder Scheiben, erhält die Förderanlage von der Software den Auftrag, den Rahmen in einem Puffer abzustellen. Für die Rahmen im Puffer wird zyklisch geprüft, ob Flügel oder Scheiben zur Verfügung gestellt wurden. Erst wenn das erfolgt ist, erhält die Förderanlage einen Transportauftrag, um den Rahmen aus dem Puffer auszufördern und zur Hochzeit zu bringen.Derartige Lösungen hat das Softwarehaus A+W mehrfach mit dem Memminger Maschinenbauer Urban realisiert.
Relevant für Fensterbauer und Glasverarbeiter
Ob Glasveredlung oder Fensterfertigung: In der Regel sollte die Organisation so ausgerichtet werden, dass der Versand als „Kunde“ der vorgelagerten Prozesse betrachtet wird.
Das bedeutet, unter Umständen auch einmal auf das letzte Quäntchen Fertigungsperformance zu verzichten, wenn sich so komplizierte Kommissionier-Prozesse im Versand vermeiden lassen.
In modernen Isolierglas-Betrieben wird der Zuschnitt so gesteuert, dass auf den Fertigungslinien möglichst kleine, kunden- oder tourbezogene Lose gefertigt werden, die ohne Sortieraufwand direkt auf Versandgestelle verpackt werden können: Denn sortiert wurde ja bereits im Zuschnitt.
Dank moderner Optimierungssysteme wie A+W DynOpt kann bereits beim automatischen Abstellen in Sortierpuffer die perfekte Versandsequenz hergestellt werden – bei maximaler Qualität durch berührungsfreies Handling und höchster Materialausbeute durch restriktionsfreien Zuschnitt.
Auch die Fensterhersteller haben die Möglichkeit, ihre Fertigungslose in Versandreihenfolge in die Produktion einzusteuern, wenn dies im Gesamtkonzept die effizienteste Lösung ist. —