Der Markt für Sonnenschutz-Anlagen orientiert sich in seiner Performance unter anderem am Fenstermarkt, der 2007 aufgrund der stark rückläufigen Entwicklung des Wohnungsneubaus (mehr als 30% Minus gegenüber dem Vorjahr) eingebrochen ist. Allerdings schlägt die matte Nachfrage nicht voll auf die Beschattungsbranche durch. Als Rettungsanker fungiert dabei vor allem der Nicht-Wohnbau, der in Deutschland im Gegensatz zum Wohnbau seit Jahren wächst. Auch 2007 wurden mit mehr als 212 Mio. Kubikmeter umbauter Raum, um 11% mehr bewilligt als im Jahr davor. 2006 lag der Zuwachs sogar bei 16%. Diese retten 2007 das Beschattungs-Geschäft.
Eine völlige Kompensation der schrumpfenden Nachfrage im Wohnbau ist durch den Nicht-Wohnbau aber nicht möglich. Dennoch kommen die Sonnenschutz-Hersteller mit einem Minus von rund 4% noch relativ glimpflich davon.
Der Nicht-Wohnbau hat generell eine sehr hohe Bedeutung für die Beschattungsbranche. Grund dafür ist der dort zunehmende Anteil an Glasflächen in der Fassadengestaltung. Sonnenschutz ist bei Gebäuden mit vorgehängten Glasfassaden für die Regelung des Energiehaushalts unumgänglich und wird deshalb in der Regel bereits bei der Planung des Bauvorhabens berücksichtigt.
Im Wohnbau scheitert dies manchmal an den allzu knappen Kostenvorgaben der Bauträger. Dessen ungeachtet nimmt auch im Wohnbau die Bedeutung der Beschattung aufgrund immer größerer Glasflächen und der Tendenz hin zur besseren Nutzung des natürlichen Sonnenlichts zu. In Österreich wird bereits jedes dritte Fenster mit Sonnenschutz ausgeliefert. In Deutschland liegt der Wert erst bei etwa einem Viertel. Wichtigster Treiber im privaten Wohnbau ist allerdings das Renovierungsgeschäft. Nach Schätzungen von Kreutzer Fischer & Partner Marktanalyse in Wien stammen knapp 70% der Erlöse aus Renovierungsprojekten (Basis: nur Wohnbau ).
Bisherige Maßnahmen und Entwicklungen greifen zu kurz
Gebäude sind die größten Energieverbraucher in der EU. Mehr als 40% des Primärenergieverbrauchs in Europa entfällt auf die Errichtung und Nutzung der Gebäude – mehr als in den Sektoren Verkehr und Industrie. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der EU –Richtlinie über die Gesamteffizienz von Gebäuden. Seit der Energiekrise in den frühen 70er-Jahren wurde der Wärmedämmung von Häusern und Gebäuden die größte Aufmerksamkeit geschenkt und dies hat zu enormen Energieeinsparungen geführt. Aber die Dämmung von Gebäuden allein ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Die stetig wachsenden Glasflächen von Fassaden bilden die Schwachpunkte der Gebäude, da sie zu extremer Überhitzung im Sommer führen, der meist über die Installation von teuren Klimaanlagen mit hohem Energieverbrauch begegnet wird. Auch der Weg über die Verbesserung der Dämmwerte der Fenster greift zu kurz. Noch viel wirkungsvoller wäre es, durch den Einsatz von Beschattungssystemen den Wärmeeintrag zu vermindern und damit auf Kühlung völlig zu verzichten oder aber zumindest die Kühllast entscheidend abzusenken.
Ungenutztes Einsparpotenzial liegt allein beim Sonnenschutz bei 10%
Welche Einsparungspotentiale moderne Sonnenschutzsysteme bieten, zeigt eine von der European Solar Shading Organization (ES-SO), dem Dachverband der europäischen Rollladen- und Sonnenschutzverbände, in Auftrag gegebene Studie. Dabei wurden verschiedene Gebäudesimulationen eingesetzt, die die Temperaturentwicklung in Gebäuden unter realistischen Klimabedingungen und unter ebensolchen Komfortansprüchen der Bewohner berücksichtigen.
Fazit der Untersuchung: Durch zeitgemäßen Sonnenschutz kann der Energiebedarf von Gebäuden um 10% gesenkt werden. Dabei liegt der höhere Anteil (zwei Drittel) bei der Kühllastreduzierung im Sommer und der restliche Teil bei der Verringerung des Wärmebedarfs im Winter. Die Studie stellt aber auch fest, dass der Sonnenschutz in der Debatte um die Energieeffizienz von Gebäuden kaum berücksichtigt wird, da der Nutzen dieser Systeme noch zu wenig bekannt ist. Um das Potenzial hinsichtlich Energieeinsparung voll auszuschöpfen wäre es notwendig, die Wirkung des Sonnenschutzes bei der Berechnung der Energiekennzahl von Gebäuden mit einzubeziehen.
Letztendlich kann aber nur ein Mix aus energiesparenden Maßnahmen von der Gebäudehülle über die Fenster bis hin zum Sonnenschutz die notwendigen Einsparungen ermöglichen. Letzteren beiden muss dabei die größte Aufmerksamkeit gelten, da hier noch die größten Optimierungspotenziale schlummern. Nicht umsonst hat Schüco auf der fensterbau/frontale 2008 die Anforderungen an ein Fenster des 21. Jahrhunderts klar definiert:
- Höchste Wärmedämmung bei Profilen, Dichtungen und Glas
- Höchstmögliche Schalldämmung
- Integrierte, intelligente Lüftung
- Elektronisches Sicherungs- und Kontrollsystem
- Solarer Sonnenschutz
- Beschattung mit Tageslichtlenkung
- Energieautarke Antriebe
Dem ist nichts hinzuzufügen – denn ungenutzte Potenziale können wir uns nicht leisten.—
Andreas Kreutzer
ist seit 1992 Geschäftsführender Gesellschafter der Kreutzer Fischer & Partner Consulting GmbH, Wien, und Autor zahlreicher Wirtschaftsartikel in nationalen und internationalen Magazinen sowie der Grundlagenstudie „Bauen und Wohnen in Österreich“.
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