Glaswelt: Herr Wulfmeier, wie sind Sie dazu gekommen, spezielle PV-Produkte für Wintergärten anzubieten?
Wulfmeier: Als Glasverarbeiter sind wir seit drei Generationen mit dem Glaserhandwerk verwurzelt. Bereits mein Großvater und insbesondere mein Vater haben immer nach neuen Glasentwicklungen Ausschau gehalten. Dass mit dem Ausstieg aus der Kernenergie eine Veränderung zu erneuerbaren Energien folgen würde, war mir bereits damals bewusst. Durch einen Besuch der Flabeg in Gelsenkirchen im Jahr 2001 wurde ich auf die Produktion von Solarmodulen aufmerksam. Im Gegensatz zur Produktion von Standardmodulen ist bei der Fertigung von individuellen Solarmodulen ein hohes Maß an Lohnarbeit erforderlich. Dies war für mich der Anlass, dieses Geschäftsfeld nicht der Industrie zu überlassen, ich dachte, das nehmen wir selbst in die Hand. Und damit begann der Einstieg in Sachen Solar.
Glaswelt: Welche technischen Anforderungen gab es dabei zu beachten?
Wulfmeier: Damals fehlte uns schlichtweg die Kompetenz in der notwendigen Elektrotechnik. Deshalb kam Rainer Schöne 2002 zu uns. Seine Kompetenz in diesem Bereich sowie unsere Erfahrungen, Vorstellungen und Visionen im Bereich Glas und Solar wurden fortan zur Entwicklung unseres eigenen Systems genutzt. Die bereits am Markt erhältlichen Systeme waren Laminate aus EVA oder Gießharz. Beides hatte den Nachteil, dass das Bauprodukt Glas als Überkopf- und Sicherheitsanwendung sowie als Absturzsicherung keine Akzeptanz hatte. Zudem gab und gibt es zahlreiche Nachteile, die eine weitere Entwicklung mit diesen Materialien für uns ausschlossen. Unser Produkt sollte höchste Ansprüche an Funktion, Ästhetik und Langlebigkeit erfüllen, und so kamen wir schnell auf PVB-Folie als Einbettmaterial. In Kooperation mit Trosifol wurde eine eigene, auf unsere Anwendung abgestimmte Solarfolie entwickelt. Die aufwendigen Zertifizierungen beim TÜV-Rheinland gemäß IEC 61215, sowie der Schutzklasse II wurden bestanden; spezielle für den neuen Produktaufbau entwickelte Testreihen wurden angewendet.
Glaswelt: Worauf müssen die Verarbeiter des Wulfmeier-Systems bei der Planung und bei der Montage achten?
Wulfmeier: Neben der wirtschaftlichen Ausrichtung des Glases zur Sonne, einer Mindestglasfläche von etwa 12 m2 sowie der Vermeidung von Schlagschatten, sind bei der Planung auch ästhetische Aspekte und die richtige Zellauswahl zu beachten. Auf unserer Internetseite bieten wir neben zahlreichen Informationen eine Modulplanung und ein Anfrageformular, das bei der ersten Kontaktaufnahme hilft. Unsere Module werden wie herkömmliche Verglasungen einfach in Fenster, Fassaden oder Wintergärten eingebaut. Lediglich ein größerer Glaseinstand ist teilweise erforderlich, um die von uns vorkonfektionierten Kabel miteinander zu verbinden. Mitgelieferte Schaltpläne für die in Reihe verschalteten Module unterstützen die Montage und machen sie für jeden erfahrenen Glasbaubetrieb kinderleicht. Selbstverständlich kann und sollte uns jeder Verarbeiter bei der Planung mit einbeziehen. Auf Wunsch werden von uns auch entsprechende Ertragsberechnungen erstellt oder Tipps und Hinweise zur Montage gegeben.
Glaswelt: Wie nimmt der Markt, das heißt wie nehmen die Kunden, das neue Angebot an?
Antwort: Leider ist die von uns erhoffte Resonanz auf die Möglichkeiten, die unser Produkt bietet, bisher weit hinter unseren Erwartungen geblieben. Erstens wurde uns nach der Einführung des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes im Jahre 2004 und dem daraus resultierenden Boom der Zugang zu den für uns notwendigen Zellen bis ins Jahr 2007 verschlossen und zweitens lag seitdem der Fokus nur noch auf der Wirtschaftlichkeit, also der damit verbundenen Rendite. Von uns angebotene Module können jedoch den Anspruch an hohe Renditen nicht erfüllen, solange der Planer die Synergien, die durch unser Produkt möglich sind, nicht beachtet. Der anspruchsvolle optische Reiz eines technisch und ökologisch sauberen Produktes, der Nutzen als Beschattungselement sowie die Verbindung als Funktionsisolierglas mit Schall-, Sicherheits- und Energiesparglas sind nicht zuletzt bei der Planung eines Gebäudes wichtige Attribute. Diese werden derzeit leider separat von der Photovoltaik betrachtet. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass sich das in den nächsten Jahren noch entscheidend ändern wird und wir mit der Erfahrung der letzten Jahre bei der Realisierung von interessanten Bauobjekten die Qualität unseres Produkts weiter unter Beweis stellen können.
Glaswelt: Wo lassen sich Ihre PV-Systeme neben Wintergärten noch einsetzen?
Wulfmeier: Unsere Module sind überall dort einsetzbar, wo auch heute schon Glas verbaut wird. Das betrifft Fassadenelemente genauso wie Vordächer, Wintergärten oder Sheddächer von Industriegebäuden. Als Glasverarbeiter haben wir bisher den Bereich Unterkonstruktion etc. ausgelassen und werden uns auch zukünftig diesem Bereich nicht verstärkt zuwenden. Wir wollten das Rad nicht neu erfinden, deshalb lassen sich unsere PV-Systeme wie normale Gläser verbauen. Wir verfügen über eine sehr hohe Fertigungstiefe. Die Produktion, angefangen vom Glas, der Zellverarbeitung, der Lamination und der Weiterverarbeitung zu Isolierglas mit Siebdruck oder emallierten Gläsern bringt qualitative Sicherheit bei kürzesten Lieferzeiten. Die qualifizierte Beratung eines Glasbaufachbetriebs rundet das Programm ab, sodass auch diejenigen unter den Verarbeitern, die zögerlich mit kostenintensiveren Produkten umgehen, immer das Gefühl haben können, sicher aufgehoben zu sein.—
Der Weg in die eigene PV-Fertigung
Seit 2002 widmet sich der 1929 gegründete Fachbetrieb Glas Wulfmeier der Entwicklung und Produktion von PV-Modulen sowie der Planung und Projektierung von PV-Anlagen.
2003 integrierte das Unternehmen die ersten selbst hergestellten Module in das firmeneigene Produktionsgebäude.
2004 präsentierte sich Wulfmeier Solar erstmals auf der Intersolar.