GLASWELT: Herr Stefens, wie entwickelt sich das Segment Biegeglas, insbesondere als Brandschutzglas bei Ihnen?
Johann Stefens: Unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Optimierung von Produktionsverfahren, und insbesondere mit den Fertigungsmöglichkeiten im gebogenen Brandschutzglasbereich beschäftigt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Entwicklungsstand, denn das gebogene Brandschutzglas hat jetzt Marktreife erlangt und soll Anfang 2011 unsere Produktpalette erweitern.
GLASWELT: Was ist bei Ihnen im Betrieb anders als bei anderen Unternehmen?
Stefens: Wir besitzen eine jahrzehntelange Biegeerfahrung, sodass bei uns gebogenes Glas kein Exot ist. Auch unsere Mitarbeiter wurden und werden gut ausgebildet und besitzen die Kenntnisse, die benötigt werden, um dieses Glas herzustellen. Das führt zu runden Abläufen in Vertrieb, Organisation und Produktion.
GLASWELT: Welche Arten von Biegegläser haben Sie im Sortiment?
Stefens: Bei uns gibt es als Standard gebogenes zylindrisches Glas mit und ohne partielle Geraden. Speziellere Anwendungen beginnen mit tordierten Gläsern bis hin zu aufwendigen 3-dimensionalen Biegungen. Diese Gläser können wir alle auf eigenen Anlagen chemisch härten. Ebenso liefern wir thermisch vorgespannte gebogene Gläser in allen machbaren Formen. Unser Glas wird sehr energieeffizient gefertigt. So realisieren wir überdurchschnittlich hohe Fertigungsdurchläufe mit einer Topqualität. Wir sind in der Lage, gebogene, chemisch gehärtete Architekturgläser zu marktkonformen Preisen anzubieten und können sie in floatoptischer Qualität mit sehr hohen Biege-Zug-Festigkeitswerten liefern.
GLASWELT: Was macht gebogene Brandschutzgläser so besonders?
Hermann Wegmann: Gebogenes Brandschutzglas befindet sich zur Zeit noch im Anfangsstadium und ist noch nicht frei auf dem Markt erhältlich. Das bedeutet, man braucht in der Regel eine Einzelfallzulassung. Mit so geprüften Gläsern kann man auch die immer höher gesteckten architektonischen Anforderungen an Brandschutzwände sowie Fassadenanwendungen umsetzen. Gleichzeitig lassen sich so Ästhetik und hohe Sicherheitsstandards miteinander verbinden.
GLASWELT: Warum werden nicht häufiger Biegegläser eingesetzt?
Stefens: Eine Entscheidung der Bauherrschaft, ein Gebäude mit gebogenem Glas zu versehen, ist von verschiedenen Umständen abhängig. Hier spielt mit Sicherheit auch die Budgetplanung eine Rolle. Der Aufwand für Aufmaß und Produktion von gebogenen Gläsern lässt sich nicht mit planen Gläsern vergleichen und ist definitv kostenintensiver. Auch mit dem Aufmessen dieser Scheiben sind viele unserer Kunden nicht vertraut und befürchten Probleme, sodass sie sich letztendlich dann doch für plane Gläser entscheiden. Aber hier können wir mit unserem digitalen Aufmaßservice helfen, den wir unseren Kunden seit einiger Zeit anbieten können. Im Gegensatz zum herkömmlichen Aufmaß werden bei der Auswertung der Daten die benötigten Fertigungsparameter automatisch mit ermittelt und minimieren so natürlich Messfehler und falsche Konstruktionsangaben.
Glaswelt: Was zählt noch zum Leistungsspektrum Ihres Unternehmens?
Wegmann: Wir fertigen neben den Biegegläsern ESG, VSG und Isolierglas sowie Designgläser, die mit Sandstrahl-, Ätz- oder Siebdrucktechnik gestaltet werden können. In den letzten Jahren entstanden darüber hinaus neue Produkte, wie unser Brandschutzglas Hero Fire. Unsere gebogenen Brandschutzgläser haben wir auf dem Innovationsstand der glasstec 2010 präsentiert. Aktuell stecken wir auch viel Kreativität in die Weiterentwicklung von Sonderprodukten wie Solarspiegel und PV-Gläser.
GLASWELT: Wie ist ihr Vertrieb strukturiert?
Stefens: Unsere gesamte Produktpalette wird zentral am Stammsitz Dersum produziert und international vertrieben. Dazu zählen auch die Produkte der Yachtglass GmbH und von Innoverre (Glaslösungen für Objektfassaden). Und dann gibt es noch unsere Tochterfirma Hero Glas Spòlka mit Sitz in Polen, die Isoliergläser für die osteuropäischen Märkte fertigt und von dort aus vertreibt.
Brandschutz-Biegeglas
Hero-Fire-Curve ist ein Brandschutzglas, das als Mehrscheibenverglasung aus gebogenen monolithischen thermisch vorgespannten Gläsern ohne Draht oder sonstige Einlagen besteht. Auf Floatglasbasis hergestellt, verfügt es über sehr gute optische Eigenschaften. Zu Isolierglas kombiniert erfüllt es je nach Aufbau zusätzliche funktionelle Anforderungen an Sonnen-, Wärme- und Schallschutz.