Arbeitslosigkeit oder sein Glück selbst in die Hand nehmen – vor dieser Entscheidung stand 1993 der Maschinenbauingenieur Horst Moeckel. „Damals waren die Zeiten nicht einfach, doch was für Alternativen gab es schon in unserer Region im Erzgebirge. Die Selbstständigkeit bot die Chance, hier etwas aufzubauen. Und rückblickend muss ich sagen, die Entscheidung war richtig.“ Moeckel hatte von einem Architekten den Tipp bekommen, einmal beim Glas hineinzuschnuppern: „Mein Bekannter hatte den richtigen Riecher. Der Bedarf nach Isolierglas war bei uns nach der Wende bei weitem noch nicht gedeckt. Ich habe 1993 ein Konzept ausgearbeitet, um Schritt für Schritt eine eigene ISO-Fertigung aufzubauen und 1994 haben wir das erste Isolierglas gefertigt.“
Weitsicht bewies der Firmengründer, indem er die Fertigung von Anfang an auf 3-fach-ISO auslegte. Moeckel: „Wir fertigen unsere Isoliergläser weitgehend mit Warmer Kante. Bei den Spacern arbeiten wir mit Lingemann-Nirosta-Abstandshaltern sowie mit TGI-Produkten. Große Potenziale beim 3-fach-ISO sehen wir bei Scheibenaufbauten mit dünneren gehärteten Scheiben.“
Mehr als nur Isolierglas
Heute bietet der ClimaPlusSecurit Partner eine Vielzahl an Produkten für den Außen- und Innenbereich an. Moeckel: „Der Mix macht‘s. Isolierglas ist für die Grundauslastung wichtig. Man muss aber mehrere Standbeine haben. Wir setzen auf ein breites Sortiment, das wir ständig erweitern. Dieses reicht von ISO mit integriertem Sonnenschutz (Screenline), bis hin zu hochwertigen Glasprodukten zur Innenraumgestaltung.“
Als Feco-Partner biete man auch hochwertige Glaswandsystme an. „Sie werden lachen, aber in der GLASWELT habe ich etwas über Feco gelesen. Und jetzt sind wir Lizenznehmer.“
„Aber wir bieten nicht nur Produkte an“, so Tiemo Gruner, der seit 2004 als Geschäftsführer mit aktiv ist: „Unsere Ausstellung dient auch als Schulungsraum. Dort informieren wir Handwerker, Fensterbauer, Architekten und Privatkunden. Gerade Letztere nehmen das Angebot intensiv an.“
Die Schneeberger fertigen viele Nischenprodukte. Dazu zählen auch Formscheiben und Modellscheiben.
Der umfangreiche Maschinenpark ist die Grundlage dafür, als Zulieferer für Partner aus der Region und darüber hinaus zu fungieren. Eine gute Zusammenarbeit habe sich über die Jahre speziell mit der Schollgruppe zum gegenseitigen Vorteil entwickelt, so die Geschäftsführer.
Zu den jüngsten Anlagen zählen eine Kantenbearbeitungsmaschine von Adelio Lattuada und ein CNC-Bearbeitungszentrum mit 5-Achsen von Intermac. Diese stehen in einer neuen, 650 m2 großen Produktionshalle
Und besonders stolz sind die beiden Glasspezialisten auf die neuen Zuschnittlinien für VSG und eine für Float. Hierfür habe man in eine hoch moderne Schneidanlage von Intermac investiert. Diese Anlage besitzt eine automatische Rückführung der Restscheiben ins Glaslager. Egal ob es sich um VSG oder Float handelt, das zuletzt eingestellte Reststück wird später als erste Scheibe wieder neu eingeschleust (siehe Infokasten).Horst Moeckel: „Durch den kontinuierlichen Ausbau des Maschinenparks, müssen wir heute viel weniger zukaufen.“
Voraussetzung für Qualitätsprodukte sind neben dem Maschinenpark ein hochqualifizierter Facharbeiterstamm. Tiemo Gruner: „Wir legen sehr viel Wert auf die ständige Aus- und Weiterbildung unserer 20 Mitarbeiter. Um dieses Niveau zu halten, zu verbessern und perspektivisch zu erweitern, ist die Ausbildung Teil unserer Strategie.“
Pläne für die Zukunft
„Wir sind heute in der Region als Glasveredler gut etabliert und einer der ersten Betriebe im Erzgebirge“, so Horst Moeckel. „Diese Position wollen wir weiter ausbauen.“ Deshalb stehen nach Abschluss der aktuellen Investition bereits neue Vorhaben an. Für diese liegen bereits die Pläne in der Schublade. Aber was er genau in petto habe, will der Geschäftsführer noch nicht verraten. Aber man habe ESG im Blick und könne sich vorstellen, auch in diesem Segment als Zulieferer für Partner zu fungieren. —
Matthias Rehberger
Kontakt: http://www.glaswerk-schneeberg.de
Optimierter Zuschnitt für VSG und Float
Die neue Intermac-Schneidanlage im Glaswerk Schneeberg umfasst je einen Schneidtisch für VSG- und für Floatglas sowie ein automatisches Glasregallager mit Beladekran und Querverfahrwagen. Die Programmierung beider Linien erfolgt durch die Arbeitsvorbereitung. Über die Schnittpläne (auch direkt am Schneidtisch erstellbar) wird das Glasregallager aktiviert.
Ablauf: Der Beladekran entnimmt das Glas aus dem Lager, legt es auf dem Querverfahrwagen ab, der dann die VSG- oder Floatlinie beschickt.
Die Restplattenverwaltung sorgt nach dem Zuschnitt dafür, dass die Restplatten wieder in das Glasregallager zurückgeführt werden.
Beim nächsten Aufruf des jeweiligen Glases wird die Restplatte von der Optimierungssoftware als erstes berücksichtigt.
Zuschnitt: Die VSG-Schneid-Linie Genius 37 LM-AC 61 erlaubt eine vollständige Automatisierung des kompletten Glastransports und der Glaspositionierung. Nach dem Schneiden hebt der vertikale Puffer (des Beschickungstisches) das Restglas an und die schon geschnittene Travere, wird unter dem liegenden Glasblatt gedreht und positioniert. Ein Hauptmerkmal des Genius 37 LM-AC ist das neue Glastrennsystem, dasdas die Zykluszeit deutlich senke. So werden für das Schneiden, Brechen und Trennen von VSG 33.1 auf einer Länge von 3210 mm nur 25 Sekunden benötigt (für 44.2 rund 30 Sekunden). Diese Zykluszeit sei mit die schnellste am Markt, so die Auskunft des Herstellers.
Mit einem zugehörigen Drehteller (optional), wird die geschnittene Travere automatisch gedreht. Die Linie lässt sich dadurch platzsparend aufbauen, da sie ohne zusätzlichen Servicetisch auskommt.
Die Floatglaslinie besteht aus einem Schneidtisch Genius 61 CT (mit Werkzeugwechsler) und dem Brechtisch Genius 61 ST.
Auf beiden Tischen lassen sich LowE-Gläsern durch rotierende Metallbürsten (BCR) randentschichten.