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Glaserei Kastenholz aus Frechen

“Vom Glas weiß ich mehr als der Metallbauer“

„Wenn es um komplexe Konstruk­tionen geht, reden wir zuerst über die Qualität und erst dann über die Kosten“, so Firmeninhaber Clemens Kastenholz. „Wenn ein Kunde außergewöhnliche Anforderungen an uns stellt, wollen wir diese entsprechend umsetzen. Wenn jemand etwas Besonderes will, lässt er sich auch kostenmäßig darauf ein. Viele Architekten (die uns kennen) wollen nicht einmal ein Angebot, die sagen, mach mal. Denn sie wissen, was wir leisten. Qualität und Sorgfalt beim Einbau sind nicht nur bei geklebten Systemen das A und O – und das hat eben seinen Preis.“

Auf die Frage, wie er dazu gekommen sei, sich mit tragendeKn Glaskons­truktionen zu beschäftigen, meint Kastenholz, dass er bereits seit den 70er-Jahren eng mit Metallbauern zusammenarbeitet.

„Als dann 1985 ein punktgehaltenes Glasdach für den Bonner Busbahnhof (Architekt: Prof. Schürmann) ausgeschrieben wurde, haben wir das übernommen“, so der Glasprofi.

„Damals waren Punkthalter absolutes Neuland, da traute sich keiner ran. Heute bin ich stolz darauf, dass nach 26 Jahren noch keine Scheibe kaputtgegangen ist. Das war für unsere Firma der Startschuss in ­Sachen Glasbau. Vom Glas weiß ich mehr als der Metallbauer, gerade wenn es um Glasfassaden geht.“

Weitere Glasfassaden und Sonderkonstruktionen kamen hinzu. Man habe die Systeme permanent weiterentwickelt, und später begonnen mit geklebten Konstruk­tionen zu arbeiten.

Teamwork wird großgeschrieben

Kastenholz und sein Team planen, bauen und montieren alles selbst. Hierfür bindet der Glasfachmann auch externe Spezialisten mit ein: „Wir kaufen uns die Leistungen ein, die andere besser oder zumindest schneller können als wir selbst.“

Für die Berechnungen beauftrage man (bereits in der Angebotsphase) ein bewährtes Ingenieurbüro und arbeite zudem mit technischen Zeichenbüros zusammen. Und wenn Metallkons­truktionen gefragt sind, kooperiere man auch mit Metallbauern.

Den Teamgedanken überträgt Clemens Kastenholz weiter auf die Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Glaszunft: „Wenn es einmal zeitlich eng wird, arbeite ich mit anderen Glasverarbeitern zusammen oder gebe einen Auftrag ab. Das ist ein Geben und Nehmen.“

Clemens Kastenholz im Gespräch

GLASWELT – Worauf konzentrieren Sie sich in der Unternehmensstrategie aktuell?

Clemens Kastenholz – Wir richten unseren Fokus unter anderem auf den Innenausbau. Hierzu zählen Produkte wie Geländer in allen Varianten, Duschkabinen, Spiegel und Glaswandverkleidungen. Überhaupt hat im Innenausbau – sei es privat oder objektbezogen – der Einsatz von Glas sehr stark zugelegt. Sehr häufig haben wir es dort mit begehbarer Verglasung zu tun. Zu den Rennern gehören auch einseitig im Boden gelagerte Geländerscheiben. Da wir aus dem Objektbereich über zahlreiche Einzelzulassungen verfügen, bieten wir auch unseren Kunden vielfältige Kons­truktionen aus Glas und Metall an.

GLASWELT – Sie fertigen auch Konstruktionen, bei denen Glas konstruktiv – d.h. statisch tragend – eingesetzt wird. Worauf kommt es dabei an?

Kastenholz – Für solche Konstruktionen gibt es in der Regel keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung. Das heißt, man muss eine Zulassung im Einzelfall erwirken. Erforderlich für solche Kons­truktionen ist in jedem Fall der statische Nachweis. Weiterhin muss man entweder Bauteilversuche nachweisen, die durch eine technische Hochschule begleitet werden oder man strebt eine gutachterliche Stellungnahme an, die sich auf vergleichbare Arbeiten bezieht. Je nach Fall kann man als Verarbeiter auch einen Montagevorschlag machen, der für die obere Baubehörde nachvollziehbar ist. Hierbei wird in den meisten Fällen die Montage fremdüberwacht und dokumentiert. Die zu verarbeitenden Produkte sind in der Regel sehr hochwertig und auch deren Herstellung muss fremdüberwacht sein. Manchmal kommen gesonderte Materialprüfungen hinzu.

GLASWELT – Wie schätzen Sie den Markt für solche Glasprodukte/-konstruktionen ein? Und was muss Glas dabei leisten, in Sachen Sicherheit, Optik und Statik?

Kastenholz – Dieser Markt, der sich durch das Außergewöhnliche auszeichnet, liegt eindeutig im Trend. Meine Erfahrung ist die: Je bekannter der Architekt, desto höhere Anforderungen stellt er an die Glaskonstruktionen. Bei unserem letzten Großprojekt, der Hauptverwaltung der AachenMünchener Versicherung in Aachen, waren die Anforderungen sehr hoch. So wurden schon von den technischen Werten, sprich Sonnen- und Wärmeschutz, hohe Anforderungen gestellt. Es gibt dort Gläser, bei denen die untere Glaskante keine Einspannung besitzt und mit der Konstruktion statisch verklebt ist. Gleichzeitig ist die obere Kante als verklebte Glasecke ausgeführt und dient als Auflager für eine betretbare Dachverglasung. Hierbei sollen diese Scheiben auch noch den Absturz von Personen verhindern und in der Spitze hat man sogar nur noch eine seitliche Einspannung und die Verbindung zur nächsten Scheibe wurde auch wieder als Glasecke verklebt und zusätzlich noch mit vier Glaspunkthaltern verbunden. Das Ganze dann in der Abmessung von 2700 x 4400 mm und was die Sache noch interessanter macht: es gibt 28 solcher Elemente als gebogenes Isolierglas. Aus optischen Gründen wurden alle freistehenden Kanten und Glasecken sowie Konstruktionsabdeckende Gläser teilbedruckt. Ich glaube, mehr geht nicht.

GLASWELT – Sie verwenden im Glasbau und für Fassadengläser auch geklebte Konstruktionen. Warum und welche Vorteile bringt das?

Kastenholz – In der Regel werden diese Anforderungen durch die Architekten definiert, die entweder keine Glasleisten oder Punkthalter sehen möchten, um eine glatte Fassade zu erzeugen. Der optische Vorteil liegt also auf der Hand. Dazu kommt der höhere Selbstreinigungseffekt, da sich kein stehendes Wasser bildet oder Laufspuren zu erkennen sind. Der statische Vorteil besteht darin, dass man die Scheiben durch Lochbohrungen, Fräsungen etc. nicht schwächt. Preislich gesehen sind diese Art von Verklebungen sehr teuer, also wahrscheinlich sind hier keine Einsparungen zu erzielen, sondern eher auf Grund von erforderlichen Wartungsarbeiten höhere Betriebskosten.

GLASWELT – Was steht in Ihrem Unternehmen für 2012 auf der Agenda?

Kastenholz – Nicht zuletzt die Katastrophe in Japan hat den Solarmarkt in Bewegung versetzt, ebenso auch die ständig steigenden Energiepreise. So erkennen wir, dass die Architekten vermehrt in Dachverglasungen und Fassaden Solarelemente ausschreiben. Wir haben hierauf reagiert und versuchen, diesen Markt mit abzudecken. Auch dieses Themenfeld ist wieder sehr komplex und bringt viele Herausforderungen mit sich.

GLASWELT – Arbeiten Sie auch mit anderen (großen) Glasveredlern Hand in Hand?

Kastenholz – Im Glasbau sind Kooperationen unerlässlich. Es ist, wenn man so will, eine Symbiose, aus der die Partner ihren Nutzen ziehen. —

Die Fragen stellte Matthias Rehberger, Chefredakteur der GLASWELT.

https://www.glas-kastenholz.de/

Prestigeobjekt in Aachen

Für den Neubau der AachenMünchener Versicherung in Aachen (siehe Fotos) lieferte Döring Glas, Berlin, 28 zylindrisch gebogene Gläser. Diese wurden von Kastenholz und seinem Team montiert. Die geschosshohen Biegegläser (bis zu 2,70 x 4,20 m bzw. 2,30 x 4,60 m, Gewicht bis zu 1t) sind als 2-fach-ISO (U-Wert. 1,1 W/m2K) ­gefertigt. Bei diesem Projekt gab es fast 3000 lfm statische Verklebungen.

Teil der Bürofassaden sind schwarz eloxierte Aluminium-Elemente in Structural-Glazing-Optik mit Element­breiten von 1,35 – 2,70 m und Einzelscheiben bis zu 2,70 x 4,20 m. Vertikale, geschosshohe Glasfelder wechseln sich mit raumhohen, öffenbaren Fensterelementen sowie geschlossenen, goldfarben eloxierten Alupaneelen ab. 143 Gläser, überwiegend als freie Formen gefertigt, tragen zum markanten Erscheinungsbild der Gebäude bei.