Um die Errichtung nachhaltiger Gebäude zu fördern, wurden weltweit diverse Bewertungssysteme für nachhaltiges Bauen entwickelt, die unter dem Dachverband des World-GBC (GBC-Green Building Council) gebündelt werden. Die wichtigsten anerkannten Bewertungssysteme sind international die LEED, BREEAM sowie in Deutschland die BNB- und DGNB-Zertifizierungen. Allen Systemen ist gemeinsam, dass neben ökologischen Betrachtungen weitere Kriterien und Anforderungen definiert werden, die einen Einfluss auf die Nachhaltigkeit der Gebäude haben. Auf deren Bewertung wird dann ein Zertifikat für das Bauwerk vergeben.
Fenster, Fassaden und Türen haben einen erheblichen Einfluss auf die Nutzungsqualität, denn nachhaltige Gebäude sollen nicht nur energieeffizient und ökologisch sein, sondern das Wohnen auch sozialer, gesünder und komfortabler machen. Zudem gilt es, den Ressourcenverbrauch über alle Nutzungsphasen zu minimieren, also für die Herstellung der Bauprodukte, das Baustadium, die Nutzung bis zum Rückbau.
Welche Kenndaten und Informationen brauchen Bauherren und Architekten sowie der Auditor für die unterschiedlichen Zertifizierungssysteme?
Mit dieser Frage sind auch Hersteller von Bauelementen konfrontiert, wenn Daten und Kennwerte im Rahmen einer Ausschreibung gefordert werden.
Je nach Zertifizierungssystem sind deutlich mehr Daten gefordert, als in einer Umweltproduktdeklaration (EPD) enthalten sind. Bei dem DGNB-System sind es insgesamt 63 Kriterien.
Gerade bei der Gebäudehülle sind die Einflüsse auf die Nutzungsphase für den Bauherren und auch den Gebäudezertifizierer wichtig, etwa wenn es um die Abschätzung der Energie- oder Reinigungskosten geht. Architekten, Planer und Gebäudezertifizierer fordern deshalb vom Bauproduktehersteller neben einer Umweltproduktdeklaration (EPD) mit Pflichtangaben zu den Umweltwirkungen auch Nachweise und Kenndaten u.a. zum Wärme- und Schallschutz, zur Barrierefreiheit oder zu Wartungsintervallen. Darüber hinaus werden im BNB-/DGNB-System Angaben zur Barrierefreiheit verlangt. Im Kriteriensteckbrief 3.2.1 Barrierefreiheit heißt es „Ein Gebäude, das nicht grundsätzlich barrierefrei zugänglich ist ..., ist von der Nachhaltigkeitsbewertung auszuschließen.“ Deshalb erhalten schwellenlose und automatisch betriebene Türen einen hohen Stellenwert.
Auch bei der LEED Zertifizierung werden besondere Informationen und Angaben gefordert, etwa zur „Light Pollution Reduction“ (Reduzierung der „Lichtverschmutzung“), bei der die Belastung der natürlichen Nachtdunkelheit durch künstliche Beleuchtung von Gebäuden oder Wegebeleuchtung bewertet wird. Hierfür sind Angaben zur Lichttransmission von inneren und äußeren Gebäudeabschlüssen erforderlich.
Bewertung leicht gemacht
Da durch eine Zertifizierung die Betrachtung des Lebenszykluses und die Gesamtkosten transparent werden, können Bauherren und Investoren sehen, welche Kosten beim Bauen und Renovieren anfallen. Damit sie dabei die Vorteile einer höheren Produktqualität und besserer technischer Werte erkennen und nachhaltigkeitsrelevante Kriterien leichter bewerten können, hat das ift Rosenheim einen Kompass zur Produktbewertung entwickelt.
Die ermittelten Kennwerte und Nachweise orientieren sich an den Anforderungen des jeweiligen Bewertungssystems (Tabelle links) auf Basis der Kriterien von BNB, BREEAM, DGNB und LEED. Identifiziert und beschrieben werden die Kriterien, die durch die Bauprodukte unmittelbar beeinflusst werden und einen Beitrag zum Ergebnis der Zertifizierung leisten können.
Die Beschreibung der Produkteigenschaften erfolgt in Form eines Kenndatenblatts. Die notwendigen Daten lassen sich in der Regel aus den Angaben der CE-Kennzeichnung oder einem ift-Produktpass entnehmen, sodass hier in der Regel keine weiteren Prüfungen nötig sind. Durch eine Orientierung an den Kriteriensteckbriefen können die Informationen der Kenndatenblätter vom Gebäudezertifizierer (Auditor) unmittelbar für die Bewertung verwendet werden. Die Produktbewertung des ift ist eine objektive, übersichtliche Bestätigung, dass die Kennwerte eines Bauelementeherstellers direkt für die Gebäudezertifizierung nutzbar sind. Sie werden als ift-Kenndatenblätter für die jeweiligen Gebäude-Zertifizierungssysteme ausgestellt.
Mit dem ift-Kompass Produktbewertung können die Hersteller ihre Produkte so mit allen notwendigen Daten und Nachweisen für die Gebäudezertifizierungssysteme präsentieren. —
Die Autoren
Patrik Wortner ist stv. Leiter Nachhaltigkeit der Zertifizierungs- und Überwachungsstelle am ift Rosenheim, Florian Stich ist dort Projektingenieur.