Moderne Solar- bzw. PV-Module funktionieren heute nur mithilfe komplexer Beschichtungen auf dem Glassubstrat. Im Gespräch mit der GLASWELT erläuterte Christian Winter, Geschäftsführer Euroglas Deutschland, welche Anforderungen die Hersteller von PV-Modulen an den Baustoff Glas stellen.
Hohe Lichtdurchlässigkeit: Glas für Solarmodule muss besonders lichtdurchlässig sein, sodass in den Solarzellen idealerweise das gesamte Lichtspektrum ankommt. Eisenspuren im Ausgangsmaterial Quarzsand verleihen den meisten Gläsern jedoch einen leichten Grünstich, der das Sonnenlicht in geringem Maße filtert und damit negativ den messbaren Wirkungsgrad des Solarmoduls beeinflusst. Eine passende Lösung bietet eisenarmes „Weißglas“. Hier werden beim Glasherstellungsprozess sehr reine Rohstoffe eingesetzt, um die Verunreinigungen durch Eisenoxide im Sand zu reduzieren oder auszuschließen. So wird die Transparenz des Glases und damit der Transmissionsgrad der auftreffenden Sonnenstrahlen erhöht.
Erhöhte Leitfähigkeit: Dünnschichtmodule auf Basis von Silizium benötigen zur Abführung der elektrischen Leistung eine transparente, leitfähige Elektrode auf dem Frontglas (TCO = Transparent, Conductive Oxid Layer). Im Allgemeinen werden diese Beschichtungen heute „inline“ im Floatglas-Produktionsprozess bei etwa 600 bis 700°C in Form einer pyrolytischen Einbrenn-Beschichtung aufgebracht. Besonderes Augenmerk muss man auch hier auf die Zusammensetzung des Rohglases legen, im speziellen auf den Na-Gehalt und die damit verbundenen Diffusionserscheinungen bei der Beschichtung. Eine unkontrollierte Diffusion in Hochtemperatur-Prozessen kann zur anschließenden Delamination der aufgebrachten Schicht und so zur völligen Unbrauchbarkeit des Moduls führen.
TCO-Beschichtungen: Eine verbesserte Leistungsfähigkeit erwarten Fachleute von TCO-Beschichtungen, die „offline“ im Magnetron-Beschichtungsverfahren hergestellt werden. Laboruntersuchungen zeigen, dass diese Schichten eine höhere Absorption der Sonnenstrahlen in der aktiven Solarschicht ermöglichen. In Kombination mit modernen Silizium-Tandemzellen sind dadurch Wirkungsgrade im zweistelligen Bereich möglich.
Um den genannten Anforderungen der Modulhersteller zu entsprechen und qualitativ hochwertige Halbzeuge liefern zu können, gründete Euroglas 2009 ein neues Veredlungswerk für Solarglas in Haldensleben, nahe dem „Solar-Valley Mitteldeutschlands“ (in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt).
Aus einer Hand erhalten Kunden von dort das Weißglas „Eurowhite Solar“, individuell zugeschnitten und mit aufwendigen Kantenbearbeitungen sowie TCO- und Antireflex-Beschichtungen nach eigenen Vorgaben versehen. Alles in garantierter Menge und just-in-time auf kurzen Wegen, unterstreicht Euroglas.
Bei der TCO-Beschichtung geht das Unternehmen nach eigener Aussage zukunftsweisende Wege und favorisiert ein neuartiges Verfahren. Ziel ist es, mit dem selbst entwickelten Schichtdesign den Wirkungsgrad von Dünnschichtmodulen zu steigern und damit die Rentabilität von Solaranlagen weiter zu erhöhen.