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Bibliothek mit Blendschutz

Ins rechte Licht gerückt

Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum ist ein Gebäude mit kubischer Klarheit und Strenge. Nichts unterbricht die Optik der Außenfassade aus hellem Jurakalkstein. Die tief ins Innere eingelassenen Fensteröffnungen sind ohne Rahmen oder Gesims ausgeführt. Ihre unterschiedliche Dimensionierung sorgt allerdings für gestalterische Abwechslung. Hinter den breiteren, lichtdurchlässigeren Varianten verbergen sich die Leseplätze, die schmaleren Ausführungen begrenzen einen Gang, der entlang der Bücherregale verläuft. Alle Öffnungen sind mit automatisierten Sonnenschutzbehängen ausgestattet. Um sie vor Wind und Wetter zu bewahren, sind ihnen fast überall Prallglasscheiben vorgebaut. Nur im unteren südwestlichen Teil des Gebäudes wurde auf diesen Glasschutz verzichtet, um mit den Screens optische Akzente zu setzen.

Herzstück im Inneren der Bibliothek ist der zentrale Lesesaal – eine Terrassenlandschaft, die sich zu zwei Seiten über vier Stufen emporschwingt. ­Alles in allem wäre der Lesesaal mit seiner Wandverkleidung aus Kirschholz eher etwas dunkel geraten, wäre da nicht das gläserne Dach. Es lässt natürliches Licht nach unten dringen, erhellt den Raum und verleiht ihm dadurch eine warme Atmosphäre. Gerade eine Bibliothek, deren Wesen im Lesen besteht, benötigt ein Höchstmaß an Tageslicht. Denn es beeinflusst die physische wie psychische Leistungsfähigkeit der Arbeitenden positiv und unterstützt die Sehleistung. Die Dachverglasung fördert die Sichtverhältnisse besonders gut, weil Zenitlicht – also von oben einfallendes Tageslicht – dreimal heller ist als Seitenlicht. Zudem lassen sich mit Deckenöffnungen Raumtiefen beleuchten, die mithilfe von Fensterverglasungen nicht erreichbar sind.

Nachteile in Sachen Sicht ergeben sich allerdings dann, wenn das Arbeitsmittel Computer ins Spiel kommt. Von 500 der insgesamt 1250 öffentlichen Arbeitsplätze in der neuen Bibliothek können Nutzer im Internet weitere Wissensquellen anzapfen. Je nach Einfallwinkel und Intensität des Tageslichts entstehen dann Reflexionen und Blendungen auf dem Computerbildschirm. Um das zu verhindern, sind die Dachöffnungen mit motorisierten Horizontalscreens ausgestattet. Sie werden bei hohem Lichteinfall mit einem Sensor aktiviert und fahren dann in eine Sonnenschutzposition.

Um eine effektive Vernetzung der sonnenschutzrelevanten Elemente im Grimm-Zentrum zu gewährleisten, wurde ein spezielles BUS-System (animeo IB+) ­von Somfy eingesetzt.

Da an den einzelnen Gebäudeseiten unterschiedliche Einflussfaktoren wie Sonne, Wind und Regen auf die Behänge wirken, ist die Fassade in insgesamt 14 Zonen gegliedert. Sie lassen sich auf Impuls der außenliegenden Wetterstation individuell ansteuern. Auf diese Weise reagieren sowohl die Horizontalbehänge der Dachverglasung als auch die Verschattungen an den Fenstern zuverlässig auf Sonneneinstrahlung, Windentwicklung und Feuchtigkeit – aber eben nur jene Bereiche, die von diesen Faktoren betroffen sind. Das schützt die Screens vor Beschädigung und ermöglicht gleichzeitig optimale Sichtverhältnisse für die Raumnutzer. In den Büros der oberen Stockwerke sind die Screens auch manuell bedienbar. Dadurch können die Mitarbeiter im Bedarfsfall Zentralbefehlen auch gegensteuern.

Am Beispiel Grimm-Zentrum lässt sich verdeutlichen, dass intelligente Fassadensteuerungen eine immer wichtigere Rolle vor allem hinsichtlich des Nutzerkomforts spielen. Flexibilität, Kompatibilität und zuverlässige Technik sind wichtige Faktoren, um eine ausgewogene Balance zwischen Tageslichtnutzung, Blendschutz und Materialsicherheit herzustellen.—

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