Spricht man mit einem KNX-Experten, wird kein gutes Haar am io-homecontrol Funksignal gelassen. Umgekehrt natürlich genauso. Ich frage mich: Wie werden Sensoren und Aktoren am und im Haus in 10 Jahren wohl miteinander vernetzt sein? Welches Funkprotokoll, also welche Sprache, werden dann die Elemente untereinander sprechen? Irgendwie erinnert die Situation doch an alte Zeiten: In den 1980er-Jahren tobte der Krieg der Videoformate Video 2000, Betamax und VHS. Wer sich durchsetzten konnte, wissen wir alle. Aber viele bezweifeln auch, dass damals das beste System das Rennen gemacht hat. Ein gutes Monopolmarketing hat wohl auch ¬seinen Anteil an diesem VHS-Erfolg.
Mein Eindruck bei der Gebäudeautomation: Im io-homecontrol-Verbund gibt es eine überschaubare Mitgliederzahl. Aber dennoch lassen sich auch Produkte anderer Anbieter ansteuern: es müssen „nur“ noch Sensoren vorgeschaltet werden. Mit der KNX-Technik wird ein anderer Weg beschritten. Bei dem „weltweit einzigen offenen Standard für Haus- und Gebäudesystemtechnik“ scheint die Marktmacht mit 120 Mitgliedunternehmen schon recht groß zu sein. Aber: hier besteht die Restriktion, dass nur ein Elektro¬betrieb KNX-Partner werden kann. Das wiederum treibt die Installations¬kosten in die Höhe.
Sicher wird es in Zukunft darauf ankommen, möglichst viele Akteure rund um das vernetzte Haus in seinem Standard integriert zu haben. Wettbewerbsausschlüsse können da nicht förderlich sein. Und: Wichtig wird der Verbund mit der Heizungs- und Klimabranche sein. Wer mit den dortigen Global-Playern „unter einer Decke steckt“, könnte am Ende das ¬Funksignal-Monopol diktieren. Eines ist klar: einseitige, monodirektionale Befehle werden es schwer haben. Die bidirektionale Funksprache (es wird zurückgemeldet, wann das Fenster geschlossen ist) ist schließlich ein elementarer Baustein, um mehr Zusatznutzen aus der automatisierten Heimwelt zu ziehen. Damit lassen sich schließlich auch die Megathemen „Sicherheit“ und „Wohnqualität“ wirkungsvoll mit Leben füllen (Stichwort „Szenariengestaltung“). Und klar ist auch: Die Lösungen müssen einfach sein. Viele Optionen verwirren – selbsterklärende Funktionen sind ein Muss. Einfache Smart-Phone- und Tablet-Anwendungen weisen hier den Weg in die Zukunft.