Stephan Schmidt
ist seit 2003 Geschäftsführer des Fachverbandes der Schloss- und Beschlagindustrie und der Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge in Velbert. Der 47-jährige Bauingenieur ist sehr stark in die internationale Tätigkeit des Verbands eingebunden und kennt daher zahlreiche Entwicklungen.
GLASWELT: Welche aktuellen Trends und Entwicklungen sehen Sie als Branchenkenner für die Beschlagbranche im Jahr 2008?
Schmidt: Zunächst einmal der Markt – im Inland war der Absatz in 2007 etwa stabil im Türenbereich – bei deutlichen Rückgängen bei den Fenstern. Hier spiegelt sich die Bausituation wieder, im Objektgeschäft gibt es eine stabile Situation mit Zuwächsen, der Wohnungsbau – egal ob Einfamilien- oder Geschosswohnungsbau – verzeichnet die niedrigsten Werte seit 50 Jahren.
Aus dieser Situation heraus erwarten alle Hersteller ein „Halten“ für 2008, der Objektbereich könnte leicht weiter an Fahrt gewinnen, insbesondere wenn Städte, Länder und Bund den Renovierungsstau bei öffentlichen Gebäuden in Angriff nehmen.
Im Wohnungsbau sind keine Impulse zu erwarten, auch der Bau-Riester wird sich nicht nennenswert bemerkbar machen. Leider nimmt bei nachlassender Bautätigkeit erfahrungsgemäß auch der Renovierungsbedarf ab. Ursache hierfür: es ziehen weniger Haushalte in Neubauten um, deshalb fehlen dann die freiwerdenden Einheiten, die renoviert werden könnten. Auf der Vormaterialseite sind unverändert hohe Notierungen zu verzeichnen – zum Glück keine Lieferengpässe mehr, auch die absoluten Preisspitzen haben abgenommen. Betrachtet man aber die langfristigen Verläufe, so wird deutlich, auf welchem Niveau wir uns befinden und welche rasanten Vormaterialpreissteigerungen zu bewältigen waren.
GLASWELT: Was erhoffen sich die Beschlaghersteller von der fensterbau/frontale, die Anfang April in Nürnberg stattfindet?
Schmidt: Sehr viel! Die fensterbau/frontale ist für die Beschlagbranche das zentrale Ereignis des Jahres, insbesondere für das Fenster, etwas abge-schwächt auch für die Türe. Wir gehen davon aus, dass auf der erheblich vergrößerten Fläche die Besucherzahlen erneut deutlich zunehmen werden. Die Messegesellschaft zieht professionell alle Register, um die fensterbau/frontale auch diesmal wieder zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Die fensterbau/frontale bietet die besten Möglichkeiten für unsere Branche, alle technischen Neuerungen den Besuchern, d.h. den Verarbeitern, den Planern und dem Handel, zu präsentieren.
Der Verarbeiter ist für unsere Branche ein wichtiger Multiplikator, um anspruchsvolle Lösungen dem Endverbraucher näher zu bringen. Gerade hier liegt die Chance, bei einem Ersatz durch qualifizierte Beratung dem Nutzer einen zusätzlichen Wehrwert zu verdeutlichen. Die Entscheidung für einen Austausch oder eine Renovierung fällt dann leichter, wenn neben den energetischen Vorteilen auch noch mehr Komfort erreicht wird.
GLASWELT: Der Einsatz von Glas im Interieur nimmt stetig zu, welche Konsequenzen hat das für Glasbeschläge oder genauer gesagt für die Hersteller von Glasbeschlägen?
Schmidt: Glas liegt ganz klar im Trend. Jeder, der die Möbelmesse imm cologne im Januar besucht hat, kann dies bestätigen. Dieser Trend zu mehr Glas im Innenraum ist bei hochwertigen Bürogebäuden ebenso zu erkennen, wie bei Hotels. So werden im Interieur immer mehr gläserne Schiebetüren sowie Glasabtrennungen und Raumteiler aus Glas eingebaut. Diese Entwicklung wird sich auch im hochwertigen privaten Wohnungsbau fortsetzen, davon bin ich fest überzeugt.
Für die Hersteller bedeutet dies, dass der Anteil der Glasbeschläge weiter zunehmen wird. Neben den vorhandenen Beschlägen wird es weitere neue Entwicklungen mit noch größerer Oberflächenvielfalt und neuen Formen geben.
Technische Bestandteile werden nochmals kompakter ausgeführt – bei gleicher oder verbesserter Leistungsfähigkeit und schaffen dafür die Voraussetzungen. Hier wird es in Nürnberg bestimmt einiges zu sehen geben, lassen wir uns auf der fensterbau/frontale davon überraschen! |