Bei bedrucktem Glas sind der Gestaltung heute kaum noch Grenzen gesetzt. Ob ein- oder mehrfarbig, ob grafisches Muster oder die Abbildung des Firmen-Logos – denkbar ist nahezu alles. Um diese Farben und Motive aufs Glas zu bringen, haben sich inzwischen neben dem klassischen Siebdruckverfahren auch andere Methoden auf dem Markt etabliert. Abhängig von der Art der Anwendung, empfiehlt sich jeweils die eine oder andere Variante zu wählen.
Siebdruck
Bei Oberflächenbeschichtungen im Siebdruckverfahren wird die Farbe durch ein engmaschiges Sieb mit einem Rakel auf die Glasoberfläche aufgebracht. Die keramischen Farben (organische Farben haben auf Glas eine kürzere Haltbarkeit) werden bei circa 650 bis 690°C eingebrannt und sind damit fest mit der Glasoberfläche verbunden. So wird garantiert, dass die Farben dauerhaft, lösemittelbeständig, lichtecht und vergilbungsbeständig sind. Zugleich wird ein brillantes, leuchtendes Farbergebnis erreicht.
Das bedruckte Glas eignet sich sowohl für den Innen- als auch Außenbereich und findet z.B. Anwendung bei der Gestaltung von Fensterflächen, Dachverglasungen, Brüstungen, Trennwänden sowie in Bad und Küche. Treppenstufen müssen je nach Anforderung mit einem rutschhemmenden Siebdruck der entsprechenden Klassifizierungsgruppe versehen werden. Durch die hohen Temperaturen beim Einbrennen der Farbe wird das Glas gleichzeitig zu ESG, wobei auch eine Weiterverarbeitung zu VSG und Isolierglas möglich ist. Da beim Siebdruckverfahren für Farbe und Motiv jeweils ein eigenes Sieb benötigt wird, ist es bei komplexeren, mehrfarbigen Motiven sehr kostenaufwendig und die Lieferzeiten können sich entsprechend verlängern. Daneben ist zur Unterbringung der einzelnen Siebe eine raumintensive Lagerhaltung nötig. Deshalb ist Siebdruck sehr wirtschaftlich beim Druck von ein- oder zweifarbigen Flächen, bei sich wiederholenden Motiven oder Standarddekoren in höheren Stückzahlen.
Im Außenbereich kann der Farbauftrag an den Stellen, die direkt der Witterung ausgesetzt sind, nach circa fünf bis sechs Jahren seine Farbechtheit verlieren. Um dem entgegenzuwirken, wird bei einer Einfachverglasung die bedruckte Seite i.d.R. zur Gebäudeseite hin eingebaut. Bei Isolierverglasungen, wird die bedruckte Seite geschützt im Isolierglasverbund positioniert. Da es sich bei siebbedrucktem Glas immer um ESG handelt, müssen die Abmessungen des Siebdrucktisches mit denen des ESG-Ofens übereinstimmen. Bei der Wahl der Siebdruckfarben stehen fast alle Farben, z.B. aus der RAL-Farbpalette zur Verfügung. Unterschiedliche Optiken lassen sich zusätzlich durch die Verwendung von opaken, transzluzenten oder Metallic-Farben erzielen. Grundsätzlich eignet sich fast jedes Glas zum Bedrucken, neben Floatglas können auch durchgefärbte Gläser und Strukturgläser farbbeschichtet werden.
Digitaldruck
Mit dem Digitaldruck-Verfahren sind bei der Oberflächengestaltung von Glas der kreativen Vielfalt keine Grenzen mehr gesetzt: Ob fotorealistische Bilder, Grafiken, Strukturen oder Zeichnungen – jede ein- oder mehrfarbige digitale Bildvorlage kann im Glas reproduziert und aufgebracht werden. Ob opak, transparent oder transluzent, fast jeder RAL-, Pantone- oder NCS-Farbton lässt sich realisieren, und das bis zu einer Größe von sechs Metern. Grundlage für die Reproduktion sind digitale Daten, die in einem der Größe des Motivs entsprechenden Format und in möglichst hoher Auflösung zur Verfügung gestellt werden müssen.
Bei VSG bleibt die bedruckte Oberfläche durch den VSG-Verbund dauerhaft z.B. gegen UV-Einstrahlung geschützt. Damit wird eine langanhaltende hohe Farbbrillanz gewährleistet. Nach Labortests, die im Zeitraffertest zehn Jahre UV-Einstrahlung simulierten, wurden keine visuell wahrnehmbaren Veränderungen festgestellt. Durch die hohe Lichtechtheit der Farben eignet sich das so bedruckte Glas sowohl für den Innen- wie auch den Außenbereich. Jede VSG- Kombination, wie z.B. Panzerglas oder begehbares Glas, lässt sich so gestalten.
Je nach Anforderung kann man zwischen einer Glasstärke von 7 und 80 mm wählen. Einsetzbar ist es auch als Isolierglas in Verbindung mit Wärmedämmung, Sonnen- und Brandschutz. Die Anwendungsfelder sind breit gefächert: von der Fassadengestaltung, dem Messebau über Trennwände, Türfüllungen oder Werbetafeln bis hin zu Wand- und Möbelverkleidungen.
Zu den Vorteilen des Digitaldrucks zählen neben den niedrigeren Kosten auch die sehr kurze Lieferzeit. Wird z.B. bei einer Fassade eine Scheibe beschädigt, kann sie ohne großen Aufwand schnell nachproduziert und ausgetauscht werden. Vor allem bei der Gestaltung mit mehreren Farben und verschiedenen Motiven ist der Digitaldruck wesentlich wirtschaftlicher als das Siebdruck-Verfahren.|
Die Autorin
Traudl Dietlmeier ist im Marketing der Glas Trösch Beratungs-GmbH, Ulm, tätig. Tel. (0731) 4096-0, t.dietlmeier@glastroesch.de