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glasstec 2018 – Hier trifft sich die internationale Glasbranche

Digital, vernetzt, intelligent

_ Die Kernthemen der diesjährigen glasstec sind für Glasverarbeiter die Herausforderungen durch die Digitalisierung und die voranschreitende Vernetzung der Produktion. Dies betrifft und beschäftigt Unternehmen aller Größen – vom Kleinbetrieb bis hin zum Konzern, und wird uns auch künftig nicht mehr loslassen. Verarbeiter und Glasanbieter, die in Zukunft am Markt bestehen wollen, müssen flexibel sein und effizient fertigen und ausliefern können. Das sind die Schlüsselfaktoren in der Glasfertigung der Zukunft, die die gesamte Wertschöpfungskette umfassen.

Die Unternehmen müssen in der Lage sein, sowohl großvolumige Aufträge als auch die Losgröße 1 wirtschaftlich fertigen zu können. Hier kommt zunehmend die Digitalisierung aller Unternehmensprozesse zum Tragen: Diese geht mehr und mehr über die eigene Produktionsstätte und den lokalen Standort hinaus und bindet auch die Kunden und die Zulieferindustrien mit ein, die in naher Zukunft immer mehr miteinander vernetzt werden. Das erfordert Daten.

Daten als Schlüssel zum Erfolg

Auch um die eigene Produktion zu digitalisieren, braucht es große Mengen an Daten. Diese gilt es zu sammeln, zu speichern und zu analysieren. Die „richtige“ Bewertung der erhobenen Daten erlaubt es, die Produktion und Wertschöpfung im eigenen Betrieb zu optimieren. Gleichzeitig lässt sich ein Nutzen für Kunden, Zulieferer bis hin zu Endkunden erzielen, z. B. schnellere Fertigung/Lieferung und höhere Qualität.

Seit der letzten glasstec ist in der Branche viel über Industrie 4.0, Vernetzung und Digitalisierung gesprochen worden. Vielfach waren das theoretische Überlegungen, jetzt wird es konkreter, wie auf der Messe zu sehen sein wird.

Für die Umsetzung der Digitalisierung von Glasbetrieben stellt Grenzebach seine IIoT-Plattform in Düsseldorf vor. Diese ist in der Lage, die gesamten Abläufe in einer Produktion zu steuern und zu optimieren, einschließlich Lagerhaltung und Versand.

Dabei lassen sich die verschiedenen Anlagen und Geräte aller beteiligten Verarbeitungsbetriebe und Zulieferer integrieren und vernetzen. Das System ist in der Lage, Cloud-Anwendungen zu nutzen, kann jedoch auch gleichzeitig lokal arbeiten.

Digitaler Fingerabdruck für Gläser

Neben der Datenerhebung, die etwa über neue Maschinen und Anlagen erfolgt, ist die Sichtbarkeit und die Nachverfolgung eines jeden einzelnen Glasprodukts im gesamten Fertigungslauf von größter Bedeutung. Gefordert wird die lückenlose Rückverfolgbarkeit des Produkts (Product Traceability).

Bei der Fertigung eines Glasprodukts entstehen unzählige Produktdaten. Sinnvollerweise werden davon z. B. die Herstellerbezeichnung, die Scheiben-ID, Format und Glastyp sowie Produktionszeitpunkt, Prozessparameter, Position am Gebäude u. v. m. auf der Scheibe gespeichert. Diese Daten bilden den „digitalen Fingerabdruck“ des (Glas-)Produkts und können via Bar- oder QR-Code z. B. per Lasergravur aufgebracht werden.

Ebenfalls für die Glasindustrie eignet sich die RFID Technologie (Radio Frequency Identification): Mittels RFID-Tag, einem Aufkleber mit integriertem Speicherchip und Antenne, entsteht via Funk die Möglichkeit, viele Produkte berührungslos und ohne optischen Kontakt gleichzeitig zu erfassen, z. B. neben Gläsern auch komplette Glasgestelle. Diese Daten lassen sich einem Server zuführen, so dass ein kompletter Lebenslauf für das Glas entsteht.

Durch das RFID-Tag können Daten ausgelesen und auch neu eingeschrieben werden. So trägt das Glas immer alle benötigten Daten bei sich; diese stehen für die nachfolgenden Stationen der Wertschöpfungskette bereit.

Ein Glas kann per RFID-Tag auch Fehlerdaten an den Schneidtisch geben, damit die Optimierung das beste Ergebnis im Zuschnitt erzielt. Alle diese Daten stehen auch dem Produktionsleiter zur Verfügung.

Was bringen die Daten überhaupt?

Einzelne Apps unterstützen den Produktionsleiter oder Bediener bei der Arbeit, denn er erhält frühzeitig Warnmeldungen, wenn Fehler auftreten oder eine Wartung anfällt. Er kann die generierten Prozessdaten zur Qualitätssicherung und zum Qualitätsnachweis heranziehen. Mit Hilfe des digitalen Fingerabdrucks lässt sich so der komplette Produktionsprozess zurückverfolgen.

In einem nächsten Schritt werden Maschinen, Produkte und Anlagen direkt miteinander kommunizieren, um sich gegenseitig zu optimieren oder selbst eine Wartung zu beauftragen.

Selbstfahrende Scheiben in der Produktion

Die interne Logistik ist ebenfalls ein Baustein der „Smart Factory“. „Automated Guided Vehicles“ (AGV), wie beispielsweise selbstfahrende Fächerwagen und Gestelle, lassen sich heute schon in die Produktionssoftware einbinden und übernehmen eigenständig Transportaufgaben zwischen den einzelnen Produktionslinien und Bearbeitungsstationen.

Dazu erläutert Bernhard Hötger, Geschäftsführer von Hegla, die solche AGVs auf der glasstec vorstellen wird: „AGVs helfen den Produktionsfluss zu verbessern. Als integraler Bestandteil unseres Leitsystems (von Hegla-Hanic) lassen sich die Fahrwege und Aufträge jederzeit – systemgesteuert oder vom Bediener – an die Maschinenverfügbarkeiten und sich verändernden Bearbeitungsprioritäten anpassen.“

Smarte Gläser deutlich auf dem Vormarsch

Die Studie „Smart Glass and Windows 2018-2028, Electric Shading and Semi Transparent PV“ der Marktforscher von IDTechEx erwartet für schaltbares Glas deutliche Umsatzzuwächse in Milliardenhöhe.

Solche Gläser und andere neue Glasanwendungen, etwa Leuchtgläser für die industrielle Serienproduktion, werden auf der glasstec zu sehen sein. Hier sollten Besucher auf der Sonderschau glass technology live (gtl) die Augen offen halten. In diesem Jahr widmet sich die Sonderschau den vier Schwerpunktthemen „Interaktive Fassaden/Display Glas“, „Energie und Performance,“ „Konstruktives“ Glas und „Neue Technologien“.

Rund drei Viertel der in der Sonderschau ausgestellten Exponate sind Premieren, Projekte aus der universitären Forschung, experimentelle Konzepte oder prämierte Arbeiten aus Wettbewerben.

Themenspezifische „Meet the Expert“-Sessions und die neue glasstec conference geben den Besuchern der glass technology live zudem die Gelegenheit, spannende Vorträge zu hören und an aktuellen Fachdiskussionen teilzunehmen.

Durch dieses Angebot haben die Messebesucher die Chance, neben der Begutachtung von neuen Produkten und Lösungen sich zudem vertiefendes Fachwissen über die Entwicklungen in der Glas- und Fassadenbranche anzueignen.

Weltrekorde und Superlative

Ein echter Blickfang wird ein Auto sein, das nur an zwei dünnen Verbundgläsern zwischen einem Stahlgestell befestigt ist. Diese jeweils nur 2,20 mm dünnen VSG-Scheiben bestehen aus zwei 2 m langen, von Glaston teilvorgespannten Gläsern, die von sedak mit SentryGlas laminiert wurden.

Ein weiterer Superlativ auf der diesjährigen glasstec stellt das weltweit größte gebogene Glas dar, welches von Northglass präsentiert wird. Die Bogenlänge beträgt 8 m, die Höhe 3,2 m. Weiter wird das größte laminierte Glas am Stand von Eastman zu sehen sein.

Schon alleine die hier genannten Rekorde lohnen den Weg nach Düsseldorf.—

Matthias Rehberger

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