_ „Die glasstec hat auch in diesem Jahr ihre Stellung als Weltleitmesse für die Glasbranche eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, zeigte sich Messedirektorin Birgit Horn gegenüber der GLASWELT zufrieden. „Über 40 Prozent der Besucher kamen mit konkreten Investitionsabsichten zur Messe. Die Aussteller sprechen von guten Geschäftsabschlüssen, vielversprechenden Kontakten und einer positiven Stimmung.“
Dies lasse für viele Aussteller ein gutes Nachmessegeschäft erwarten, so die glasstec-Direktorin.
Was gab es Neues zu sehen? Sehr klar wurde deutlich, dass der Trend zur Digitalisierung nicht mehr aufzuhalten ist.
Das zeichnet sich bei den neuen Entwicklungen im Segment Glasanwendungen für Fassade und Interieur ebenso deutlich ab, wie im Maschinen- und Anlagenbau – Stichwort Industrie 4.0.
Darüber hinaus wurde deutlich, dass das Kleben von Glas bei Fassaden – und anderen Konstruktionen – weiter auf dem Vormarsch ist. Ein schönes Beispiel hierfür war eine Ganzglas-Rutsche auf der Sonderschau glass technology live (siehe nächste Seite), die ohne jeglichen Metallverbinder auskommt. Im Segment Glaskleben stellte darüber hinaus Dow Corning interessante neuer Anwendungen für Punkt- und Flächenverklebungen von Glas vor.
Der Anbieter präsentierte weiter eine ganze Reihe von Structural-Glazing-Konstruktionen unter dem Motto 50+, d. h. es wurden SG-Fassaden gezeigt, deren Verklebungen bereits 50 Jahre und länger funktionieren, darunter auch das allererste Projekt mit einer Kraft übertragenden Verklebung, das bereits Mitte der 1960er-Jahre realisiert wurde.
Glas wird immer komplexer
Zu den Highlights der Messe gehörte eine Vielzahl an intelligenten und aktiven Gläsern für die Innen- und Fassadenanwendung. Gerade interaktives Glas als Trägermedium von Informationen und Elektronik waren auf einigen Ständen sowie auf der glass-technology-live-Sonderschau zu begutachten. Wir werden in Zukunft sicher eine ganze Reihe neuer Systeme am Markt finden, die sich auch mit der Gebäudesteuerung verknüpfen lassen und Funktionen für das Smart-Home übernehmen werden.
Weiter wird die Beleuchtung von Räumen über (Fenster-)Gläser an Bedeutung gewinnen. Hier waren Systeme zu sehen, die sich in ihrer Lichtqualität immer näher an Tageslicht heranarbeiten. Solche Gläser lassen sich auch als gläserne Trennwände und Raumteiler einsetzen.
4.0 und immer wieder 4.0
Spannend war zu sehen, dass die Maschinentechnik und die Softwaresysteme in Bezug auf Industrie 4.0 einen deutlichen Schritt weiter sind als auf der letzten glasstec.
Gerade bei den Maschinenherstellern und bei den Softwareanbietern war 4.0 sowie die Vernetzung von Maschinen- und Maschinenpools eindeutig das Thema.
Alles größeren Hersteller sind hier gut aufgestellt und haben entsprechend ausgelegte Anlagen präsentiert, um den Datenaustausch von Maschine und Steuerungssystemen mit der Produktionssoftware zu ermöglichen.
Wie sich vor diesem Hintergrund die Glasbranche in Deutschland entwickeln wird, bleibt spannend. Warum?
Die Umsetzung von 4.0 bedeutet nicht nur die passende Technik, ausschlaggebend ist gleichermaßen, dass Glasverarbeiter gemeinsam mit Kunden und Zulieferern ihre Informationen und (Produktions-)Daten austauschen. Dies muss in einem Umfang erfolgen, den es früher so noch nicht gab. Grundlage dafür ist ein großes Maß an Vertrauen, das gleichzeitig ein großes Maß an Sicherheit bedarf. Und das wird die Beziehungen der beteiligten Unternehmen untereinander verändern und vertiefen.
Die technischen Möglichkeiten sind wie gesagt heute gegeben, jetzt geht es daran, diese in der Praxis einzusetzen.
Damit sind wir wieder bei der glasstec: Bei den Anbietern von 4.0-Produkten waren alle großen Verarbeiter vorstellig, auch um einzukaufen. Gefehlt haben aber viele mittlere und kleine Firmen, teils auch, da finanzielle Reserven nicht (mehr) gegeben sind. Verarbeiter ohne solche Reserven werden einen schweren Stand haben, da sie sich eine digitale Vernetzung nicht leisten können.
Die glasstec 2018 findet vom 23. – 26. 10 2018 in Düsseldorf statt.—