_ Die Verwendung von Scannern zur Qualitätsprüfung beginnt heute bereits bei der Float-Herstellung und zieht sich bei den Glasveredlern über alle Fertigungsstufen.
Doch was bedeutet es, wenn zunehmend bei den Veredlern automatisiert wird?
Ein Wesenszug der Automatisierung ist es, händische Eingriffe zu vermeiden. Doch gerade die Verarbeitung von Isolierglas aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Basisgläsern sowie von verschiedensten Design- und Interieurgläsern stellt den Betrieb vor gewisse Herausforderungen bei der Justierung des Scanners.
Dieser muss nämlich in der Lage sein, möglichst das gesamte Glassortiment, inklusive beschichteter Gläser sowie satinierter, sandgestrahlter, lackierter und emaillierter Scheiben und Spiegel prüfen zu können.
Durch die Verwendung von mehreren Detektionskanälen sind beispielsweise die Scanner von Anbieter Viprotron bereits seit Längerem in der Lage, eine Vielzahl an auftretenden Fehlerarten bei Flachglas sicher zu erkennen, so Geschäftsführer Kai Vogel.
Neu sei allerdings, dass ab sofort auch die Prüfung von voll- oder teilflächig satinierten (geätzten) sowie von sandgestrahlten Gläsern möglich ist. Die schaffe gerade im Bereich der hochwertigen Haustürverglasungen sowie bei anspruchsvollen Interieurgläsern ganz neue Prüfmöglichkeiten. Dazu GF Kai Vogel: „Damit erreicht unsere Mehrkanaltechnik nochmals eine neue Leistungsstufe.“
Ist bei der Prüfung von satinierten oder sandgestrahlten Gläsern zumindest noch von einer teilweisen Lichtdurchlässigkeit auszugehen, stellt die Prüfung von Spiegeln, lackierten Gläsern (Interieur) oder emaillierten Scheiben (Fassade) eine komplett andere optische Herausforderung an den Scanner dar. Auch für lichtundurchlässige Gläser kann Viprotron aufgrund seiner Mehrkanaltechnologie entsprechend zugeschnittene Scanner-Lösungen zur Qualitätssicherung anbieten.
Gesenkter Verschnitt beim Glaszuschnitt
Kai Vogel: „Wenn der Verarbeiter sich entschließt zur Qualitätssicherung auf Scanner-Technik zu setzen, ist es von Vorteil, wenn die Prüfanlagen modular konstruiert sind. So können sie bei steigenden Anforderungen mitwachsen.‘“
Mithilfe einer Bandmaßkontrolle (Viprotron Jumbo Controller) zwischen Kipptisch und Schneidtisch lassen sich grobe Fehler wie Blasen und Einschlüsse bereits vor dem Zuschnitt lokalisieren.
Die Fehlerpositionen werden an eine Reoptimierungs-Software übergeben (z. B. A+W Defect Optimizer), die möglichst Schnitte, Verschnittflächen oder kleine Scheiben auf die Fehler legt. Diese Reoptimierungen helfen die Ausbeute faktisch zu erhöhen und im späteren Produktionsprozess teure Nachläufer zu vermeiden. Fehlscheiben können auch automatisch als Bruch gemeldet werden, um den unmittelbaren Nachschnitt anzustoßen.
Optimierung von Taktzeiten
Sollen alle zu Reklamationen führende Fehler frühzeitig aus dem Rennen genommen werden, lässt sich in verketteten Systemen hinter dem Brechen und vor der Sortierung eine Waschmaschine mit Scanner und Ausschleus- und Visitierstation einrichten, die eine Nachbeurteilung und -behandlung von Fehlerscheiben ermöglicht.
Hier bringt der Einsatz eines Scanners die Gewissheit, dass nur „gute“ Scheiben an die ISO-Linie gelangen. Damit lassen sich Produktivitätseinbußen durch Fehlerscheiben so gut wie ausschließen.
Automatisierung der ISO-Fertigung
Zu einer automatisierten Fertigung von Isolierglas bedarf es heute bei vielen Herstellern oft nur noch kleiner Schritte. Ist beispielsweise eine automatische Applikation des Abstandhalters im Einsatz, führt die Nutzung eines Scanners dazu, dass die visuelle Kontrolle durch einen Mitarbeiter entfallen kann.
Durch Kopplung des Scanners an die ISO-Linie kann beispielsweise erreicht werden, dass „gute“ Gläser direkt zur Isolierglas-Presse transportiert werden, während ausschließlich „schlechtes“ Glas in der Visitierstation angehalten und aus dem Fertigungslauf genommen wird. Häufig ist z. B. der Linienführer dafür verantwortlich in einem solchen „Schlecht“ Fall die Kontrolle dieses Glases zu übernehmen, um es entweder auszuschleusen oder durch Reinigung noch zu retten.
Prüfung vor dem Laminieren
Ähnlich wie an einer ISO-Linie mache es Sinn, auch in der Verbundglas-Fertigung einen Qualitäts-Scanner einzusetzen. Gerade wenn mehrere Scheiben aufeinander laminiert worden sind, ist der Glasfehler im Endprodukt unerreichbar, die gesamte VSG-Einheit muss dann ersetzt werden.
Um Folienschnipsel, Schmutzpartikel oder andere Pseudo-Fehler bereits vor dem Vorverbund der zu laminierenden Gläser zu entfernen, ist auch der Reinraum selbst ein geeigneter Ort, um die Scheibenprüfung vorzunehmen. Der Scanner kann also entweder im Reinraum platziert werden oder alternativ hinter der Waschmaschine und damit bevor die Gläser in den Reinraum einfahren.
Der Monitor der Fehleranzeige steht im Reinraum am Nullpunkt des Bandes, damit der Bediener bequem das ruhende Glas, bei dem der Scanner einen Fehler (z. B. Schmutz) angezeigt hat, begutachten kann. Dieses lässt sich dann ggf. reinigen, wodurch die Scheibe häufig gerettet werden kann.
Bei großen Scheibenformaten kann der Defect Pointer, ein Gerät zur Fehler-Visualisierung, zudem in Taktzeit verkürzender Funktion eingesetzt werden.
Endkontrolle für ISO-Einheiten und Sicherheitsgläser
Der Quality Checker von Viprotron prüft am Ende einer Isolier- oder Sicherheitsglas-Linie das fertige Glasprodukt vor dem Versand.
Beim Isolierglas steht hierbei die Detektion von kontrastreichen Fehlern, wie Kratzer, Einschlüsse oder Butylreste im Fokus sowie die Prüfung der Parallelität der Abstandhalter und die Rechtwinkligkeit von Sprossen in Relation zur Glaskante. Diese Anwendung können die Messebesucher auf dem Stand von Bystronic glass in Halle 14, Stand A 38 live begutachten.
Die Prüfung im Sicherheitsglas hat neben der Detektion der optischen Defekte darüber hinaus die Aufgabe, fehlende oder versetzte Lochbohrungen, Ausschnitte oder andere Konturfehler zu erkennen, indem ein DXF-Abgleich vorgenommen wird.
Noch effizientere Reklamationsbearbeitung
Die Prüfergebnisse der durch einen Scanner auf optische Fehler oder Fehlvermaßung hin kontrollierten Scheiben werden bei Systemen von Viprotron als PDF abgelegt. Damit hat der Verarbeiter im Reklamationsfall alle relevanten Daten zu jeder ausgelieferten Scheibe schnell im Zugriff. Dies wiederum hilft, teure Fahrten zur Reklamationsbesichtigung zu vermeiden, da dem Verarbeiter bereits alle Scheibendaten und Fehlerbilder der reklamierten Scheibe vorliegen. Dadurch kann eine Reklamation häufig direkt vom Schreibtisch aus bearbeitet und erledigt werden.—