_ Die Entwickler von Jodeit haben ein Verfahren entwickelet, bei dem der chemische Härte-Prozess von Glas ohne Unterbrechungen und damit kontinuierlich abläuft. Das ist neu und vor allem besser, so Dr.-Ing. Harald Jodeit, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens. Denn bei bisherigen Verfahren erfolgte dies in einem diskontinuierlichen Prozess.
Was ist anders? Nach herkömmlichen Verfahren wird das Material, um den für das Vorspannen nötigen Ionenaustausch zu realisieren, in einen elektrisch beheizten und mit einer Salzschmelze gefüllten Tank getaucht.
Je nachdem welches Ergebnis erzielt werden soll, verbleibt das Glas dort mehrere oder wenige Stunden. Anschließend wird es herausgeholt, gewaschen und getrocknet und der ganze Prozess kann wieder von vorne beginnen. Die Leistungsfähigkeit der Anlage hängt entschieden von der Anzahl und Größe der Salztanks ab. Je mehr Glas hineinpasst, desto höher ist auch der Durchsatz. Die Kapazität ist also stark beschränkt.
Kontinuierliches Härten ist besser
Den Härte-Prozess von Glas ohne Unterbrechungen durchzuführen, haben die Ingenieure und Techniker des deutschen Glasmaschinenherstellers JSJ Jodeit jetzt in die Tat umgesetzt. Die Funktionsweise ist vom Grundsatz her eher einfach:
Das vorgeheizte Glas wird nicht in einen Salztank getaucht, sondern durchläuft einen Tunnel, in dem es mit einem speziellen Salzgemisch besprüht wird.
Anschließend wandert es durch einen Durchlaufofen, wo es weiter erhitzt wird und der für die Festigkeitssteigerung erforderliche Ionenaustausch stattfindet. Am Ende der Linie kommt das Glas schließlich abgekühlt und chemisch vorgespannt aus der Anlage heraus. Da die Linie ständig neu bestückt werden kann, gibt es – anders als bei der herkömmlichen Methode – keine Unterbrechungen des Produktionsvorgangs.
Der Prozess erfolgt kontinuierlich, und das bringe erhebliche technologische und wirtschaftliche Vorteile. Wie der geschäftsführende Gesellschafter Dr.-Ing. Harald Jodeit unterstreicht. So lasse sich nicht nur der Durchsatz um „ein Vielfaches“ erhöhen.
Auch großformatige Sonderanfertigungen, für die derzeit oft eigens und für viel Geld auf die jeweiligen Maße zugeschnittene Salztanks gebaut werden müssten, könnten mit dem neuen Verfahren vor allem kostengünstiger vorgespannt werden.
Geeignet sei die Technik primär für alle natriumhaltigen Gläser und damit nicht nur für normales Float- und Dünnglas, sondern auch für Hohlglas und Spezialgläser.
Kostengünstigeres Verfahren
Zurzeit befindet sich das Projekt noch in der Erprobungsphase. Im Auftrag und in enger Kooperation mit einem Kunden, so Jodeit, sei man dabei, eine Pilotanlage zu bauen. Erste Testergebnisse sollen ab Oktober 2014 vorliegen.
Darauf basierend werde dann eine große Anlage für den industriellen Einsatz gebaut. Der Geschäftsführer geht davon aus, dass chemisches Vorspannen durch die neue erheblich kostengünstigere Technik für weit mehr Anwendungen als bisher interessant wird. „Es gibt noch viele Bereiche, in denen sich das chemische Vorspannen zur Festigkeitssteigerung verschiedenster Artikel durchsetzen wird.“
Doch JSJ Jodeit hat noch einiges mehr zu bieten, als komplette Produktionslinien für kontinuierliches chemisches Vorspannen von Glas.
Schon seit mehr als einem Jahr sind Mitarbeiter dabei, eine auf Infrarotstrahlung beruhende Technik zum thermischen Vorspannen von Glas zu entwickeln. Anders als bei den konventionell gas- oder elektrisch beheizten Systemen, wird mit der Infrarottechnik nicht der ganze Raum, sondern gezielt das Glas erhitzt. Und das spart nach Angaben von Jodeit „nicht unerheblich Energie“.
Außerdem seien die Prozesszeit und die Investitionskosten geringer.
Als weiteren Vorteil nannte der Geschäftsführer den geringeren Platzbedarf. Jodeit geht davon aus, dass die ersten Linien im kommenden Jahr verfügbar sein werden. Auf der glasstec soll die Technik erstmals vorgestellt werden.—
Tipp der Redaktion
Auf der glasstec wird Immo Trübger von JSJ Jodeit während des vom VDMA Forum Glastechnik durchgeführten Symposiums zu Qualitätskontrolle, Monitoring und Prozesssteuerung am zweiten Messetag das neue Verfahren dem Fachpublikum vorstellen.