_ „Das Geschäft mit Standard-Isoliergläsern macht heute keine Freude mehr, deshalb sind wir auf Spezialgläser umgestiegen und haben unsere Entwicklung ausgebaut“, so Torsten Bold. Mit trisophon bietet sein Unternehmen beispielsweise ein patentiertes 3-fach-Sicherheitsisolierglas für Paniktüranforderungen an, die insbesondere bei öffentlichen Gebäuden Verwendung finden.
Darüber hinaus veredelt der Glasverarbeiter mit einem Laserbearbeitungszentrum unterschiedlichste Glastypen bis zu einer Größe von 4 x 10 m. Mittels Laseroberflächengravur werden so auch Gläser bearbeitet, deren gesamte Fläche sich dann mittels Lichteinspeisung (über die Glaskante) homogen beleuchten lässt. Dieses zum Patent angemeldete Verfahren steht kurz vor der Markteinführung.
Diese Produkte sind das Ergebnis einer komplett neuen strategischen Ausrichtung, die vor vier Jahren vollzogen wurde. „Das war für uns ein großer Einschnitt“, erinnert sich Geschäftsführer Torsten Bold. „Die Massenproduktion von Isoliergläsern hatte sich für uns durch den ruinösen Preiskampf zu einem Geschäft ohne Perspektive entwickelt. Wir fassten daher den Entschluss, das bisherige Kerngeschäft herunterzufahren und uns konsequent zum Anbieter für Sonderlösungen weiterzuentwickeln.“
Hierunter fällt heute unter anderem die vollautomatische Produktion von Isoliergläsern bis 12 m Länge ohne Gewichts- und Glasdickenbeschränkung. Solche Sonderlösungen machen heute etwa 50 Prozent des Isolierglasumsatzes aus.
Die 1979 gegründete Isophon Glas GmbH ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen mit 100 Beschäftigten. Geschäftsführer Torsten Bold steht für die zweite Generation. Rund 800 Verarbeiter- und Industriekunden werden heute bedient. Ein umfangreiches Lager mit 250 verschiedenen Basisgläsern und eine eigene ESG-Fertigung bieten genügend Flexibilität, um auf verschiedenste „Sonderwünsche“ der Kunden einzugehen.
Industrielle Laserveredelung
Vor drei Jahren investierte der Glasverarbeiter in ein Laserbearbeitungscenter, mit dem sich heute nahezu alle Glasarten bis zu einer Fläche von 4 x 10 m veredeln lassen.
„Mit unserer vertikalen Anlage, die weltweit immer noch einzigartig ist, erfolgte der Schritt in die industrielle Laserveredelung von Flachglas. Mittlerweile sind wir mit diesem Service bei vielen Architekten bekannt, sodass wir mit dem Laser bereits schwarze Zahlen schreiben“, sagt Torsten Bold. Insgesamt sind im Unternehmen drei Mitarbeiter für die Laserbearbeitung bzw. -bedienung eingesetzt.
Die Anlage ermöglicht Gravuren in sehr hoher Qualität. Praktisch jede Graphik, jedes Design, Bild oder Foto lässt sich lasertechnisch auf große Scheiben bringen. Entweder als Gravur auf der Oberfläche oder als „schwebende“ 3D-Gravur innerhalb des Glaskörpers. So veredelte Scheiben werden zunehmend als attraktive Fassadenlösung im weltweiten Objektbau nachgefragt.
Neue Wege mit Paralight
Seit etwa anderthalb Jahren arbeitet man bei Isophon am Projekt Paralight, das nun kurz vor der Marktreife steht, wie Mike Förster, Leiter Business Development, bestätigt. Bei Paralight sind die Laseroberflächengravuren von Gläsern so berechnet, dass die gesamte Oberfläche über die Glaskante einheitlich durch LED’s beleuchtet wird.
Bearbeitet werden vornehmlich Weißgläser, die mit einer weitgehend unauffälligen Lasergravur versehen sind.
Der Veredler ist in der Lage, Gläser bis zu einem Maximalmaß von 3,2 x 10 m bei zweiseitiger Lichteinspeisung homogen auszuleuchten. Bei einseitiger Einspeisung ist je nach Lichtfarbe eine Höhe bis zu 2,5 m möglich. Die Gravur ist dabei so unauffällig eingebracht, dass sie aus einiger Entfernung kaum wahrnehmbar ist. Gegenwärtig entwickelt man Profile, die auf die jeweiligen Glasdicken abgestimmt sind und in denen LED‘s direkt integriert werden.
Die Anwendungsbereiche für die Architektur sind vielfältig. Von beleuchteten Brüstungsgeländern und Vordächern, Duschtrennwänden, begehbaren Gläsern oder als Sichtschutz im Außenbereich bis zu Fassadenplatten zur Illumination von ganzen Objekten gibt es ein breites Anwendungsspektrum.
Innovatives Sicherheits-Isolierglas
Der Durchbruch als Spezialist für Sonderlösungen war die Entwicklung von trisophon. Hierbei handelt es sich um ein 3-fach-Sicherheitsisolierglas mit einer integrierten Scheibe aus Polycarbonat in 8 mm Stärke im Standardaufbau, die in einem speziellen Profilsystem befestigt ist. Das Sicherheitsglas erfüllt alle Paniktüranforderungen im öffentlichen Bereich. Dabei bietet die schwimmende Lagerung des Polycarbonatkerns einige Vorteile gegenüber laminierten Systemen: Der Kunststoff hat einen deutlich höheren Ausdehnungskoeffizienten als Glas. Anders als bei laminierten Produkten, führt die schwimmende Lagerung deshalb weder bei sehr hohen noch bei niedrigen Temperaturen zu Delaminationen oder Verwerfungen.
Im Profil kann sich die Polycarbonateinlage durch die zwängungsfreie Lagerung in alle Richtungen ausdehnen, da kein Kontakt zum Randverbund besteht. Das Pumpverhalten bei trisophon entspricht dem eines 2-fach-ISO, da die Scheibenzwischenräume nicht hermetisch voneinander getrennt sind. Damit lasse sich zugleich eine ähnliche Langlebigkeit wie bei einer konventionellen Isolierverglasung erreichen.
Das System ist widerstandsfähiger und leichter als herkömmliche Lösungen, da die Absorption der kinetischen Energie nicht durch Masse, sondern vor allem durch die schwimmende Lagerung des Polycarbonats erreicht wird. Der innere Kern federt und absorbiert die Energie wie in einem Netz. Dies verleiht trisophon die Eigenschaft, dass es mit Werkzeugen wie Hammer, Axt oder Brecheisen nicht zu durchdringen ist. Bereits im Standardaufbau erfüllt das Sicherheitsglas die höchste Durchbruchhemmung P8B bei 40 kg Gewicht und 38 mm Gesamtstärke. Dies wurde vom ift Rosenheim bescheinigt. Das System für Paniktüranwendungen ist nach P6B zertifiziert. Weiter liegt ein P7B Zertifikat vor sowie ein Prüfbericht für die RC 3-Eignung des Glases. Schon im Standardaufbau verfügt trisophon über eine Durchschusshemmung bis zur Klasse BR 2 NS. Zudem gibt es Varianten mit Beschusshemmung bis BR 6 NS.
Das System ist vollkommen modular. Praktisch jede Sonnen- und Wärmeschutzbeschichtung ist möglich. Es gibt geprüfte Schallschutzaufbauten bis zu 52 dB. Das gegenüber der Lamination deutlich einfachere Produktionsverfahren macht trisophon auch preislich attraktiv.
Alleinstellungsmerkmale auch für Fenster- und Fassadenbauer
Die konsequente Spezialisierung auf Sonderlösungen hat sich für Isophon in jeder Beziehung ausgezahlt, denn das Unternehmen konnte dadurch in den zurückliegenden Jahren im Schnitt jeweils zweistellig wachsen, so Geschäftsführer Bold. Langsam erreiche man räumliche Grenzen: Der Bau einer neuen 5000 m2 großen Halle für Zuschnitte steht noch für dieses Jahr an.
Auch der Mitarbeiterstamm wird in den kommenden Monaten auf bis zu 125 Personen ausgebaut. Aktuell investiert man in einen komplett robotergesteuerten Fertigungsbereich, der in der Glasbranche Akzente setzen soll – sozusagen Glasverarbeitung 4.0.
So aufgestellt sieht Torsten Bold die Firma gut gerüstet für die Zukunft, die nach seiner Überzeugung Fenster mit mehr Funktionen, wie z. B. Möglichkeiten zur Energieerzeugung, hervorbringen wird.
Isophon zeigt, wie erfolgreich eine komplette Neuausrichtung sein kann, um für Kunden aus dem Fassaden- und Fenstersegment sowie auch für Glasverarbeiter neue, anspruchsvolle Glasprodukte anzubieten, die für diese wiederum Alleinstelllungsmerkmale ermöglichen. Für diesen Schritt waren aber nicht nur große Investitionen nötig, sondern auch der unternehmerische Mut, den eingeschlagenen Weg beizubehalten.—
Mehr als nur Gelaserte Gläser
Mit dem Laserbearbeitungscenter kann Isophon heute fast alle Glasarten bis zu einer Fläche von 4 x 10 m an der Oberfläche und im Glas lasergravieren.
Gläser bohren, sägen, schleifen, polieren, fräsen und sandstrahlen runden das Veredlungs-Angebot ab.