_ „Die Dynamik bei Sicherheitsglas gewinnt bei uns weiter an Fahrt", so Thorsten Hoffmann, „da die Anforderungen an die aktive, passive und konstruktive Sicherheit steigen.“ Der Firmeninhaber des Hoffmann-Stammhauses in Peine sieht seit Jahren eine steigende Nachfrage nach Sicherheitsgläsern. Ursache hierfür seien zum einen baurechtliche Erfordernisse, zum anderen aber auch ein wachsendes Selbstverständnis für die Notwendigkeit von Sicherheitsglas in der Fassade. Einer der Schwerpunkte in seinem Sortiment sind deshalb speziell für Sicherheitsanwendungen angepasste Fassadengläser. Diese werden vielfach von Metall- und Fassadenbauern nachgefragt und generieren große Umsatzanteile.
Für Sicherheitsgläser bietet das Unternehmen darüber hinaus eine splitterbindende Schutzschicht an, die aus eigener Entwicklung stammt. Hoffmann: „Im Bruchfall bleiben die Splitter an unserer Schutzschicht haften. Die transparente und zähelastische PU-Schicht namens HG-MP2008 Liquid Safe lässt sich vor der Glasmontage aber auch auf bereits eingebaute Gläser applizieren.“ Für diese Anwendung sieht er ein großes Potenzial, denn bei vielen Bauten seien zwar Glasart und Dicke ausreichend statisch dimensioniert, die Verkehrssicherheit hingegen werde oft nicht ausreichend beachtet. Gerade bei Profilbauglas im Bereich Absturzsicherung könne die Liquid Safe Beschichtung wertvolle Dienste leisten. Weiter könne sie bei Schadensfällen durch ESG-Spontanbruch dafür sorgen, dass die Splitter an der Beschichtung haften blieben.
Einsatz und Verarbeitung
Sollen bei anstehenden Sanierungen die bestehenden ESG-Scheiben ausgetauscht werden, z. B. gegen VSG-Gläser, sei die Liquid Safe-Beschichtung dann eine interessante Alternative, wenn die höheren VSG-Gewichte nicht durch die bestehende Konstruktion verkraftet werden können. Durch den Einsatz der splitterbindenden Schicht lassen sich solche Gewichtsanstiege vermeiden. Neben der auch nachträglich zu erreichenden Resttragfähigkeit könnten mit der Liquid Safe Beschichtung auch unebene und nicht plane Oberflächen beschichtet werden. Der U-Wert und der g-Wert veränderten sich durch das Auftragen der Beschichtung nicht, so Hoffmann. Für das Aufbringen der Beschichtung sind mehrere Fertigungsschritte erforderlich, die je nach Produkt und Anwendungsfall entsprechende Zeiten benötigen, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Die gesamte Bearbeitung erfordert eine weitestgehend staubfreie Umgebung ohne direkte Sonneneinstrahlung in geschlossenen Räumen. Vor dem Aufbringen ist zuerst das Reinigen der Glasoberflächen erforderlich. Dann folgen die Arbeitsgänge Primern, Grundieren und das Aufbringen als zähflüssige Schicht auf die Glasoberfläche. Während der gesamten Bearbeitungsdauer müssen im Raum klar definierte Bedingungen in Bezug auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit berücksichtigt und gewährleistet werden. Zwischen den Arbeitsgängen muss die Schicht Zeit haben auszuhärten. Nach der Beschichtung erfolgt zur Qualitätskontrolle eine Schichtdickenmessung. Aufgrund der einzelnen Arbeitsgänge und der entsprechenden Aushärtezeiten benötigt der gesamte Prozess je nach Anwendungsfall bis zu zwei Wochen. Während dieser Zeit darf die Schicht keinen Kontakt zu anderen Materialien haben. Neben diversen kleineren Objekten kam die Applikation bereits auch bei zwei Großprojekten im Rahmen der Fassadensanierung zum Einsatz. Dazu zählt das Gebäude des Otto Versands in Hamburg. Dort wurden rund 1000 Glasfelder saniert. Besondere Anforderungsbedingungen waren hier u. a. die zweiseitig linienförmige Lagerung. Ein weiteres Großobjekt nahe Frankfurt wurde in 2013 fertiggestellt. Hier wurden die Brüstungsgläser mit der splitterbindenden Schicht saniert. Der große Unterschied zwischen beiden Objekten lag darin, dass einmal die Scheiben im Werk beschichtet wurden. Während bei dem Frankfurter Objekt das Aufbringen vor Ort erfolgte. Hoffmann: „Um einen reibungslosen Ablauf bei laufendem Geschäftsbetrieb zu gewährleisten, wurde die komplette Umglasung durch unseren eigenen Glasbau realisiert.“
Drei Standorte, drei Schwerpunkte
Die drei Hoffmann-Niederlassungen konzentrieren ihre Angebote und Kapazitäten unterschiedlich, wobei sie sich insgesamt ergänzen. So liegt der Schwerpunkt in Landsberg bei Halle auf Isoliergläsern für Fenster und Fassade. Dort werden bei VSG und Isolierglas Jumboformate bis 6000 x 3210 mm verarbeitet. Die Hauptkunden kommen dort aus dem Bereich Metall- und Fassadenbau.Die Berliner Niederlassung konzentriert sich auf den Handel, der durch eine ISO-Produktionsstraße ergänzt wird. Auch Spezialglas und Sondergrößen zählen dort zum Sortiment, z. B. Dünnglas ab 1 mm bis hin zu Floatglas mit 15 mm Stärke sowie VSG bis 6000 x 3210 mm und 16 mm stark. In Peine richtet man den Fokus auf die Glasveredlung, die Isolierglasfertigung und den Handel. Auf die Frage nach dem Automationsgrad der einzelnen Werke sagt Hoffmann, dass der Grad der Automatisierung auch von der Homogenität der Kundenstruktur abhänge: „Ein Isolierglas-Hersteller, der meist Kunststoff-Fensterwerke beliefert, hat ganz andere Anforderungen als wir. Da wir verschiedenste Bereiche der Veredlung und Fertigung abdecken, haben wir eine inhomogene Kundenstruktur. Ein zu hoher Automatisierungsgrad macht bei unserem Produktmix und unseren Losgrößen betriebswirtschaftlich keinen Sinn. In Bezug auf Glaszuführung, Glasbe- und verarbeitung sowie die Produktion von 3-fach-Isolierglas und Übergrößen sind wir dennoch auf dem technisch neuesten Stand.“Mit Blick auf den Interieurbereich wurde am Standort Peine das Glassortiment umfassend erweitert. Produkte sämtlicher Glashersteller findet man hier in Form von Spiegeln, lackierten Gläsern und als Designgläser für Küche, Bad und Wohnbereich. Hierbei lassen sich mithilfe der CNC-Technik von Bottero die unterschiedlichsten Typen von Interieurglas veredeln: Durch die vielfältigen Möglichkeiten des neuen CNC-Zentrums von Bottero können dort jetzt alle Gläser in die gewünschte Form gebracht beziehungsweise verarbeitet werden. Thorsten Hoffmann: „Als inhabergeführtes, konzernunabhängiges Unternehmen geht es uns in erster Linie um die Qualität, nicht um die Quantität.“ Thorsten Hoffmann vertritt hier eine klare Meinung: „Unser Vertrieb hat nicht die Vorgabe, den Umsatz oder den Absatz jedes Jahr zu steigern. Bleiben Umsatz und Produktionsmenge auf dem aktuellen Niveau, reicht das aus. Unsere Zielsetzung ist es, die innerbetrieblichen Abläufe, den Produktmix sowie die Kundenstruktur immer weiter zu optimieren.“—