_ Die Glasveredler aus der Oberpfalz richten ihren Fokus auf Sicherheitsglas, insbesondere auf ESG-Spezialanfertigungen. „Als Komplettanbieter von ESG fertigen wir ausschließlich individuelle Einzelscheiben an“, sagt Geschäftsführer Achim Haag nicht ohne Stolz. „Unseren Schwerpunkt legen wir dabei auf Duschkabinengläser, Glastüren und Interieurgläser.“
Die Produktionsstätten sind so ausgelegt, dass auch ungewöhnliche Größen und Seitenverhältnisse umgesetzt werden können, etwa ESG-Scheiben im Verhältnis von 1 : 20. Die Produktspanne reiche dabei vom kleinstmöglichen Glas mit einer Diagonalen von 250 mm bis hin zu 2440 x 4800 mm großem ESG. Das umfangreiche Lager umfasse circa 20 000 m² Floatglas und rund 40 000 m² Ornamentglas. Und jedes der Glasprodukte durchläuft eine umfassende Qualitätsprüfung im Laufe der Produktion sowie eine ausführliche Endkontrolle.
Um die hochwertigen Scheiben dann sicher zum Auftraggeber zu bringen und Transportbeschädigungen auszuschließen, werden auf Kundenwunsch die Scheiben in Folie verschweißt und mit einem Kantenschutz versehen. Darüber hinaus erhalten die Kunden von Glasprofi noch weitere Unterstützung im Rahmen des Serviceangebots: Dazu zähle u. a. Hilfe bei der Einführung neuer Produkte sowie eine umfassende Beratung zu Technik, Qualität oder Design.
In der Firma wird der gesamte Produktionsprozess mit einem maßgeschneiderten EDV-System gesteuert, das alle Herstellungs- und Betriebsdaten erfasse und den Ablauf jederzeit transparent mache. So könne der Kunde immer den genauen Auftragsstatus seiner Bestellung abfragen.
Im Rahmen der Automatisierung hat das Unternehmen auch in Robotertechnik investiert: Auf die Frage warum, meint Geschäftsführer Haag: „Die Automatisierung spielt bei uns in allen Fertigungsbereichen eine wichtige Rolle“. Dies umfasse einen Grundautomatisierungsgrad mit einer optimalen Maschinenanbindung und Vernetzung durch die Produktionssoftware. Dabei spielen auch mehrere Roboter eine wesentliche Rolle. Diese werden überall dort eingesetzt, wo es auf konstante Leistung und genaue, reproduzierbare Qualität ankommt.
Roboter in der Glasverarbeitung liegen im Trend
„Wir richten unseren Fokus auf Prozesssicherheit durch eine flexible Automatisierung”, so Haag. Das bedeute, dass man sich nicht von der Automatisierungskette abhängig mache wolle. Sollte einmal eine Anlage ausfallen, stehe nicht die ganze Prozesskette still und man könne trotzdem weiter fertigen.
Mit Blick auf die Roboter sagt Haag: „Beim Kauf des ersten Roboters ging es uns darum, die Kundenvorgaben in Bezug auf eine geschliffene Glaskante möglichst effizient zu erfüllen. Damals entschieden wir uns für die Kombination aus einem Roboter der W. Knittel Glasbearbeitungs GmbH und bewährter Maschinentechnik von Bottero. So konnten wir die Prozesssicherheit und den Automatisierungsgrad erhöhen, ohne an Flexibilität zu verlieren.”
Bereits bei der Planung wurde ein Blick auf künftige Anwendungsmöglichkeiten gerichtet, um auf später aufkommende Kundenanforderungen reagieren zu können.
Neben wirtschaftlichen Aspekten spielten bei der Investitionsplanung u. a. der Wettbewerb, der demografische Wandel und die Ausbildungs- und Arbeitsmarktsituation eine Rolle.
Doch es ging um noch mehr: „Uns war es wichtig, dass wir mithilfe der Roboter in der Lage sind, unsere Mitarbeiter körperlich zu entlasten. Die Roboter übernehmen dort die Arbeit, wo wiederkehrende „monotone“ Tätigkeiten anfallen. Diese lassen sich so effizient und in konstanter Qualität ausführen, etwa beim einseitigen, vertikalen Kantenschleifen mit Roboterwendestation” (Bild links). Aufgrund des mechanischen Helfers müsse so kein Mitarbeiter mehr jede Scheibe dreimal drehen. Das macht jetzt der Roboterarm. Und das acht Stunden lang in derselben Qualität.
Haag: „Ich sehe bei der Glasverarbeitung eine Vielzahl von Einsatzfeldern, wo sich die Robotertechnik anwenden lässt. Vor allem überall dort, wo das Potenzial der Mitarbeiter nicht gefordert und gefördert wird, und gewisse Umstände Investitionen in konventionelle Maschinen nicht zulassen.”
Ein einfaches Beispiel: Bei Arbeiten, wo der Transport innerhalb einer Maschine nur von A nach B erfolgt, lasse sich der Roboter optimal einsetzen. Kurzum, überall dort wo wiederkehrende Arbeiten mit hohen Anforderungen an die Genauigkeit erfolgen müssen, ohne den Anspruch an die Kreativität und Intuition, ergeben sich Einsatzfelder für die Robotertechnik.
Der Roboter allein ist kein Allheilmittel
Als einer der Pioniere von Roboterunterstützung für die Veredelung von Architekturglas habe Haag keinen Zweifel daran, dass auch die Robotertechnik in der Glasbranche ihre Berechtigung findet: Gleichwohl gebe es auch die Risiken, die betrachtet werden müssen. Das Ziel einer Investition müsse es sein, Geld zu verdienen. Erst dann lasse sich klären, ob ein Roboter in der eigenen Fertigung das Richtige ist.
Ob die Glasbranche mehr in Robotertechnik investieren solle, betrachtet Geschäftsführer Haag differenziert, denn die Frage lasse sich nicht pauschal beantworten. Die Entscheidung über den „richtigen Invest“ müsse unter Berücksichtigung vieler Faktoren getroffen werden.
„Der Roboter ist kein Allheilmittel für Probleme in der Produktion“, davon ist der Geschäftsführer überzeugt. Der Verarbeiter müsse im Vorfeld der Investition genau abwägen, was er erreichen will. Sei diese Entscheidung gefallen, müsse die Einbindung der Robotertechnik entsprechend in den Kontext der gesamten Bearbeitungslinie umgesetzt werden. Auf die Frage nach den Trends im Glasmarkt meint Haag: „Aus meiner Sicht wird der Flachglasbedarf in Europa weiter steigen. Allerdings sind die Zeiten aufgrund der aktuellen Überkapazitäten nicht rosig. Die Chancen für Glasverarbeiter liegen in der Differenzierung durch Dienst- und Serviceleistung.”
Im Interieur sehe er ein zukünftiges Wachstum für Designgläser, die der Hersteller unter „Create Your Glass“ vertreibt.
Achim Haag: „Die anhaltende Nachfrage nach vielfältigen Designgläsern mit hochwertigen Veredlungen, wie unsere patentiere Sandstrahltechnik profidur IC oder Siebdrucktechniken, spricht für sich.” —